Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.XII. Brief. Der Hr. v. N. an den Major v. Ln. Kargfeld, den 20 Oct. Mein Herr, Was gehet Sie mein Brief an, den ich an meinem Freund den Herrn v. W. geschrieben habe, und wer hat Ihnen das Recht gegeben, die Ehre seiner Gemahlin zu vertheidigen? Habe ich Sie beleidiget, so ist ihr Gemahl Mannes genug, diesen Schimpf zu rügen, ohne einen fremden Beistand nöthig zu haben. Wollen Sie Sich für Ihre Muhmen und Vettern schlagen, zumal wenn sie einer Vertheidigung ganz unwürdig sind: so werden Sie viel zu schaffen haben, und doch wenig Ehre dabei erjagen. Daß ich vor einigen Wochen, in Wilmershausen eine kleine Unruhe verursachet habe, darüber haben Sie gar nichts zu XII. Brief. Der Hr. v. N. an den Major v. Ln. Kargfeld, den 20 Oct. Mein Herr, Was gehet Sie mein Brief an, den ich an meinem Freund den Herrn v. W. geschrieben habe, und wer hat Ihnen das Recht gegeben, die Ehre seiner Gemahlin zu vertheidigen? Habe ich Sie beleidiget, so ist ihr Gemahl Mannes genug, diesen Schimpf zu rügen, ohne einen fremden Beistand nöthig zu haben. Wollen Sie Sich für Ihre Muhmen und Vettern schlagen, zumal wenn sie einer Vertheidigung ganz unwürdig sind: so werden Sie viel zu schaffen haben, und doch wenig Ehre dabei erjagen. Daß ich vor einigen Wochen, in Wilmershausen eine kleine Unruhe verursachet habe, darüber haben Sie gar nichts zu <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0066" n="64"/> <div type="letter" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">XII. Brief.</hi> </head> <head> <hi rendition="#fr">Der Hr. v. N. an den Major v. Ln.</hi> </head> <opener> <dateline>Kargfeld, den 20 Oct.</dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#fr">Mein Herr,</hi> </salute> </opener> <p>Was gehet Sie mein Brief an, den ich an meinem Freund den Herrn v. W. geschrieben habe, und wer hat Ihnen das Recht gegeben, die Ehre seiner Gemahlin zu vertheidigen? Habe ich Sie beleidiget, so ist ihr Gemahl Mannes genug, diesen Schimpf zu rügen, ohne einen fremden Beistand nöthig zu haben. Wollen Sie Sich für Ihre Muhmen und Vettern schlagen, zumal wenn sie einer Vertheidigung ganz unwürdig sind: so werden Sie viel zu schaffen haben, und doch wenig Ehre dabei erjagen. Daß ich vor einigen Wochen, in Wilmershausen eine kleine Unruhe verursachet habe, darüber haben Sie gar nichts zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0066]
XII. Brief. Der Hr. v. N. an den Major v. Ln. Kargfeld, den 20 Oct.
Mein Herr, Was gehet Sie mein Brief an, den ich an meinem Freund den Herrn v. W. geschrieben habe, und wer hat Ihnen das Recht gegeben, die Ehre seiner Gemahlin zu vertheidigen? Habe ich Sie beleidiget, so ist ihr Gemahl Mannes genug, diesen Schimpf zu rügen, ohne einen fremden Beistand nöthig zu haben. Wollen Sie Sich für Ihre Muhmen und Vettern schlagen, zumal wenn sie einer Vertheidigung ganz unwürdig sind: so werden Sie viel zu schaffen haben, und doch wenig Ehre dabei erjagen. Daß ich vor einigen Wochen, in Wilmershausen eine kleine Unruhe verursachet habe, darüber haben Sie gar nichts zu
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