so wohl meinet wegen, als um der ganzen Gesellschaft willen. Die Frau v. W. würde, wenn er zu vertraut thun wollte, dieses als eine neue Beleidigung ansehen, und wohl gar wieder einen neuen Streit erregen, der allen verdrüßlich seyn würde. Die Zeile die ich in seinem Briefe unterstrichen habe, versichert mich, daß er noch immer eine gefährlich Absicht auf mich hat. Wenn ich jetzo nicht befürchte, daß er sie erreichen wird: so habe ich doch immer Ursache zu fürchten, daß er eine andere Ausführung gegen mich beobachtet, als ich wünsche. Wenden Sie doch Ihre guten Bemühungen an, ihn dahin zu bringen, daß er morgen gar nicht thut, als wenn ich gegenwärtig wäre. Ein Mann, der dem Grandison nachahmen will, muß ein Philosoph seyn, es wird ihm also nicht viel Mühe kosten, dieses von sich zu erhalten. Doch ich sehe, daß ich mich schon zu weitläuftig über eine Sache heraus gelassen habe, die ich nur mit zwei Worten gedenken wollte. Meine Absicht bei diesem Briefe war allein diese, Ihnen das merkwürdigste
so wohl meinet wegen, als um der ganzen Gesellschaft willen. Die Frau v. W. würde, wenn er zu vertraut thun wollte, dieses als eine neue Beleidigung ansehen, und wohl gar wieder einen neuen Streit erregen, der allen verdrüßlich seyn würde. Die Zeile die ich in seinem Briefe unterstrichen habe, versichert mich, daß er noch immer eine gefährlich Absicht auf mich hat. Wenn ich jetzo nicht befürchte, daß er sie erreichen wird: so habe ich doch immer Ursache zu fürchten, daß er eine andere Ausführung gegen mich beobachtet, als ich wünsche. Wenden Sie doch Ihre guten Bemühungen an, ihn dahin zu bringen, daß er morgen gar nicht thut, als wenn ich gegenwärtig wäre. Ein Mann, der dem Grandison nachahmen will, muß ein Philosoph seyn, es wird ihm also nicht viel Mühe kosten, dieses von sich zu erhalten. Doch ich sehe, daß ich mich schon zu weitläuftig über eine Sache heraus gelassen habe, die ich nur mit zwei Worten gedenken wollte. Meine Absicht bei diesem Briefe war allein diese, Ihnen das merkwürdigste
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0229"n="227"/>
so wohl meinet wegen, als um der ganzen Gesellschaft willen. Die Frau v. W. würde, wenn er zu vertraut thun wollte, dieses als eine neue Beleidigung ansehen, und wohl gar wieder einen neuen Streit erregen, der allen verdrüßlich seyn würde. Die Zeile die ich in seinem Briefe unterstrichen habe, versichert mich, daß er noch immer eine gefährlich Absicht auf mich hat. Wenn ich jetzo nicht befürchte, daß er sie erreichen wird: so habe ich doch immer Ursache zu fürchten, daß er eine andere Ausführung gegen mich beobachtet, als ich wünsche. Wenden Sie doch Ihre guten Bemühungen an, ihn dahin zu bringen, daß er morgen gar nicht thut, als wenn ich gegenwärtig wäre. Ein Mann, der dem Grandison nachahmen will, muß ein Philosoph seyn, es wird ihm also nicht viel Mühe kosten, dieses von sich zu erhalten. Doch ich sehe, daß ich mich schon zu weitläuftig über eine Sache heraus gelassen habe, die ich nur mit zwei Worten gedenken wollte. Meine Absicht bei diesem Briefe war allein diese, Ihnen das merkwürdigste
</p></div></body></text></TEI>
[227/0229]
so wohl meinet wegen, als um der ganzen Gesellschaft willen. Die Frau v. W. würde, wenn er zu vertraut thun wollte, dieses als eine neue Beleidigung ansehen, und wohl gar wieder einen neuen Streit erregen, der allen verdrüßlich seyn würde. Die Zeile die ich in seinem Briefe unterstrichen habe, versichert mich, daß er noch immer eine gefährlich Absicht auf mich hat. Wenn ich jetzo nicht befürchte, daß er sie erreichen wird: so habe ich doch immer Ursache zu fürchten, daß er eine andere Ausführung gegen mich beobachtet, als ich wünsche. Wenden Sie doch Ihre guten Bemühungen an, ihn dahin zu bringen, daß er morgen gar nicht thut, als wenn ich gegenwärtig wäre. Ein Mann, der dem Grandison nachahmen will, muß ein Philosoph seyn, es wird ihm also nicht viel Mühe kosten, dieses von sich zu erhalten. Doch ich sehe, daß ich mich schon zu weitläuftig über eine Sache heraus gelassen habe, die ich nur mit zwei Worten gedenken wollte. Meine Absicht bei diesem Briefe war allein diese, Ihnen das merkwürdigste
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/229>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.