Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite
XIV. Brief. Das Fräulein v. W. an das Fräulein v. S.

Sie empfangen hier die beiden Einschlüsse Ihres gestrigen Briefes mit vielem Danke zurück. Ich traue es dem Major zu, daß er die ganze Sache als ein Schattenspiel treiben will, um meiner Mutter etwas vorzuspiegeln, dadurch ihre Rache einigermaßen befriediget wird, und dadurch er sich in der guten Meinung befestiget, die sie jetzo von ihm heget. Sie irren Sich sehr, wenn Sie glauben, daß er die Freundschaft mit meiner Mutter meinetwegen zu unterhalten suche, ich muß Ihnen diesen Irrthum benehmen. Ich mache mir schon Sorge, daß ich Ihre Gewogenheit darüber einbüßen könnte, wenn dieser Gedanke einmal bei Ihnen Wurzel gefasset hätte. Der Major stehet bei Ihnen ganz wohl angeschrieben, wie

XIV. Brief. Das Fräulein v. W. an das Fräulein v. S.

Sie empfangen hier die beiden Einschlüsse Ihres gestrigen Briefes mit vielem Danke zurück. Ich traue es dem Major zu, daß er die ganze Sache als ein Schattenspiel treiben will, um meiner Mutter etwas vorzuspiegeln, dadurch ihre Rache einigermaßen befriediget wird, und dadurch er sich in der guten Meinung befestiget, die sie jetzo von ihm heget. Sie irren Sich sehr, wenn Sie glauben, daß er die Freundschaft mit meiner Mutter meinetwegen zu unterhalten suche, ich muß Ihnen diesen Irrthum benehmen. Ich mache mir schon Sorge, daß ich Ihre Gewogenheit darüber einbüßen könnte, wenn dieser Gedanke einmal bei Ihnen Wurzel gefasset hätte. Der Major stehet bei Ihnen ganz wohl angeschrieben, wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0073" n="71"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">XIV. Brief.</hi> </head>
        <head> <hi rendition="#fr">Das Fräulein v. W. an das Fräulein v. S.</hi> </head>
        <opener>
          <dateline>Den 23 Oct.</dateline>
        </opener>
        <p>Sie empfangen hier die beiden Einschlüsse Ihres gestrigen Briefes mit vielem Danke zurück. Ich traue es dem Major zu, daß er die ganze Sache als ein Schattenspiel treiben will, um meiner Mutter etwas vorzuspiegeln, dadurch ihre Rache einigermaßen befriediget wird, und dadurch er sich in der guten Meinung befestiget, die sie jetzo von ihm heget. Sie irren Sich sehr, wenn Sie glauben, daß er die Freundschaft mit meiner Mutter meinetwegen zu unterhalten suche, ich muß Ihnen diesen Irrthum benehmen. Ich mache mir schon Sorge, daß ich Ihre Gewogenheit darüber einbüßen könnte, wenn dieser Gedanke einmal bei Ihnen Wurzel gefasset hätte. Der Major stehet bei Ihnen ganz wohl angeschrieben, wie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0073] XIV. Brief. Das Fräulein v. W. an das Fräulein v. S. Den 23 Oct. Sie empfangen hier die beiden Einschlüsse Ihres gestrigen Briefes mit vielem Danke zurück. Ich traue es dem Major zu, daß er die ganze Sache als ein Schattenspiel treiben will, um meiner Mutter etwas vorzuspiegeln, dadurch ihre Rache einigermaßen befriediget wird, und dadurch er sich in der guten Meinung befestiget, die sie jetzo von ihm heget. Sie irren Sich sehr, wenn Sie glauben, daß er die Freundschaft mit meiner Mutter meinetwegen zu unterhalten suche, ich muß Ihnen diesen Irrthum benehmen. Ich mache mir schon Sorge, daß ich Ihre Gewogenheit darüber einbüßen könnte, wenn dieser Gedanke einmal bei Ihnen Wurzel gefasset hätte. Der Major stehet bei Ihnen ganz wohl angeschrieben, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/73
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/73>, abgerufen am 23.11.2024.