XXVIII. Brief.Das Fräulein v. S. an das Fräulein v. W.den 5 Novembr.
Das ungezogne Kopfweh! Will es sich denn noch immer nicht legen? Ich bin sehr böse, daß es Sie nun schon drei Tage quälet, und mich eben so lange des Vergnügens beraubet hat, von Ihnen ein Briefgen zu erhalten; oder wie ich hoffte, Sie selbst hier zu sehen. Wenn es doch nur wie der Schnuppen ansteckte, oder sich durch eine Sympathie fortpflanzen ließ; so sollte es gewiß den Urheber der verhaßten Briefe dergestalt ängstigen, daß er es verschwören wurde, seine Feder bei dergleichen ruchlosen Händeln jemals wieder anzusetzen. Ihre Unpäßlichkeit, denke ich, soll mit dem bösen Wetter Abschied nehmen, und morgen haben wir, nach dem Wetterglase und Bornseils untrüglichen Prophezeiungen, einen sehr
XXVIII. Brief.Das Fräulein v. S. an das Fräulein v. W.den 5 Novembr.
Das ungezogne Kopfweh! Will es sich denn noch immer nicht legen? Ich bin sehr böse, daß es Sie nun schon drei Tage quälet, und mich eben so lange des Vergnügens beraubet hat, von Ihnen ein Briefgen zu erhalten; oder wie ich hoffte, Sie selbst hier zu sehen. Wenn es doch nur wie der Schnuppen ansteckte, oder sich durch eine Sympathie fortpflanzen ließ; so sollte es gewiß den Urheber der verhaßten Briefe dergestalt ängstigen, daß er es verschwören wurde, seine Feder bei dergleichen ruchlosen Händeln jemals wieder anzusetzen. Ihre Unpäßlichkeit, denke ich, soll mit dem bösen Wetter Abschied nehmen, und morgen haben wir, nach dem Wetterglase und Bornseils untrüglichen Prophezeiungen, einen sehr
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XXVIII. Brief. Das Fräulein v. S. an das Fräulein v. W. den 5 Novembr. Das ungezogne Kopfweh! Will es sich denn noch immer nicht legen? Ich bin sehr böse, daß es Sie nun schon drei Tage quälet, und mich eben so lange des Vergnügens beraubet hat, von Ihnen ein Briefgen zu erhalten; oder wie ich hoffte, Sie selbst hier zu sehen. Wenn es doch nur wie der Schnuppen ansteckte, oder sich durch eine Sympathie fortpflanzen ließ; so sollte es gewiß den Urheber der verhaßten Briefe dergestalt ängstigen, daß er es verschwören wurde, seine Feder bei dergleichen ruchlosen Händeln jemals wieder anzusetzen. Ihre Unpäßlichkeit, denke ich, soll mit dem bösen Wetter Abschied nehmen, und morgen haben wir, nach dem Wetterglase und Bornseils untrüglichen Prophezeiungen, einen sehr
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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/285>, abgerufen am 16.02.2025.
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