Kinder zu machen, sollte sich das wohl rechtfertigen lassen? Sie wissen, daß ich in diesem Stücke etwas zärtlich bin. Das Kopfweh meines Vaters, die Unpäßlichkeit des Herrn v. N. und der Sturz des Rittmeisters von H. mit dem Pferde, alles dieses steht auf meiner Rechnung, und wenn es gleich alles von keinen Folgen zu seyn scheinet; so empfinde ich doch in meinem Gemüthe eine kleine Unruhe darüber. Wenn ich mich doch davon befreien könnte, so würde ich recht ruhig seyn. - - Aber was mache ich doch? Nicht wahr, ich bin ein ungezogenes Mädchen? Ich sollte mich wegen Ihrer Mühe, wegen Ihres Eifers für mein Bestes bei Ihnen bedanken; ich sollte Sie dafür bis in den dritten Himmel erheben: und ich bin so verwegen, und kritisire die Unternehmungen meiner großmüthigen Beschützerin. Wenn Sie mir nun Ihren Beistand versagt hätten, wie würde es um mich aussehen? Würde ich nicht die Ausbrüche des väterlichen Zorns, womit ich bedrohet wurde, empfunden haben, oder mich jetzo in einer Stellung befinden,
Kinder zu machen, sollte sich das wohl rechtfertigen lassen? Sie wissen, daß ich in diesem Stücke etwas zärtlich bin. Das Kopfweh meines Vaters, die Unpäßlichkeit des Herrn v. N. und der Sturz des Rittmeisters von H. mit dem Pferde, alles dieses steht auf meiner Rechnung, und wenn es gleich alles von keinen Folgen zu seyn scheinet; so empfinde ich doch in meinem Gemüthe eine kleine Unruhe darüber. Wenn ich mich doch davon befreien könnte, so würde ich recht ruhig seyn. – – Aber was mache ich doch? Nicht wahr, ich bin ein ungezogenes Mädchen? Ich sollte mich wegen Ihrer Mühe, wegen Ihres Eifers für mein Bestes bei Ihnen bedanken; ich sollte Sie dafür bis in den dritten Himmel erheben: und ich bin so verwegen, und kritisire die Unternehmungen meiner großmüthigen Beschützerin. Wenn Sie mir nun Ihren Beistand versagt hätten, wie würde es um mich aussehen? Würde ich nicht die Ausbrüche des väterlichen Zorns, womit ich bedrohet wurde, empfunden haben, oder mich jetzo in einer Stellung befinden,
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0301"n="286"/>
Kinder zu machen, sollte sich das wohl rechtfertigen lassen? Sie wissen, daß ich in diesem Stücke etwas zärtlich bin. Das Kopfweh meines Vaters, die Unpäßlichkeit des Herrn v. N. und der Sturz des Rittmeisters von H. mit dem Pferde, alles dieses steht auf meiner Rechnung, und wenn es gleich alles von keinen Folgen zu seyn scheinet; so empfinde ich doch in meinem Gemüthe eine kleine Unruhe darüber. Wenn ich mich doch davon befreien könnte, so würde ich recht ruhig seyn. –– Aber was mache ich doch? Nicht wahr, ich bin ein ungezogenes Mädchen? Ich sollte mich wegen Ihrer Mühe, wegen Ihres Eifers für mein Bestes bei Ihnen bedanken; ich sollte Sie dafür bis in den dritten Himmel erheben: und ich bin so verwegen, und kritisire die Unternehmungen meiner großmüthigen Beschützerin. Wenn Sie mir nun Ihren Beistand versagt hätten, wie würde es um mich aussehen? Würde ich nicht die Ausbrüche des väterlichen Zorns, womit ich bedrohet wurde, empfunden haben, oder mich jetzo in einer Stellung befinden,
</p></div></body></text></TEI>
[286/0301]
Kinder zu machen, sollte sich das wohl rechtfertigen lassen? Sie wissen, daß ich in diesem Stücke etwas zärtlich bin. Das Kopfweh meines Vaters, die Unpäßlichkeit des Herrn v. N. und der Sturz des Rittmeisters von H. mit dem Pferde, alles dieses steht auf meiner Rechnung, und wenn es gleich alles von keinen Folgen zu seyn scheinet; so empfinde ich doch in meinem Gemüthe eine kleine Unruhe darüber. Wenn ich mich doch davon befreien könnte, so würde ich recht ruhig seyn. – – Aber was mache ich doch? Nicht wahr, ich bin ein ungezogenes Mädchen? Ich sollte mich wegen Ihrer Mühe, wegen Ihres Eifers für mein Bestes bei Ihnen bedanken; ich sollte Sie dafür bis in den dritten Himmel erheben: und ich bin so verwegen, und kritisire die Unternehmungen meiner großmüthigen Beschützerin. Wenn Sie mir nun Ihren Beistand versagt hätten, wie würde es um mich aussehen? Würde ich nicht die Ausbrüche des väterlichen Zorns, womit ich bedrohet wurde, empfunden haben, oder mich jetzo in einer Stellung befinden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/301>, abgerufen am 29.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.