aus der Hirndrüse; ob mirs gleich so unbe- zweiffelt scheint, daß die Seele die Tangen- ten ihres Manuals im Hirn hat, als der Satanas die Seinen in den Lineamenten. Möcht also Gaßner mit seinem physiognomi- schen Beytrag immer daheim bleiben, -- wiewohl mirs vorkommt, die ganze Sach' sey nur ein Pfiff.
Als ich die sechs Zeichnungen ein wenig überschaut', dünkt' mich, die Köpf' wären mir zum Theil bekannt als Leut, die man einmal gesehen, und nicht acht drauf hat, wo? vemeint' daß sie nach Holzschnitten oder Kupfertafeln guter Meister kopiret wä- ren, aus irgend einer alten Bibel. Durch- blättert verlohrnerweis' meine Kupferbi- bel -- ist die sogenannte Staaten Ausgab -- da fand ich das Konterfey der Dirn mit den aufgebläheten Brüsten Numero 2. wies leibt und lebt, als die Ehebrecherin beym Jo- hannes im achten Kapitel, auf der Kupfer- tafel, nur mit dem Unterschied, daß die be- tastende Hand, die in der Zeichnung des Exoreisten seyn soll, im Kupfer einem bey- stehenden muthwilligen Kriegsknecht' zuge- hört.
Der
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aus der Hirndruͤſe; ob mirs gleich ſo unbe- zweiffelt ſcheint, daß die Seele die Tangen- ten ihres Manuals im Hirn hat, als der Satanas die Seinen in den Lineamenten. Moͤcht alſo Gaßner mit ſeinem phyſiognomi- ſchen Beytrag immer daheim bleiben, — wiewohl mirs vorkommt, die ganze Sach’ ſey nur ein Pfiff.
Als ich die ſechs Zeichnungen ein wenig uͤberſchaut’, duͤnkt’ mich, die Koͤpf’ waͤren mir zum Theil bekannt als Leut, die man einmal geſehen, und nicht acht drauf hat, wo? vemeint’ daß ſie nach Holzſchnitten oder Kupfertafeln guter Meiſter kopiret waͤ- ren, aus irgend einer alten Bibel. Durch- blaͤttert verlohrnerweis’ meine Kupferbi- bel — iſt die ſogenannte Staaten Ausgab — da fand ich das Konterfey der Dirn mit den aufgeblaͤheten Bruͤſten Numero 2. wies leibt und lebt, als die Ehebrecherin beym Jo- hannes im achten Kapitel, auf der Kupfer- tafel, nur mit dem Unterſchied, daß die be- taſtende Hand, die in der Zeichnung des Exoreiſten ſeyn ſoll, im Kupfer einem bey- ſtehenden muthwilligen Kriegsknecht’ zuge- hoͤrt.
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aus der Hirndruͤſe; ob mirs gleich ſo unbe-
zweiffelt ſcheint, daß die Seele die Tangen-
ten ihres Manuals im Hirn hat, als der
Satanas die Seinen in den Lineamenten.
Moͤcht alſo Gaßner mit ſeinem phyſiognomi-
ſchen Beytrag immer daheim bleiben, —
wiewohl mirs vorkommt, die ganze Sach’
ſey nur ein Pfiff.
Als ich die ſechs Zeichnungen ein wenig
uͤberſchaut’, duͤnkt’ mich, die Koͤpf’ waͤren
mir zum Theil bekannt als Leut, die man
einmal geſehen, und nicht acht drauf hat,
wo? vemeint’ daß ſie nach Holzſchnitten
oder Kupfertafeln guter Meiſter kopiret waͤ-
ren, aus irgend einer alten Bibel. Durch-
blaͤttert verlohrnerweis’ meine Kupferbi-
bel — iſt die ſogenannte Staaten Ausgab —
da fand ich das Konterfey der Dirn mit den
aufgeblaͤheten Bruͤſten Numero 2. wies leibt
und lebt, als die Ehebrecherin beym Jo-
hannes im achten Kapitel, auf der Kupfer-
tafel, nur mit dem Unterſchied, daß die be-
taſtende Hand, die in der Zeichnung des
Exoreiſten ſeyn ſoll, im Kupfer einem bey-
ſtehenden muthwilligen Kriegsknecht’ zuge-
hoͤrt.
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/63>, abgerufen am 16.02.2025.
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