Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.Schule, in welcher ich in allen unterrichtet wurde, in quibus puerilis aetas impertiri debet. Nep. in Attic. Schol. Der Schulmeister war zugleich ein Metzger; sonst aber sang er einen guten Baß durch die Fistel, und schnitt auf Baurenhochzeiten so manierlich vor, als ein Trabizius. Der gute Mann prophezeihte immer, daß ich meiner klugen Reden wegen frühzeitig sterben würde; es ist aber nicht eingetroffen. §. 4. Ich hatte indessen eine unüberwindliche Neigung zu den Wissenschaften; ich machte mir heimlich eine Peruque von Werg; ich war allemal der Gerichtsdirector unter den andern Jungen; und wenn sich einer widerspenstig bezeigte, so peitschte ich ihn, daß er hätte Oel geben mögen. Dieses letztere ist mir desto leichter zu vergeben: weil Cyrus in seiner Jugend dergleichen auch gethan. Nunmehro änderten sich die Umstände zu meinem Vortheile, Schule, in welcher ich in allen unterrichtet wurde, in quibus puerilis aetas impertiri debet. Nep. in Attic. Schol. Der Schulmeister war zugleich ein Metzger; sonst aber sang er einen guten Baß durch die Fistel, und schnitt auf Baurenhochzeiten so manierlich vor, als ein Trabizius. Der gute Mann prophezeihte immer, daß ich meiner klugen Reden wegen frühzeitig sterben würde; es ist aber nicht eingetroffen. §. 4. Ich hatte indessen eine unüberwindliche Neigung zu den Wissenschaften; ich machte mir heimlich eine Peruque von Werg; ich war allemal der Gerichtsdirector unter den andern Jungen; und wenn sich einer widerspenstig bezeigte, so peitschte ich ihn, daß er hätte Oel geben mögen. Dieses letztere ist mir desto leichter zu vergeben: weil Cyrus in seiner Jugend dergleichen auch gethan. Nunmehro änderten sich die Umstände zu meinem Vortheile, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <floatingText> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0016" n="14"/> Schule, in welcher ich in allen unterrichtet wurde, <hi rendition="#aq">in quibus puerilis aetas impertiri debet. Nep. in Attic.</hi></p> <list> <item><hi rendition="#aq">Schol.</hi> Der Schulmeister war zugleich ein Metzger; sonst aber sang er einen guten Baß durch die Fistel, und schnitt auf Baurenhochzeiten so manierlich vor, als ein Trabizius. Der gute Mann prophezeihte immer, daß ich meiner klugen Reden wegen frühzeitig sterben würde; es ist aber nicht eingetroffen.</item> </list> </div> <div n="2"> <head>§. 4.</head> <p>Ich hatte indessen eine unüberwindliche Neigung zu den Wissenschaften; ich machte mir heimlich eine Peruque von Werg; ich war allemal der Gerichtsdirector unter den andern Jungen; und wenn sich einer widerspenstig bezeigte, so peitschte ich ihn, daß er hätte Oel geben mögen. Dieses letztere ist mir desto leichter zu vergeben: weil Cyrus in seiner Jugend dergleichen auch gethan. Nunmehro änderten sich die Umstände zu meinem Vortheile, </p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [14/0016]
Schule, in welcher ich in allen unterrichtet wurde, in quibus puerilis aetas impertiri debet. Nep. in Attic.
Schol. Der Schulmeister war zugleich ein Metzger; sonst aber sang er einen guten Baß durch die Fistel, und schnitt auf Baurenhochzeiten so manierlich vor, als ein Trabizius. Der gute Mann prophezeihte immer, daß ich meiner klugen Reden wegen frühzeitig sterben würde; es ist aber nicht eingetroffen.
§. 4. Ich hatte indessen eine unüberwindliche Neigung zu den Wissenschaften; ich machte mir heimlich eine Peruque von Werg; ich war allemal der Gerichtsdirector unter den andern Jungen; und wenn sich einer widerspenstig bezeigte, so peitschte ich ihn, daß er hätte Oel geben mögen. Dieses letztere ist mir desto leichter zu vergeben: weil Cyrus in seiner Jugend dergleichen auch gethan. Nunmehro änderten sich die Umstände zu meinem Vortheile,
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