Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite
Amalia. Warum haben aber der Herr Oncle so lange gewartet?
v. N. Ich weiß selbst nicht. Hätte ich Clementinen eher kennen lernen, so wär ich vielleicht schon lange ein Papa. Nun solls aber auch desto schärfer gehn.
Amalia. Wollen denn aber der Herr Oncle Clementinen Ihr wahres Alter sagen? Ich befürchte, sie macht Einwendungen. Denn nach aller Wahrscheinlichkeit ist sie etwa 28. Jahr.
Magister. Hier muß pia fraus gespielt werden. Sie sind munter und gesund; Sie kennen sich immer für einen vier und dreisigjährigen Herrn ausgeben.
v. N. Macht euch beide keinen Kummer. Nach meinem Alter wird Niemand fragen. Zum Ueberfluß aber will ich meine Brille zu Hause lassen.
Magister. Das muß ohnedem geschehen. Wollen Sie nach etwas sehen: so nehmen Sie das Perspectiv. Der Himmel verhüte
Amalia. Warum haben aber der Herr Oncle so lange gewartet?
v. N. Ich weiß selbst nicht. Hätte ich Clementinen eher kennen lernen, so wär ich vielleicht schon lange ein Papa. Nun solls aber auch desto schärfer gehn.
Amalia. Wollen denn aber der Herr Oncle Clementinen Ihr wahres Alter sagen? Ich befürchte, sie macht Einwendungen. Denn nach aller Wahrscheinlichkeit ist sie etwa 28. Jahr.
Magister. Hier muß pia fraus gespielt werden. Sie sind munter und gesund; Sie kennen sich immer für einen vier und dreisigjährigen Herrn ausgeben.
v. N. Macht euch beide keinen Kummer. Nach meinem Alter wird Niemand fragen. Zum Ueberfluß aber will ich meine Brille zu Hause lassen.
Magister. Das muß ohnedem geschehen. Wollen Sie nach etwas sehen: so nehmen Sie das Perspectiv. Der Himmel verhüte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="act">
              <div type="scene" n="2">
                <pb facs="#f0089" n="74"/>
                <sp>
                  <speaker>Amalia.</speaker>
                  <p>Warum haben aber der Herr Oncle so lange gewartet?</p>
                </sp>
                <sp>
                  <speaker>v. N.</speaker>
                  <p>Ich weiß selbst nicht. Hätte ich Clementinen eher kennen lernen, so wär ich vielleicht schon lange ein Papa. Nun solls aber auch desto schärfer gehn.</p>
                </sp>
                <sp>
                  <speaker>Amalia.</speaker>
                  <p>Wollen denn aber der Herr Oncle Clementinen Ihr wahres Alter sagen? Ich befürchte, sie macht Einwendungen. Denn nach aller Wahrscheinlichkeit ist sie etwa 28. Jahr.</p>
                </sp>
                <sp>
                  <speaker>Magister.</speaker>
                  <p>Hier muß <hi rendition="#aq">pia fraus</hi> gespielt werden. Sie sind munter und gesund; Sie kennen sich immer für einen vier und dreisigjährigen Herrn ausgeben.</p>
                </sp>
                <sp>
                  <speaker>v. N.</speaker>
                  <p>Macht euch beide keinen Kummer. Nach meinem Alter wird Niemand fragen. Zum Ueberfluß aber will ich meine Brille zu Hause lassen.</p>
                </sp>
                <sp>
                  <speaker>Magister.</speaker>
                  <p>Das muß ohnedem geschehen. Wollen Sie nach etwas sehen: so nehmen Sie das Perspectiv. Der Himmel verhüte
</p>
                </sp>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0089] Amalia. Warum haben aber der Herr Oncle so lange gewartet? v. N. Ich weiß selbst nicht. Hätte ich Clementinen eher kennen lernen, so wär ich vielleicht schon lange ein Papa. Nun solls aber auch desto schärfer gehn. Amalia. Wollen denn aber der Herr Oncle Clementinen Ihr wahres Alter sagen? Ich befürchte, sie macht Einwendungen. Denn nach aller Wahrscheinlichkeit ist sie etwa 28. Jahr. Magister. Hier muß pia fraus gespielt werden. Sie sind munter und gesund; Sie kennen sich immer für einen vier und dreisigjährigen Herrn ausgeben. v. N. Macht euch beide keinen Kummer. Nach meinem Alter wird Niemand fragen. Zum Ueberfluß aber will ich meine Brille zu Hause lassen. Magister. Das muß ohnedem geschehen. Wollen Sie nach etwas sehen: so nehmen Sie das Perspectiv. Der Himmel verhüte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/89
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/89>, abgerufen am 24.11.2024.