Gasthof? Und wenn es auch einer wäre, so habe ich ja nichts verlangt weder Wein noch Coffee, was soll ich denn bezahlen? Der böse Mensch schlug ein hönisch Gelächter auf: Sie müssen hier unfehlbar fremde seyn, daß Sie nicht wissen, welchen Gesetzen Sie Sich unterworfen haben, da Sie in dieses Haus getreten sind. Haben Sie nicht oben in dem Zimmer eine Tafel gesehen, darauf die Gesetze dieses Hauses geschrieben stehen? Ich beantwortete dieses mit nein. Er nöthigte mich hierauf mit Ungestüm wieder mit ihm hinauf in das Zimmer zu gehen, und wieß mir über der Thür desselben eine Tafel, die ich vorhero nicht bemerket hatte. So viel ich mich davon erinnere, war folgendes mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben:
1) Wer die Ehre haben will, die Madame zu sehen, bezahlt einen halben Guinee.
2) Das Vergnügen mit ihr zu sprechen, kostet einen Guinee.
3) Jeder witzige Gedanke den sie vorbringet, wird mit einem Guinee bezahlet.
Gasthof? Und wenn es auch einer wäre, so habe ich ja nichts verlangt weder Wein noch Coffee, was soll ich denn bezahlen? Der böse Mensch schlug ein hönisch Gelächter auf: Sie müssen hier unfehlbar fremde seyn, daß Sie nicht wissen, welchen Gesetzen Sie Sich unterworfen haben, da Sie in dieses Haus getreten sind. Haben Sie nicht oben in dem Zimmer eine Tafel gesehen, darauf die Gesetze dieses Hauses geschrieben stehen? Ich beantwortete dieses mit nein. Er nöthigte mich hierauf mit Ungestüm wieder mit ihm hinauf in das Zimmer zu gehen, und wieß mir über der Thür desselben eine Tafel, die ich vorhero nicht bemerket hatte. So viel ich mich davon erinnere, war folgendes mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben:
1) Wer die Ehre haben will, die Madame zu sehen, bezahlt einen halben Guinee.
2) Das Vergnügen mit ihr zu sprechen, kostet einen Guinee.
3) Jeder witzige Gedanke den sie vorbringet, wird mit einem Guinee bezahlet.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0364"n="349"/>
Gasthof? Und wenn es auch einer wäre, so habe ich ja nichts verlangt weder Wein noch Coffee, was soll ich denn bezahlen? Der böse Mensch schlug ein hönisch Gelächter auf: Sie müssen hier unfehlbar fremde seyn, daß Sie nicht wissen, welchen Gesetzen Sie Sich unterworfen haben, da Sie in dieses Haus getreten sind. Haben Sie nicht oben in dem Zimmer eine Tafel gesehen, darauf die Gesetze dieses Hauses geschrieben stehen? Ich beantwortete dieses mit nein. Er nöthigte mich hierauf mit Ungestüm wieder mit ihm hinauf in das Zimmer zu gehen, und wieß mir über der Thür desselben eine Tafel, die ich vorhero nicht bemerket hatte. So viel ich mich davon erinnere, war folgendes mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben:</p><p>1) Wer die Ehre haben will, die Madame zu sehen, bezahlt einen halben Guinee.</p><p>2) Das Vergnügen mit ihr zu sprechen, kostet einen Guinee.</p><p>3) Jeder witzige Gedanke den sie vorbringet, wird mit einem Guinee bezahlet.</p></div></body></text></TEI>
[349/0364]
Gasthof? Und wenn es auch einer wäre, so habe ich ja nichts verlangt weder Wein noch Coffee, was soll ich denn bezahlen? Der böse Mensch schlug ein hönisch Gelächter auf: Sie müssen hier unfehlbar fremde seyn, daß Sie nicht wissen, welchen Gesetzen Sie Sich unterworfen haben, da Sie in dieses Haus getreten sind. Haben Sie nicht oben in dem Zimmer eine Tafel gesehen, darauf die Gesetze dieses Hauses geschrieben stehen? Ich beantwortete dieses mit nein. Er nöthigte mich hierauf mit Ungestüm wieder mit ihm hinauf in das Zimmer zu gehen, und wieß mir über der Thür desselben eine Tafel, die ich vorhero nicht bemerket hatte. So viel ich mich davon erinnere, war folgendes mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben:
1) Wer die Ehre haben will, die Madame zu sehen, bezahlt einen halben Guinee.
2) Das Vergnügen mit ihr zu sprechen, kostet einen Guinee.
3) Jeder witzige Gedanke den sie vorbringet, wird mit einem Guinee bezahlet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/364>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.