Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

gelobt wird, so willig hat sie ihm doch hierinn Beifall gegeben. Sie wollte Ihnen zwar Schuld geben, Sie hätten eine unüberwindliche Neigung, immer allerlei kleine Leichtfertigkeiten auszuüben; sie wollte Ihnen diese als einen Fehler anrechnen: da sie aber der Major nicht dafür erkannte, so änderte sie dieses Urtheil, und fing an, ihre Leichtfertigkeit zu entschuldigen und bald hernach zu vertheidigen; ja sie munterte ihre kleine Tochter auf, von Ihnen immer etwas zu lernen, um mit der Zeit so artig zu werden wie Sie. Wenn es der Herr v. N. nicht mit ihr verdorben hätte, so will ich eben nicht gut dafür seyn, daß sie so bald wieder Ihre Freundin worden wäre. Der Zwist mit ihm hat, wie es scheint, auch keinen geringen Antheil an der geschwinden Aussöhnung mit Ihnen. Er wird es aber sobald nicht dahin bringen, daß sie ihm vollkommen wieder günstig wird, sie ist indessen ganz wohl zufrieden, daß der Streit mit dem Major sich ohne Zwiekampf geendiget hat. Ich denke, hiervon habe ich Ihnen schon vorläufig

gelobt wird, so willig hat sie ihm doch hierinn Beifall gegeben. Sie wollte Ihnen zwar Schuld geben, Sie hätten eine unüberwindliche Neigung, immer allerlei kleine Leichtfertigkeiten auszuüben; sie wollte Ihnen diese als einen Fehler anrechnen: da sie aber der Major nicht dafür erkannte, so änderte sie dieses Urtheil, und fing an, ihre Leichtfertigkeit zu entschuldigen und bald hernach zu vertheidigen; ja sie munterte ihre kleine Tochter auf, von Ihnen immer etwas zu lernen, um mit der Zeit so artig zu werden wie Sie. Wenn es der Herr v. N. nicht mit ihr verdorben hätte, so will ich eben nicht gut dafür seyn, daß sie so bald wieder Ihre Freundin worden wäre. Der Zwist mit ihm hat, wie es scheint, auch keinen geringen Antheil an der geschwinden Aussöhnung mit Ihnen. Er wird es aber sobald nicht dahin bringen, daß sie ihm vollkommen wieder günstig wird, sie ist indessen ganz wohl zufrieden, daß der Streit mit dem Major sich ohne Zwiekampf geendiget hat. Ich denke, hiervon habe ich Ihnen schon vorläufig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0231" n="229"/>
gelobt wird, so willig hat sie ihm doch hierinn Beifall gegeben. Sie wollte Ihnen zwar Schuld geben, Sie hätten eine unüberwindliche Neigung, immer allerlei kleine Leichtfertigkeiten auszuüben; sie wollte Ihnen diese als einen Fehler anrechnen: da sie aber der Major nicht dafür erkannte, so änderte sie dieses Urtheil, und fing an, ihre Leichtfertigkeit zu entschuldigen und bald hernach zu vertheidigen; ja sie munterte ihre kleine Tochter auf, von Ihnen immer etwas zu lernen, um mit der Zeit so artig zu werden wie Sie. Wenn es der Herr v. N. nicht mit ihr verdorben hätte, so will ich eben nicht gut dafür seyn, daß sie so bald wieder Ihre Freundin worden wäre. Der Zwist mit ihm hat, wie es scheint, auch keinen geringen Antheil an der geschwinden Aussöhnung mit Ihnen. Er wird es aber sobald nicht dahin bringen, daß sie ihm vollkommen wieder günstig wird, sie ist indessen ganz wohl zufrieden, daß der Streit mit dem Major sich ohne Zwiekampf geendiget hat. Ich denke, hiervon habe ich Ihnen schon vorläufig
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0231] gelobt wird, so willig hat sie ihm doch hierinn Beifall gegeben. Sie wollte Ihnen zwar Schuld geben, Sie hätten eine unüberwindliche Neigung, immer allerlei kleine Leichtfertigkeiten auszuüben; sie wollte Ihnen diese als einen Fehler anrechnen: da sie aber der Major nicht dafür erkannte, so änderte sie dieses Urtheil, und fing an, ihre Leichtfertigkeit zu entschuldigen und bald hernach zu vertheidigen; ja sie munterte ihre kleine Tochter auf, von Ihnen immer etwas zu lernen, um mit der Zeit so artig zu werden wie Sie. Wenn es der Herr v. N. nicht mit ihr verdorben hätte, so will ich eben nicht gut dafür seyn, daß sie so bald wieder Ihre Freundin worden wäre. Der Zwist mit ihm hat, wie es scheint, auch keinen geringen Antheil an der geschwinden Aussöhnung mit Ihnen. Er wird es aber sobald nicht dahin bringen, daß sie ihm vollkommen wieder günstig wird, sie ist indessen ganz wohl zufrieden, daß der Streit mit dem Major sich ohne Zwiekampf geendiget hat. Ich denke, hiervon habe ich Ihnen schon vorläufig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/231
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/231>, abgerufen am 22.11.2024.