Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.Fenster das Leben gerettet hätte; oder wie andere glauben, weil mir dieser Tag einmal besonders glücklich müßte gewesen seyn. Diese letztern urtheilen nicht unrecht, ob sie gleich niemals haben errathen können, worinne dieses Glück eigentlich bestanden. Es ist Zeit, daß ich die Neubegierde der Welt vergnüge, und öffentlich gestehe, daß die glückliche Begebenheit, deren Andenken ich jährlich an diesem Tage erneure, keine andere ist, als Ihr Geburtsfest. So bald ich nur von Ihrem Herrn Vater das Notificationsschreiben erhielt, daß ihm seine Gemahlin mit einem wohlgestalten Fräulein beschenket, durchdrang mich eine solche lebhafte Freude, die noch größer hätte seyn können, wenn ich selbst ein Papa worden wäre, und wie ich damals meine Feldzüge noch nicht verwunden hatte, und eben an einer Krankheit sehr hart darnieder lag: so faßte ich den Entschluß, durch eine außerordentlichen Handlung, wenn ich ungefehr den Weg alles Fleisches gehen müßte, meinen Namen in guten Andenken zu erhalten, Fenster das Leben gerettet hätte; oder wie andere glauben, weil mir dieser Tag einmal besonders glücklich müßte gewesen seyn. Diese letztern urtheilen nicht unrecht, ob sie gleich niemals haben errathen können, worinne dieses Glück eigentlich bestanden. Es ist Zeit, daß ich die Neubegierde der Welt vergnüge, und öffentlich gestehe, daß die glückliche Begebenheit, deren Andenken ich jährlich an diesem Tage erneure, keine andere ist, als Ihr Geburtsfest. So bald ich nur von Ihrem Herrn Vater das Notificationsschreiben erhielt, daß ihm seine Gemahlin mit einem wohlgestalten Fräulein beschenket, durchdrang mich eine solche lebhafte Freude, die noch größer hätte seyn können, wenn ich selbst ein Papa worden wäre, und wie ich damals meine Feldzüge noch nicht verwunden hatte, und eben an einer Krankheit sehr hart darnieder lag: so faßte ich den Entschluß, durch eine außerordentlichen Handlung, wenn ich ungefehr den Weg alles Fleisches gehen müßte, meinen Namen in guten Andenken zu erhalten, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0059" n="57"/> Fenster das Leben gerettet hätte; oder wie andere glauben, weil mir dieser Tag einmal besonders glücklich müßte gewesen seyn. Diese letztern urtheilen nicht unrecht, ob sie gleich niemals haben errathen können, worinne dieses Glück eigentlich bestanden. Es ist Zeit, daß ich die Neubegierde der Welt vergnüge, und öffentlich gestehe, daß die glückliche Begebenheit, deren Andenken ich jährlich an diesem Tage erneure, keine andere ist, als Ihr Geburtsfest. So bald ich nur von Ihrem Herrn Vater das Notificationsschreiben erhielt, daß ihm seine Gemahlin mit einem wohlgestalten Fräulein beschenket, durchdrang mich eine solche lebhafte Freude, die noch größer hätte seyn können, wenn ich selbst ein Papa worden wäre, und wie ich damals meine Feldzüge noch nicht verwunden hatte, und eben an einer Krankheit sehr hart darnieder lag: so faßte ich den Entschluß, durch eine außerordentlichen Handlung, wenn ich ungefehr den Weg alles Fleisches gehen müßte, meinen Namen in guten Andenken zu erhalten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0059]
Fenster das Leben gerettet hätte; oder wie andere glauben, weil mir dieser Tag einmal besonders glücklich müßte gewesen seyn. Diese letztern urtheilen nicht unrecht, ob sie gleich niemals haben errathen können, worinne dieses Glück eigentlich bestanden. Es ist Zeit, daß ich die Neubegierde der Welt vergnüge, und öffentlich gestehe, daß die glückliche Begebenheit, deren Andenken ich jährlich an diesem Tage erneure, keine andere ist, als Ihr Geburtsfest. So bald ich nur von Ihrem Herrn Vater das Notificationsschreiben erhielt, daß ihm seine Gemahlin mit einem wohlgestalten Fräulein beschenket, durchdrang mich eine solche lebhafte Freude, die noch größer hätte seyn können, wenn ich selbst ein Papa worden wäre, und wie ich damals meine Feldzüge noch nicht verwunden hatte, und eben an einer Krankheit sehr hart darnieder lag: so faßte ich den Entschluß, durch eine außerordentlichen Handlung, wenn ich ungefehr den Weg alles Fleisches gehen müßte, meinen Namen in guten Andenken zu erhalten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/59 |
Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/59>, abgerufen am 16.02.2025. |