sitzer zurück; denn sein Blumitemstolz war befriediget.
Der berühmte Naturaliensanmler Com- merson, durchkreuzte mehr als einen Welt- theil, für sein baares Geld Seltenheiten einzutauschen, für die sein Freind Maillart in ganz Paris kein Haus zum Aufbewahren finden konnte, weil der Gestenk seiner Fi- sche und andrer Sammlungen unerträglich war. Jhm roch aber sein Kloak wie Am- bra und Zibeth, weil sein Sanmlerstolz da- durch geschmeichelt ward.
Der Prediger in Mangelsdorf, der um eine Kopfslänge an Gelahrtheit über seine Confratres im Kirchsprengel hervor zu ra- gen strebt, und alle Bienenwärter, Rau- penwürger, Seidenbauer neben sich verach- tet, richtet eine Bibliothek an, hat auf alle periodische Schriften abonnirt; hat Schiff und Geschirr vermakelt, um seinen Na- men als Pränumerant hinter der Physio- gnomik verewiget zu sehen; ists wohl zu- frieden, daß er von seinen Aeckern Dorn und Disteln erndtet, wenn ihm nur kein Mensch die Ehre des Besitzes eines köstli- chen Bücherschatzes streitig macht.
Erwäg
ſitzer zuruͤck; denn ſein Blumitemſtolz war befriediget.
Der beruͤhmte Naturalienſanmler Com- merſon, durchkreuzte mehr als einen Welt- theil, fuͤr ſein baares Geld Seltenheiten einzutauſchen, fuͤr die ſein Freind Maillart in ganz Paris kein Haus zum Aufbewahren finden konnte, weil der Geſtenk ſeiner Fi- ſche und andrer Sammlungen unertraͤglich war. Jhm roch aber ſein Kloak wie Am- bra und Zibeth, weil ſein Sanmlerſtolz da- durch geſchmeichelt ward.
Der Prediger in Mangelsdorf, der um eine Kopfslaͤnge an Gelahrtheit uͤber ſeine Confratres im Kirchſprengel hervor zu ra- gen ſtrebt, und alle Bienenwaͤrter, Rau- penwuͤrger, Seidenbauer neben ſich verach- tet, richtet eine Bibliothek an, hat auf alle periodiſche Schriften abonnirt; hat Schiff und Geſchirr vermakelt, um ſeinen Na- men als Praͤnumerant hinter der Phyſio- gnomik verewiget zu ſehen; iſts wohl zu- frieden, daß er von ſeinen Aeckern Dorn und Diſteln erndtet, wenn ihm nur kein Menſch die Ehre des Beſitzes eines koͤſtli- chen Buͤcherſchatzes ſtreitig macht.
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ſitzer zuruͤck; denn ſein Blumitemſtolz war
befriediget.
Der beruͤhmte Naturalienſanmler Com-
merſon, durchkreuzte mehr als einen Welt-
theil, fuͤr ſein baares Geld Seltenheiten
einzutauſchen, fuͤr die ſein Freind Maillart
in ganz Paris kein Haus zum Aufbewahren
finden konnte, weil der Geſtenk ſeiner Fi-
ſche und andrer Sammlungen unertraͤglich
war. Jhm roch aber ſein Kloak wie Am-
bra und Zibeth, weil ſein Sanmlerſtolz da-
durch geſchmeichelt ward.
Der Prediger in Mangelsdorf, der um
eine Kopfslaͤnge an Gelahrtheit uͤber ſeine
Confratres im Kirchſprengel hervor zu ra-
gen ſtrebt, und alle Bienenwaͤrter, Rau-
penwuͤrger, Seidenbauer neben ſich verach-
tet, richtet eine Bibliothek an, hat auf alle
periodiſche Schriften abonnirt; hat Schiff
und Geſchirr vermakelt, um ſeinen Na-
men als Praͤnumerant hinter der Phyſio-
gnomik verewiget zu ſehen; iſts wohl zu-
frieden, daß er von ſeinen Aeckern Dorn
und Diſteln erndtet, wenn ihm nur kein
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/186>, abgerufen am 01.08.2024.
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