Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite


Am Tage Jakobi.
Korrespondenz.

Bald wird mirs zu toll! -- Da kommt
mir ein Brief zu, vom Beamten Spörtler
aus Geroldsheim in Frankenland, der mich
ganz perplex gemacht hat. Seh wohl, ei-
ner von uns beyden ist der Narr' im Spiel,
wer? das wird sich bald veroffenbaren.
Will doch den Brief nebst meiner Antwort
und Verhandlung darauf hier eintragen.
Er lautet also:

Sie sind mein Mann. Jch kann nicht
anders als es sehr billigen, daß Sie erst
meine physiognomische Kenntniß prüfen, ehe
Sie mir Jhre physiognomische Freundschaft
gewähren, und in Absicht auf das Stu-
dium, in engere Verbindung mit mir treten
wollen. Wenn nach Lavaterischer Angabe,
an deren Richtigkeit kein ächter Lehrjünger
zweifeln darf, unter einer Anzahl von zehn-
tausend Menschen, die Anlage zur Physio-

gnomik
J 5


Am Tage Jakobi.
Korreſpondenz.

Bald wird mirs zu toll! — Da kommt
mir ein Brief zu, vom Beamten Spoͤrtler
aus Geroldsheim in Frankenland, der mich
ganz perplex gemacht hat. Seh wohl, ei-
ner von uns beyden iſt der Narr’ im Spiel,
wer? das wird ſich bald veroffenbaren.
Will doch den Brief nebſt meiner Antwort
und Verhandlung darauf hier eintragen.
Er lautet alſo:

Sie ſind mein Mann. Jch kann nicht
anders als es ſehr billigen, daß Sie erſt
meine phyſiognomiſche Kenntniß pruͤfen, ehe
Sie mir Jhre phyſiognomiſche Freundſchaft
gewaͤhren, und in Abſicht auf das Stu-
dium, in engere Verbindung mit mir treten
wollen. Wenn nach Lavateriſcher Angabe,
an deren Richtigkeit kein aͤchter Lehrjuͤnger
zweifeln darf, unter einer Anzahl von zehn-
tauſend Menſchen, die Anlage zur Phyſio-

gnomik
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0143" n="137"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#b">Am Tage Jakobi.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Korre&#x017F;pondenz.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">B</hi>ald wird mirs zu toll! &#x2014; Da kommt<lb/>
mir ein Brief zu, vom Beamten Spo&#x0364;rtler<lb/>
aus Geroldsheim in Frankenland, der mich<lb/>
ganz <hi rendition="#aq">perplex</hi> gemacht hat. Seh wohl, ei-<lb/>
ner von uns beyden i&#x017F;t der Narr&#x2019; im Spiel,<lb/>
wer? das wird &#x017F;ich bald veroffenbaren.<lb/>
Will doch den Brief neb&#x017F;t meiner Antwort<lb/>
und Verhandlung darauf hier eintragen.<lb/>
Er lautet al&#x017F;o:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>ie &#x017F;ind mein Mann. Jch kann nicht<lb/>
anders als es &#x017F;ehr billigen, daß Sie er&#x017F;t<lb/>
meine phy&#x017F;iognomi&#x017F;che Kenntniß pru&#x0364;fen, ehe<lb/>
Sie mir Jhre phy&#x017F;iognomi&#x017F;che Freund&#x017F;chaft<lb/>
gewa&#x0364;hren, und in Ab&#x017F;icht auf das Stu-<lb/>
dium, in engere Verbindung mit mir treten<lb/>
wollen. Wenn nach Lavateri&#x017F;cher Angabe,<lb/>
an deren Richtigkeit kein a&#x0364;chter Lehrju&#x0364;nger<lb/>
zweifeln darf, unter einer Anzahl von zehn-<lb/>
tau&#x017F;end Men&#x017F;chen, die Anlage zur Phy&#x017F;io-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><fw place="bottom" type="catch">gnomik</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0143] Am Tage Jakobi. Korreſpondenz. Bald wird mirs zu toll! — Da kommt mir ein Brief zu, vom Beamten Spoͤrtler aus Geroldsheim in Frankenland, der mich ganz perplex gemacht hat. Seh wohl, ei- ner von uns beyden iſt der Narr’ im Spiel, wer? das wird ſich bald veroffenbaren. Will doch den Brief nebſt meiner Antwort und Verhandlung darauf hier eintragen. Er lautet alſo: Sie ſind mein Mann. Jch kann nicht anders als es ſehr billigen, daß Sie erſt meine phyſiognomiſche Kenntniß pruͤfen, ehe Sie mir Jhre phyſiognomiſche Freundſchaft gewaͤhren, und in Abſicht auf das Stu- dium, in engere Verbindung mit mir treten wollen. Wenn nach Lavateriſcher Angabe, an deren Richtigkeit kein aͤchter Lehrjuͤnger zweifeln darf, unter einer Anzahl von zehn- tauſend Menſchen, die Anlage zur Phyſio- gnomik J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/143
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/143>, abgerufen am 28.11.2024.