Dem allen ungeachtet halt ich dafür, daß diese Einrede meine Behauptung nicht un- tergrabe. Will zwar nicht in Abrede seyn, daß dieser berühmte Ketzermacher tüchtig unter den Theologen seiner Kirch aufräu- men, und wenigstens zwey Drittel davon aus ihren Pfründen zum Land hinaus ja- gen würd', wenn er könnt, wie er wollt'; will auch nicht leugnen, daß mancher Schul- mann sein Bündel schnallen, und anstatt des Schulzepters den Pilgerstab in die Hand nehmen müßt', wenn die Fürsten an phi- lantropinischen Anstalten eben den Geschmack fänden, als an militarischen: aber wenn ein oder der andre Zelot über die Schnur haut, so ist das nur eine Ausnahm' von der Re- gel, und nicht die Regel selbst. Wär mirs doch bald selbst begegnet, daß ich aus phy- siognomischen Enthusiasmus gegen den ehrlichen Mag. Wabbel auch den Ritter mit der streitbaren Hand gespielt hätt'.
Frag.
Dem allen ungeachtet halt ich dafuͤr, daß dieſe Einrede meine Behauptung nicht un- tergrabe. Will zwar nicht in Abrede ſeyn, daß dieſer beruͤhmte Ketzermacher tuͤchtig unter den Theologen ſeiner Kirch aufraͤu- men, und wenigſtens zwey Drittel davon aus ihren Pfruͤnden zum Land hinaus ja- gen wuͤrd’, wenn er koͤnnt, wie er wollt’; will auch nicht leugnen, daß mancher Schul- mann ſein Buͤndel ſchnallen, und anſtatt des Schulzepters den Pilgerſtab in die Hand nehmen muͤßt’, wenn die Fuͤrſten an phi- lantropiniſchen Anſtalten eben den Geſchmack faͤnden, als an militariſchen: aber wenn ein oder der andre Zelot uͤber die Schnur haut, ſo iſt das nur eine Ausnahm’ von der Re- gel, und nicht die Regel ſelbſt. Waͤr mirs doch bald ſelbſt begegnet, daß ich aus phy- ſiognomiſchen Enthuſiaſmus gegen den ehrlichen Mag. Wabbel auch den Ritter mit der ſtreitbaren Hand geſpielt haͤtt’.
Frag.
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Dem allen ungeachtet halt ich dafuͤr, daß
dieſe Einrede meine Behauptung nicht un-
tergrabe. Will zwar nicht in Abrede ſeyn,
daß dieſer beruͤhmte Ketzermacher tuͤchtig
unter den Theologen ſeiner Kirch aufraͤu-
men, und wenigſtens zwey Drittel davon
aus ihren Pfruͤnden zum Land hinaus ja-
gen wuͤrd’, wenn er koͤnnt, wie er wollt’;
will auch nicht leugnen, daß mancher Schul-
mann ſein Buͤndel ſchnallen, und anſtatt des
Schulzepters den Pilgerſtab in die Hand
nehmen muͤßt’, wenn die Fuͤrſten an phi-
lantropiniſchen Anſtalten eben den Geſchmack
faͤnden, als an militariſchen: aber wenn ein
oder der andre Zelot uͤber die Schnur haut,
ſo iſt das nur eine Ausnahm’ von der Re-
gel, und nicht die Regel ſelbſt. Waͤr mirs
doch bald ſelbſt begegnet, daß ich aus phy-
ſiognomiſchen Enthuſiaſmus gegen den
ehrlichen Mag. Wabbel auch den Ritter mit
der ſtreitbaren Hand geſpielt haͤtt’.
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/116>, abgerufen am 16.07.2024.
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