Fulda, Bergmann und viel andre, die ich nicht zu nennen weiß, nach der Wirksamkeit ihrer Federkraft zu urtheilen, würden aus- gesponnen haben, oder zum Theil noch aus- spinnen würden, wenn sie nicht glücklicher Weise, durch eine Nebenbeschäftigung einen Ableiter gefunden hätten, an dem der elek- trische Funken ihres theologischen Feuers sanft und ohne Schaden anzurichten, herab- gegleitet und verglimmt wär. Jeder von ihnen hatte sein eignes Lieblingsfach: der Eine zählte das Volk unabläßig, ohne sich für den Engel von der Tenne Arafna zu scheuen. Der Zweite, was für ein Jnsekten- und Pflanzenforscher! Wie unermüdet im Schrei- beu und unerschöpflich im Erfinden! Was für Materialien hat er nicht zusammen getragen um Papier daraus zu machen? Wenn's auf ihn angekommen wär, hätte der unterneh- mende Mann, die ganze Schöpfung in die Stampfmühle geschickt um Papier daraus zu machen. Der Dritte kocht Quintessen- zen aus dem Thier- und Pflanzenreich, ver- wahrt sie in Büchsen und schickt sie in der Könige Häuser zu köstlichen Brühen, ernd- tet dafür Lob und Beifall von gekrönten Häuptern. Der Vierte ist Meister in Me-
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Fulda, Bergmann und viel andre, die ich nicht zu nennen weiß, nach der Wirkſamkeit ihrer Federkraft zu urtheilen, wuͤrden aus- geſponnen haben, oder zum Theil noch aus- ſpinnen wuͤrden, wenn ſie nicht gluͤcklicher Weiſe, durch eine Nebenbeſchaͤftigung einen Ableiter gefunden haͤtten, an dem der elek- triſche Funken ihres theologiſchen Feuers ſanft und ohne Schaden anzurichten, herab- gegleitet und verglimmt waͤr. Jeder von ihnen hatte ſein eignes Lieblingsfach: der Eine zaͤhlte das Volk unablaͤßig, ohne ſich fuͤr den Engel von der Tenne Arafna zu ſcheuen. Der Zweite, was fuͤr ein Jnſekten- und Pflanzenforſcher! Wie unermuͤdet im Schrei- beu und unerſchoͤpflich im Erfinden! Was fuͤr Materialien hat er nicht zuſammen getragen um Papier daraus zu machen? Wenn’s auf ihn angekommen waͤr, haͤtte der unterneh- mende Mann, die ganze Schoͤpfung in die Stampfmuͤhle geſchickt um Papier daraus zu machen. Der Dritte kocht Quinteſſen- zen aus dem Thier- und Pflanzenreich, ver- wahrt ſie in Buͤchſen und ſchickt ſie in der Koͤnige Haͤuſer zu koͤſtlichen Bruͤhen, ernd- tet dafuͤr Lob und Beifall von gekroͤnten Haͤuptern. Der Vierte iſt Meiſter in Me-
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Fulda, Bergmann und viel andre, die ich
nicht zu nennen weiß, nach der Wirkſamkeit
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geſponnen haben, oder zum Theil noch aus-
ſpinnen wuͤrden, wenn ſie nicht gluͤcklicher
Weiſe, durch eine Nebenbeſchaͤftigung einen
Ableiter gefunden haͤtten, an dem der elek-
triſche Funken ihres theologiſchen Feuers
ſanft und ohne Schaden anzurichten, herab-
gegleitet und verglimmt waͤr. Jeder von
ihnen hatte ſein eignes Lieblingsfach: der
Eine zaͤhlte das Volk unablaͤßig, ohne ſich fuͤr
den Engel von der Tenne Arafna zu ſcheuen.
Der Zweite, was fuͤr ein Jnſekten- und
Pflanzenforſcher! Wie unermuͤdet im Schrei-
beu und unerſchoͤpflich im Erfinden! Was fuͤr
Materialien hat er nicht zuſammen getragen
um Papier daraus zu machen? Wenn’s auf
ihn angekommen waͤr, haͤtte der unterneh-
mende Mann, die ganze Schoͤpfung in die
Stampfmuͤhle geſchickt um Papier daraus
zu machen. Der Dritte kocht Quinteſſen-
zen aus dem Thier- und Pflanzenreich, ver-
wahrt ſie in Buͤchſen und ſchickt ſie in der
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/122>, abgerufen am 16.02.2025.
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