wogen, reichlich wuchernde Fruchtgarbe dem der nicht ermüdet die Hand an deu Pflug zu legen, aufgelockerte Furchen zu ziehen, und Keimtrieb umschließendes Saatkorn dar- ein zu verbergen; und wieder ganz natür- lich, Sonnenhirse oder flachwurzelndes Far- renkraut, über Flugsand sich hinbreitend, der Gewinn der im Schoos läßig ruhenden Hand, so lange nicht Thatkraft sie belebt, die unfruchtbare Oberfläche zu durchbrechen, um befeuchtenden Hauch der all belebenden Luftsäure einzusaugen. -- Ja zuweilen glat- ter Bachstein aus der Schleuder des rüsti- gen Hirtenknaben, gegen die Felsenstirn des Hohnsprechenden Giganten geworfen.
Eins von diesen dreyen gewiß, dem im Vorhof des physiognomischen Heiligthums weilenden Schauer. Der Eingeweihete, oder eigentlich der wahre Artist suchet und findet, bähet und wärmet seine erstarrten Gliedmaßen an der heiligen Flamme des Al- tars, und gehet hinab gerechtfertiget. Der Sudler tappt im Finstern, haucht in die hohle Hand, bleibt eiskalt und fühlt nicht die wohlthätige Einwirkung ienes ätherischen Feuers. Der spöttelnde Nasenrümpfer mißkennt ganz den physiognomischen Drey-
klang,
wogen, reichlich wuchernde Fruchtgarbe dem der nicht ermuͤdet die Hand an deu Pflug zu legen, aufgelockerte Furchen zu ziehen, und Keimtrieb umſchließendes Saatkorn dar- ein zu verbergen; und wieder ganz natuͤr- lich, Sonnenhirſe oder flachwurzelndes Far- renkraut, uͤber Flugſand ſich hinbreitend, der Gewinn der im Schoos laͤßig ruhenden Hand, ſo lange nicht Thatkraft ſie belebt, die unfruchtbare Oberflaͤche zu durchbrechen, um befeuchtenden Hauch der all belebenden Luftſaͤure einzuſaugen. — Ja zuweilen glat- ter Bachſtein aus der Schleuder des ruͤſti- gen Hirtenknaben, gegen die Felſenſtirn des Hohnſprechenden Giganten geworfen.
Eins von dieſen dreyen gewiß, dem im Vorhof des phyſiognomiſchen Heiligthums weilenden Schauer. Der Eingeweihete, oder eigentlich der wahre Artiſt ſuchet und findet, baͤhet und waͤrmet ſeine erſtarrten Gliedmaßen an der heiligen Flamme des Al- tars, und gehet hinab gerechtfertiget. Der Sudler tappt im Finſtern, haucht in die hohle Hand, bleibt eiskalt und fuͤhlt nicht die wohlthaͤtige Einwirkung ienes aͤtheriſchen Feuers. Der ſpoͤttelnde Naſenruͤmpfer mißkennt ganz den phyſiognomiſchen Drey-
klang,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0085"n="79"/>
wogen, reichlich wuchernde Fruchtgarbe dem<lb/>
der nicht ermuͤdet die Hand an deu Pflug<lb/>
zu legen, aufgelockerte Furchen zu ziehen,<lb/>
und Keimtrieb umſchließendes Saatkorn dar-<lb/>
ein zu verbergen; und wieder ganz natuͤr-<lb/>
lich, Sonnenhirſe oder flachwurzelndes Far-<lb/>
renkraut, uͤber Flugſand ſich hinbreitend,<lb/>
der Gewinn der im Schoos laͤßig ruhenden<lb/>
Hand, ſo lange nicht Thatkraft ſie belebt,<lb/>
die unfruchtbare Oberflaͤche zu durchbrechen,<lb/>
um befeuchtenden Hauch der all belebenden<lb/>
Luftſaͤure einzuſaugen. — Ja zuweilen glat-<lb/>
ter Bachſtein aus der Schleuder des ruͤſti-<lb/>
gen Hirtenknaben, gegen die Felſenſtirn des<lb/>
Hohnſprechenden Giganten geworfen.</p><lb/><p>Eins von dieſen dreyen gewiß, dem im<lb/>
Vorhof des phyſiognomiſchen Heiligthums<lb/>
weilenden Schauer. Der Eingeweihete,<lb/>
oder eigentlich der wahre Artiſt ſuchet und<lb/>
findet, baͤhet und waͤrmet ſeine erſtarrten<lb/>
Gliedmaßen an der heiligen Flamme des Al-<lb/>
tars, und gehet hinab gerechtfertiget. Der<lb/>
Sudler tappt im Finſtern, haucht in die<lb/>
hohle Hand, bleibt eiskalt und fuͤhlt nicht<lb/>
die wohlthaͤtige Einwirkung ienes aͤtheriſchen<lb/>
Feuers. Der ſpoͤttelnde Naſenruͤmpfer<lb/>
mißkennt ganz den phyſiognomiſchen Drey-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">klang,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[79/0085]
wogen, reichlich wuchernde Fruchtgarbe dem
der nicht ermuͤdet die Hand an deu Pflug
zu legen, aufgelockerte Furchen zu ziehen,
und Keimtrieb umſchließendes Saatkorn dar-
ein zu verbergen; und wieder ganz natuͤr-
lich, Sonnenhirſe oder flachwurzelndes Far-
renkraut, uͤber Flugſand ſich hinbreitend,
der Gewinn der im Schoos laͤßig ruhenden
Hand, ſo lange nicht Thatkraft ſie belebt,
die unfruchtbare Oberflaͤche zu durchbrechen,
um befeuchtenden Hauch der all belebenden
Luftſaͤure einzuſaugen. — Ja zuweilen glat-
ter Bachſtein aus der Schleuder des ruͤſti-
gen Hirtenknaben, gegen die Felſenſtirn des
Hohnſprechenden Giganten geworfen.
Eins von dieſen dreyen gewiß, dem im
Vorhof des phyſiognomiſchen Heiligthums
weilenden Schauer. Der Eingeweihete,
oder eigentlich der wahre Artiſt ſuchet und
findet, baͤhet und waͤrmet ſeine erſtarrten
Gliedmaßen an der heiligen Flamme des Al-
tars, und gehet hinab gerechtfertiget. Der
Sudler tappt im Finſtern, haucht in die
hohle Hand, bleibt eiskalt und fuͤhlt nicht
die wohlthaͤtige Einwirkung ienes aͤtheriſchen
Feuers. Der ſpoͤttelnde Naſenruͤmpfer
mißkennt ganz den phyſiognomiſchen Drey-
klang,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/85>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.