Herr zu Hause, der Client hat die gerechteste Sache von der Welt, und die Frau setzt ihre Ehre zum Pfande, daß der Proceß gewonnen wird. Die dritte Gattung der Gelehrten sind die Aerzte, das sind diejenigen Leute, die Sie so sehr fürchten, und in der That sind sie allen lebendigen Geschöpfen furchtbar, wo nicht auch den leblosen. Ihre Kunst bestehet darinne, die Gesunden krank, die Kranken todt oder gesund zu machen. Wer gesund unter ihre Hände fällt, der muß so lange schröpfen, aderlassen und purgiren bis er krank wird, und ein Kranker muß sich ihren Gesetzen so lange unterwerfen, bis er gesund oder todt ist. Man hat seit langen Jahren nicht gehöret, daß die Aerzte einen Patienten verlassen haben, um die Schande zu vermeiden, daß sie die Krankheit nicht heben könnten, kuriren sie ihre Patienten, wenn sie nicht wollen gesund werden, gar zu Tode. Denn alsdenn kann man ihnen nicht vorwerfen, daß die Krankheit noch fortdauern sollte, und mithin ist sie gehoben. Nebst dieser
Herr zu Hause, der Client hat die gerechteste Sache von der Welt, und die Frau setzt ihre Ehre zum Pfande, daß der Proceß gewonnen wird. Die dritte Gattung der Gelehrten sind die Aerzte, das sind diejenigen Leute, die Sie so sehr fürchten, und in der That sind sie allen lebendigen Geschöpfen furchtbar, wo nicht auch den leblosen. Ihre Kunst bestehet darinne, die Gesunden krank, die Kranken todt oder gesund zu machen. Wer gesund unter ihre Hände fällt, der muß so lange schröpfen, aderlassen und purgiren bis er krank wird, und ein Kranker muß sich ihren Gesetzen so lange unterwerfen, bis er gesund oder todt ist. Man hat seit langen Jahren nicht gehöret, daß die Aerzte einen Patienten verlassen haben, um die Schande zu vermeiden, daß sie die Krankheit nicht heben könnten, kuriren sie ihre Patienten, wenn sie nicht wollen gesund werden, gar zu Tode. Denn alsdenn kann man ihnen nicht vorwerfen, daß die Krankheit noch fortdauern sollte, und mithin ist sie gehoben. Nebst dieser
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Herr zu Hause, der Client hat die gerechteste Sache von der Welt, und die Frau setzt ihre Ehre zum Pfande, daß der Proceß gewonnen wird. Die dritte Gattung der Gelehrten sind die Aerzte, das sind diejenigen Leute, die Sie so sehr fürchten, und in der That sind sie allen lebendigen Geschöpfen furchtbar, wo nicht auch den leblosen. Ihre Kunst bestehet darinne, die Gesunden krank, die Kranken todt oder gesund zu machen. Wer gesund unter ihre Hände fällt, der muß so lange schröpfen, aderlassen und purgiren bis er krank wird, und ein Kranker muß sich ihren Gesetzen so lange unterwerfen, bis er gesund oder todt ist. Man hat seit langen Jahren nicht gehöret, daß die Aerzte einen Patienten verlassen haben, um die Schande zu vermeiden, daß sie die Krankheit nicht heben könnten, kuriren sie ihre Patienten, wenn sie nicht wollen gesund werden, gar zu Tode. Denn alsdenn kann man ihnen nicht vorwerfen, daß die Krankheit noch fortdauern sollte, und mithin ist sie gehoben. Nebst dieser
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Herr zu Hause, der Client hat die gerechteste Sache von der Welt, und die Frau setzt ihre Ehre zum Pfande, daß der Proceß gewonnen wird. Die dritte Gattung der Gelehrten sind die Aerzte, das sind diejenigen Leute, die Sie so sehr fürchten, und in der That sind sie allen lebendigen Geschöpfen furchtbar, wo nicht auch den leblosen. Ihre Kunst bestehet darinne, die Gesunden krank, die Kranken todt oder gesund zu machen. Wer gesund unter ihre Hände fällt, der muß so lange schröpfen, aderlassen und purgiren bis er krank wird, und ein Kranker muß sich ihren Gesetzen so lange unterwerfen, bis er gesund oder todt ist. Man hat seit langen Jahren nicht gehöret, daß die Aerzte einen Patienten verlassen haben, um die Schande zu vermeiden, daß sie die Krankheit nicht heben könnten, kuriren sie ihre Patienten, wenn sie nicht wollen gesund werden, gar zu Tode. Denn alsdenn kann man ihnen nicht vorwerfen, daß die Krankheit noch fortdauern sollte, und mithin ist sie gehoben. Nebst dieser
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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/275>, abgerufen am 16.02.2025.
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