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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

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te fabricirt werden, findet keine Abneh-
mer.

Wahrlich, kein günstiger Adspekt für die
Wissenschaften! Aber Freund mit Gunst,
daß ich auch beym Gleichniß bleib': Sie
reden von der Sach wie'n Jud und nicht
wie'n Münzwaradein. Jener findet immer
das Geld, das andre Leut' im Sack tragen
zu leicht, um seines Vortheis willen, und
giebt nur seine Dukaten für voll und über-
wichtig aus; dieser dagegen prüft den wah-
ren Gehalt desselben mittelst der Streichna-
del oder auf der Kapell'. Kommt hier al-
les auf die Frag' an, was einer unter Ge-
lehrsamkeit versteh, ausserdem giebts Wort-
krieg, worinn leicht ieder Recht behält.

Mag. Gr. Wohlgesprochen! Das
Wort Gelehrsamkeit und Litteraturwesen ist
allerdings vieldentig. Nach dem ausge-
dehntesten Begriff, bezeichnet ienes zuwei-
len den ganzen Umfang menschlicher Er-
kenntniß; in eingeschränkterm Verstande
bedeutet es Wissenschaft nüzlicher Kennt-
nisse; und die Mittel solche zu erlangen heis-
sen Schulgelehrsamkeit; Litteratur, in so
fern dieses Wort nicht als gleichbedeutend
mit Gelehrsamkeit überhaupt genommen

wird,

te fabricirt werden, findet keine Abneh-
mer.

Wahrlich, kein guͤnſtiger Adſpekt fuͤr die
Wiſſenſchaften! Aber Freund mit Gunſt,
daß ich auch beym Gleichniß bleib’: Sie
reden von der Sach wie’n Jud und nicht
wie’n Muͤnzwaradein. Jener findet immer
das Geld, das andre Leut’ im Sack tragen
zu leicht, um ſeines Vortheis willen, und
giebt nur ſeine Dukaten fuͤr voll und uͤber-
wichtig aus; dieſer dagegen pruͤft den wah-
ren Gehalt deſſelben mittelſt der Streichna-
del oder auf der Kapell’. Kommt hier al-
les auf die Frag’ an, was einer unter Ge-
lehrſamkeit verſteh, auſſerdem giebts Wort-
krieg, worinn leicht ieder Recht behaͤlt.

Mag. Gr. Wohlgeſprochen! Das
Wort Gelehrſamkeit und Litteraturweſen iſt
allerdings vieldentig. Nach dem ausge-
dehnteſten Begriff, bezeichnet ienes zuwei-
len den ganzen Umfang menſchlicher Er-
kenntniß; in eingeſchraͤnkterm Verſtande
bedeutet es Wiſſenſchaft nuͤzlicher Kennt-
niſſe; und die Mittel ſolche zu erlangen heiſ-
ſen Schulgelehrſamkeit; Litteratur, in ſo
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[158/0164] te fabricirt werden, findet keine Abneh- mer. Wahrlich, kein guͤnſtiger Adſpekt fuͤr die Wiſſenſchaften! Aber Freund mit Gunſt, daß ich auch beym Gleichniß bleib’: Sie reden von der Sach wie’n Jud und nicht wie’n Muͤnzwaradein. Jener findet immer das Geld, das andre Leut’ im Sack tragen zu leicht, um ſeines Vortheis willen, und giebt nur ſeine Dukaten fuͤr voll und uͤber- wichtig aus; dieſer dagegen pruͤft den wah- ren Gehalt deſſelben mittelſt der Streichna- del oder auf der Kapell’. Kommt hier al- les auf die Frag’ an, was einer unter Ge- lehrſamkeit verſteh, auſſerdem giebts Wort- krieg, worinn leicht ieder Recht behaͤlt. Mag. Gr. Wohlgeſprochen! Das Wort Gelehrſamkeit und Litteraturweſen iſt allerdings vieldentig. Nach dem ausge- dehnteſten Begriff, bezeichnet ienes zuwei- len den ganzen Umfang menſchlicher Er- kenntniß; in eingeſchraͤnkterm Verſtande bedeutet es Wiſſenſchaft nuͤzlicher Kennt- niſſe; und die Mittel ſolche zu erlangen heiſ- ſen Schulgelehrſamkeit; Litteratur, in ſo fern dieſes Wort nicht als gleichbedeutend mit Gelehrſamkeit uͤberhaupt genommen wird,

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/164>, abgerufen am 24.11.2024.