heftig über den schwarzen Kornwurm und das leidige Toleranzwesen. Die Antisym- bolisten mußten auch weidlich herhalten, und die heutige Kindtauffe gab den Herren rei- chen Stoff zu einer Unterhaltung, von den neuern Lehrmeinungen von der Taufe. Die ehrwürdige Synode fuhr gar übel mit einem großen Doktor der Theologie, der die Tau- fe in einer seiner Schriften für nichts weiter als Bekenntnißhandlung, oder bey Kindern als Weihung zur christlichen Religion will gelten lassen. Es fehlte wenig, daß nicht ein geistlich Halsgericht über ihn wär gehe- get worden, und da hätt' ich frisch mit ad ignem votirt. Soll auch noch ein Buch neuerdings über diesen Lehrpunkt heraus seyn, voll grober Jrrthümer, das aber noch nicht zu uns über'n Wald gedrungen seyn mag, denn es hatt's keiner gelesen.
Magister Dünkler, der nicht meint, daß es mit seinem Wissen Stückwerk sey, und welcher im Vorbeygehen, der nämliche Pfarr ist, der mit Wieland das Kolloqui- um gehabt und den Dichter dabey so warm gehalten hat, wie davon das ganze Proto- koll im Merkur ausführlich zu lesen ist, prieß unsre Partialkirche hinter'm Wald-
glüklich,
heftig uͤber den ſchwarzen Kornwurm und das leidige Toleranzweſen. Die Antiſym- boliſten mußten auch weidlich herhalten, und die heutige Kindtauffe gab den Herren rei- chen Stoff zu einer Unterhaltung, von den neuern Lehrmeinungen von der Taufe. Die ehrwuͤrdige Synode fuhr gar uͤbel mit einem großen Doktor der Theologie, der die Tau- fe in einer ſeiner Schriften fuͤr nichts weiter als Bekenntnißhandlung, oder bey Kindern als Weihung zur chriſtlichen Religion will gelten laſſen. Es fehlte wenig, daß nicht ein geiſtlich Halsgericht uͤber ihn waͤr gehe- get worden, und da haͤtt’ ich friſch mit ad ignem votirt. Soll auch noch ein Buch neuerdings uͤber dieſen Lehrpunkt heraus ſeyn, voll grober Jrrthuͤmer, das aber noch nicht zu uns uͤber’n Wald gedrungen ſeyn mag, denn es hatt’s keiner geleſen.
Magiſter Duͤnkler, der nicht meint, daß es mit ſeinem Wiſſen Stuͤckwerk ſey, und welcher im Vorbeygehen, der naͤmliche Pfarr iſt, der mit Wieland das Kolloqui- um gehabt und den Dichter dabey ſo warm gehalten hat, wie davon das ganze Proto- koll im Merkur ausfuͤhrlich zu leſen iſt, prieß unſre Partialkirche hinter’m Wald-
gluͤklich,
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heftig uͤber den ſchwarzen Kornwurm und
das leidige Toleranzweſen. Die Antiſym-
boliſten mußten auch weidlich herhalten, und
die heutige Kindtauffe gab den Herren rei-
chen Stoff zu einer Unterhaltung, von den
neuern Lehrmeinungen von der Taufe. Die
ehrwuͤrdige Synode fuhr gar uͤbel mit einem
großen Doktor der Theologie, der die Tau-
fe in einer ſeiner Schriften fuͤr nichts weiter
als Bekenntnißhandlung, oder bey Kindern
als Weihung zur chriſtlichen Religion will
gelten laſſen. Es fehlte wenig, daß nicht
ein geiſtlich Halsgericht uͤber ihn waͤr gehe-
get worden, und da haͤtt’ ich friſch mit ad
ignem votirt. Soll auch noch ein Buch
neuerdings uͤber dieſen Lehrpunkt heraus ſeyn,
voll grober Jrrthuͤmer, das aber noch nicht
zu uns uͤber’n Wald gedrungen ſeyn mag,
denn es hatt’s keiner geleſen.
Magiſter Duͤnkler, der nicht meint, daß
es mit ſeinem Wiſſen Stuͤckwerk ſey, und
welcher im Vorbeygehen, der naͤmliche
Pfarr iſt, der mit Wieland das Kolloqui-
um gehabt und den Dichter dabey ſo warm
gehalten hat, wie davon das ganze Proto-
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prieß unſre Partialkirche hinter’m Wald-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/114>, abgerufen am 16.02.2025.
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