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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

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so schlug er vor, man sollte einen Kranz von Tannenzweigen über den Rednerstuhl aufhängen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und in kurzer Zeit sahe man ein Weinzeichen, das Fräulein Julgen und ich mit verschiedenen Bändern ausgeputzt hatten, an einer seidenen Schnur über dem Lehrstuhle prangen. Herr Lampert, der die Ehre haben wollte den Cranz an die Schnure zu bevestigen, hatte aber dabei das Unglück, da er wieder vom Stuhle steigen wollte, daß er aus dem Gleichgewichte kam, und einen so gräßlichen Fall in die Stube that, daß ich glaube, man hat die Erschütterung, die dadurch verursacht wurde, auf eine Meile weit verspühret. Man machte, wie bei merkwürdigen Begebenheiten alles ominös scheinet, über diesen Zufall verschiedene Auslegungen, der Baron meinte, die Akademie würde, wenn sie auf den höchsten Gipfel ihrer Vollkommenheit gestiegen zu seyn glaubte, plötzlich in Verfall gerathen und zu Boden liegen. Andere glaubten, weil am Tage ihrer feierlichen Einweihung,

so schlug er vor, man sollte einen Kranz von Tannenzweigen über den Rednerstuhl aufhängen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und in kurzer Zeit sahe man ein Weinzeichen, das Fräulein Julgen und ich mit verschiedenen Bändern ausgeputzt hatten, an einer seidenen Schnur über dem Lehrstuhle prangen. Herr Lampert, der die Ehre haben wollte den Cranz an die Schnure zu bevestigen, hatte aber dabei das Unglück, da er wieder vom Stuhle steigen wollte, daß er aus dem Gleichgewichte kam, und einen so gräßlichen Fall in die Stube that, daß ich glaube, man hat die Erschütterung, die dadurch verursacht wurde, auf eine Meile weit verspühret. Man machte, wie bei merkwürdigen Begebenheiten alles ominös scheinet, über diesen Zufall verschiedene Auslegungen, der Baron meinte, die Akademie würde, wenn sie auf den höchsten Gipfel ihrer Vollkommenheit gestiegen zu seyn glaubte, plötzlich in Verfall gerathen und zu Boden liegen. Andere glaubten, weil am Tage ihrer feierlichen Einweihung,

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[199/0201] so schlug er vor, man sollte einen Kranz von Tannenzweigen über den Rednerstuhl aufhängen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und in kurzer Zeit sahe man ein Weinzeichen, das Fräulein Julgen und ich mit verschiedenen Bändern ausgeputzt hatten, an einer seidenen Schnur über dem Lehrstuhle prangen. Herr Lampert, der die Ehre haben wollte den Cranz an die Schnure zu bevestigen, hatte aber dabei das Unglück, da er wieder vom Stuhle steigen wollte, daß er aus dem Gleichgewichte kam, und einen so gräßlichen Fall in die Stube that, daß ich glaube, man hat die Erschütterung, die dadurch verursacht wurde, auf eine Meile weit verspühret. Man machte, wie bei merkwürdigen Begebenheiten alles ominös scheinet, über diesen Zufall verschiedene Auslegungen, der Baron meinte, die Akademie würde, wenn sie auf den höchsten Gipfel ihrer Vollkommenheit gestiegen zu seyn glaubte, plötzlich in Verfall gerathen und zu Boden liegen. Andere glaubten, weil am Tage ihrer feierlichen Einweihung,

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/201>, abgerufen am 22.11.2024.