Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Nero gegen seinen Lehrmeister grausam ist, so darf dieses Herr Salmonet mit einem Gelehrten, der ihm nie in irgend einer Wissenschaft Unterricht gegeben, nicht gleich nachthun. Ueberdieses waren jene Herren große Monarchen, die ihrer Unterthanen Leben und Vermögen als ihr Eigenthum betrachteten; allein wodurch hat ein verdammter Irrländer dieses Recht herbekommen, gegen einen deutschen Gelehrten einen solchen Despotismum auszuüben? Je weniger sich diese malitiöse Handlung des Verwegenen durch etwas beschönigen läßt, desto größer wird die Sittlichkeit derselben, und es muß, ohne weitern Beweis zu führen, zugegeben werden, daß, da seine Bosheit größer ist, als der ruchlosesten Leute, die jemals der Erdboden getragen hat; er auch würdig wäre, ärger als Damien und andre Ungeheuer der Natur, andern zum Abscheu, wegen dieser Mißhandlung bestraft zu werden. Doch hierinne habe ich der Gerechtigkeit nichts vorzuschreiben. Eu. Gn. werden nach Dero beiwohnenden Klugheit schon wissen,

Nero gegen seinen Lehrmeister grausam ist, so darf dieses Herr Salmonet mit einem Gelehrten, der ihm nie in irgend einer Wissenschaft Unterricht gegeben, nicht gleich nachthun. Ueberdieses waren jene Herren große Monarchen, die ihrer Unterthanen Leben und Vermögen als ihr Eigenthum betrachteten; allein wodurch hat ein verdammter Irrländer dieses Recht herbekommen, gegen einen deutschen Gelehrten einen solchen Despotismum auszuüben? Je weniger sich diese malitiöse Handlung des Verwegenen durch etwas beschönigen läßt, desto größer wird die Sittlichkeit derselben, und es muß, ohne weitern Beweis zu führen, zugegeben werden, daß, da seine Bosheit größer ist, als der ruchlosesten Leute, die jemals der Erdboden getragen hat; er auch würdig wäre, ärger als Damien und andre Ungeheuer der Natur, andern zum Abscheu, wegen dieser Mißhandlung bestraft zu werden. Doch hierinne habe ich der Gerechtigkeit nichts vorzuschreiben. Eu. Gn. werden nach Dero beiwohnenden Klugheit schon wissen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="22"/>
Nero gegen seinen Lehrmeister grausam ist, so darf dieses Herr Salmonet mit einem Gelehrten, der ihm nie in irgend einer Wissenschaft Unterricht gegeben, nicht gleich nachthun. Ueberdieses waren jene Herren große Monarchen, die ihrer Unterthanen Leben und Vermögen als ihr Eigenthum betrachteten; allein wodurch hat ein verdammter Irrländer dieses Recht herbekommen, gegen einen deutschen Gelehrten einen solchen Despotismum auszuüben? Je weniger sich diese malitiöse Handlung des Verwegenen durch etwas beschönigen läßt, desto größer wird die Sittlichkeit derselben, und es muß, ohne weitern Beweis zu führen, zugegeben werden, daß, da seine Bosheit größer ist, als der ruchlosesten Leute, die jemals der Erdboden getragen hat; er auch würdig wäre, ärger als Damien und andre Ungeheuer der Natur, andern zum Abscheu, wegen dieser Mißhandlung bestraft zu werden. Doch hierinne habe ich der Gerechtigkeit nichts vorzuschreiben. Eu. Gn. werden nach Dero beiwohnenden Klugheit schon wissen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0024] Nero gegen seinen Lehrmeister grausam ist, so darf dieses Herr Salmonet mit einem Gelehrten, der ihm nie in irgend einer Wissenschaft Unterricht gegeben, nicht gleich nachthun. Ueberdieses waren jene Herren große Monarchen, die ihrer Unterthanen Leben und Vermögen als ihr Eigenthum betrachteten; allein wodurch hat ein verdammter Irrländer dieses Recht herbekommen, gegen einen deutschen Gelehrten einen solchen Despotismum auszuüben? Je weniger sich diese malitiöse Handlung des Verwegenen durch etwas beschönigen läßt, desto größer wird die Sittlichkeit derselben, und es muß, ohne weitern Beweis zu führen, zugegeben werden, daß, da seine Bosheit größer ist, als der ruchlosesten Leute, die jemals der Erdboden getragen hat; er auch würdig wäre, ärger als Damien und andre Ungeheuer der Natur, andern zum Abscheu, wegen dieser Mißhandlung bestraft zu werden. Doch hierinne habe ich der Gerechtigkeit nichts vorzuschreiben. Eu. Gn. werden nach Dero beiwohnenden Klugheit schon wissen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/24
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/24>, abgerufen am 24.11.2024.