klang, wie er seyn könne harmonischer Ein- klang oder Zusammenklang, ruhend auf eben so erweißbarem physischen Grunde, als die Bestimmtheit des Wohllauts oder auch des Mißlauts im Zusammenklang verschiedener Töne, aus dem geometrischen Verhältnisse der Länge oder Verkürzung der Saiten. Dafür aber auch sind dem Hohnlacher ver- schlossen die Pforten des Heiligthums, wie billig, zur Strafe: er ist unter dem Ban- ne, denn er will es so, weil er sich selbst verbannet. Sezt sich hin an die reine Sil- berquelle, schmachtend und durstend, will sich nicht hinab beugen, des köstlichen Was- sers zu kosten, sondern lieber Muthwillen treiben, drein harnen, oder Staub drein werfen um es zu trüben; liebt nicht, und wird nicht geliebt. Das waren meine Ge- danken -- --
Meine Gedanken??? Behür' der Him- mel! Da weiß ich kein Wort von! Muß traun ein Glößlein einschieben, daß ich das Werk wieder eingleise. Hat der Schönfär- ber hier von seiner eignen Farb so viel auf- getragen, und mein Gemächts dergestalt und also überpinselt, daß kaum einer mei- ner Grundzüg noch durchschimmert. Möcht
ein
klang, wie er ſeyn koͤnne harmoniſcher Ein- klang oder Zuſammenklang, ruhend auf eben ſo erweißbarem phyſiſchen Grunde, als die Beſtimmtheit des Wohllauts oder auch des Mißlauts im Zuſammenklang verſchiedener Toͤne, aus dem geometriſchen Verhaͤltniſſe der Laͤnge oder Verkuͤrzung der Saiten. Dafuͤr aber auch ſind dem Hohnlacher ver- ſchloſſen die Pforten des Heiligthums, wie billig, zur Strafe: er iſt unter dem Ban- ne, denn er will es ſo, weil er ſich ſelbſt verbannet. Sezt ſich hin an die reine Sil- berquelle, ſchmachtend und durſtend, will ſich nicht hinab beugen, des koͤſtlichen Waſ- ſers zu koſten, ſondern lieber Muthwillen treiben, drein harnen, oder Staub drein werfen um es zu truͤben; liebt nicht, und wird nicht geliebt. Das waren meine Ge- danken — —
Meine Gedanken??? Behuͤr’ der Him- mel! Da weiß ich kein Wort von! Muß traun ein Gloͤßlein einſchieben, daß ich das Werk wieder eingleiſe. Hat der Schoͤnfaͤr- ber hier von ſeiner eignen Farb ſo viel auf- getragen, und mein Gemaͤchts dergeſtalt und alſo uͤberpinſelt, daß kaum einer mei- ner Grundzuͤg noch durchſchimmert. Moͤcht
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klang, wie er ſeyn koͤnne harmoniſcher Ein-
klang oder Zuſammenklang, ruhend auf eben
ſo erweißbarem phyſiſchen Grunde, als die
Beſtimmtheit des Wohllauts oder auch des
Mißlauts im Zuſammenklang verſchiedener
Toͤne, aus dem geometriſchen Verhaͤltniſſe
der Laͤnge oder Verkuͤrzung der Saiten.
Dafuͤr aber auch ſind dem Hohnlacher ver-
ſchloſſen die Pforten des Heiligthums, wie
billig, zur Strafe: er iſt unter dem Ban-
ne, denn er will es ſo, weil er ſich ſelbſt
verbannet. Sezt ſich hin an die reine Sil-
berquelle, ſchmachtend und durſtend, will
ſich nicht hinab beugen, des koͤſtlichen Waſ-
ſers zu koſten, ſondern lieber Muthwillen
treiben, drein harnen, oder Staub drein
werfen um es zu truͤben; liebt nicht, und
wird nicht geliebt. Das waren meine Ge-
danken — —
Meine Gedanken??? Behuͤr’ der Him-
mel! Da weiß ich kein Wort von! Muß
traun ein Gloͤßlein einſchieben, daß ich das
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ber hier von ſeiner eignen Farb ſo viel auf-
getragen, und mein Gemaͤchts dergeſtalt
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/86>, abgerufen am 16.02.2025.
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