bisher standhaft vertheidigte Freiheit, und dieser Verlust war mir so reizend, daß ich wünschte, sie nie wieder zu erhalten. Ich sahe diesen Wunsch auch sogleich erfüllt. Nach einer genauen Untersuchung fand ich, daß mein Herz schon an Sie verschenkt wär, ehe ich es selbst inne worden war. Ich kann Ihnen also mein Herz nicht antragen, Sie besitzen es schon und jetzo thue ich in der That nichts anders, als daß ich Ihnen diesen Besitz bekannt mache. Ob Ihnen mit einem so geringen Geschenke etwas gedient ist, mögen Sie selbst beurtheilen, so viel weiß ich, daß mein Herz mir nicht mehr zugehöret, und daß ich das, was ich einmal verschenkt habe, nie wieder pflege zurück zu nehmen. Wenn Sie es auch nicht als Ihr Eigenthum betrachten wollten; so würde es Ihnen doch bis in die Gruft zugehören. Sie sind die einzige Person in der Welt, aus dem schönen Geschlecht, die ich verehre, ich muß dieses Geständniß nochmals wiederholen. Machen Sie mich so glücklich, durch eine Zeile von ihrer schönen Hand mich zu unterrichten, ob
bisher standhaft vertheidigte Freiheit, und dieser Verlust war mir so reizend, daß ich wünschte, sie nie wieder zu erhalten. Ich sahe diesen Wunsch auch sogleich erfüllt. Nach einer genauen Untersuchung fand ich, daß mein Herz schon an Sie verschenkt wär, ehe ich es selbst inne worden war. Ich kann Ihnen also mein Herz nicht antragen, Sie besitzen es schon und jetzo thue ich in der That nichts anders, als daß ich Ihnen diesen Besitz bekannt mache. Ob Ihnen mit einem so geringen Geschenke etwas gedient ist, mögen Sie selbst beurtheilen, so viel weiß ich, daß mein Herz mir nicht mehr zugehöret, und daß ich das, was ich einmal verschenkt habe, nie wieder pflege zurück zu nehmen. Wenn Sie es auch nicht als Ihr Eigenthum betrachten wollten; so würde es Ihnen doch bis in die Gruft zugehören. Sie sind die einzige Person in der Welt, aus dem schönen Geschlecht, die ich verehre, ich muß dieses Geständniß nochmals wiederholen. Machen Sie mich so glücklich, durch eine Zeile von ihrer schönen Hand mich zu unterrichten, ob
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0262"n="260"/>
bisher standhaft vertheidigte Freiheit, und dieser Verlust war mir so reizend, daß ich wünschte, sie nie wieder zu erhalten. Ich sahe diesen Wunsch auch sogleich erfüllt. Nach einer genauen Untersuchung fand ich, daß mein Herz schon an Sie verschenkt wär, ehe ich es selbst inne worden war. Ich kann Ihnen also mein Herz nicht antragen, Sie besitzen es schon und jetzo thue ich in der That nichts anders, als daß ich Ihnen diesen Besitz bekannt mache. Ob Ihnen mit einem so geringen Geschenke etwas gedient ist, mögen Sie selbst beurtheilen, so viel weiß ich, daß mein Herz mir nicht mehr zugehöret, und daß ich das, was ich einmal verschenkt habe, nie wieder pflege zurück zu nehmen. Wenn Sie es auch nicht als Ihr Eigenthum betrachten wollten; so würde es Ihnen doch bis in die Gruft zugehören. Sie sind die einzige Person in der Welt, aus dem schönen Geschlecht, die ich verehre, ich muß dieses Geständniß nochmals wiederholen. Machen Sie mich so glücklich, durch eine Zeile von ihrer schönen Hand mich zu unterrichten, ob
</p></div></body></text></TEI>
[260/0262]
bisher standhaft vertheidigte Freiheit, und dieser Verlust war mir so reizend, daß ich wünschte, sie nie wieder zu erhalten. Ich sahe diesen Wunsch auch sogleich erfüllt. Nach einer genauen Untersuchung fand ich, daß mein Herz schon an Sie verschenkt wär, ehe ich es selbst inne worden war. Ich kann Ihnen also mein Herz nicht antragen, Sie besitzen es schon und jetzo thue ich in der That nichts anders, als daß ich Ihnen diesen Besitz bekannt mache. Ob Ihnen mit einem so geringen Geschenke etwas gedient ist, mögen Sie selbst beurtheilen, so viel weiß ich, daß mein Herz mir nicht mehr zugehöret, und daß ich das, was ich einmal verschenkt habe, nie wieder pflege zurück zu nehmen. Wenn Sie es auch nicht als Ihr Eigenthum betrachten wollten; so würde es Ihnen doch bis in die Gruft zugehören. Sie sind die einzige Person in der Welt, aus dem schönen Geschlecht, die ich verehre, ich muß dieses Geständniß nochmals wiederholen. Machen Sie mich so glücklich, durch eine Zeile von ihrer schönen Hand mich zu unterrichten, ob
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/262>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.