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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

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Heiden bekehrt, und ihm die Rangordnung zwischen einem Kutscher und einem Postknechte beigebracht haben.

Die Nachricht, von dem nunmehro herrschenden Geschmack im Hause meines Oncles, vergnügt mich. Was kann doch ein Mann von Genie thun! Sie müssen mehr als eine Seele haben: wenn ich mich anders so ausdrücken darf. Mein Oncle war ja ehedem kein Liebhaber von Romanen, wenn ich den Don Quixotte ausnehme: daher auch die Heldenthaten, welche er noch als Fähndrich in Italien verrichtet, der beständige Gegenstand unserer Unterredung seyn mußten. Bey den Fräuleins aber war noch eher etwas auszurichten. Sie sind jung, und wie weiches Wachs, welches alle Eindrücke anzunehmen fähig ist. Fahren Sie indessen fort, meine Schwester nach dem Beispiele der Henriette Byron zu bilden. Ich werde Sie noch einmal so sehr lieben, wenn ich Sie einst in einem so vortrefflichen Lichte erblicken kann. Ich denke aber, Charlotte oder die vermählte Gräfin G. wird ihr besser gefallen: denn sie liebt

Heiden bekehrt, und ihm die Rangordnung zwischen einem Kutscher und einem Postknechte beigebracht haben.

Die Nachricht, von dem nunmehro herrschenden Geschmack im Hause meines Oncles, vergnügt mich. Was kann doch ein Mann von Genie thun! Sie müssen mehr als eine Seele haben: wenn ich mich anders so ausdrücken darf. Mein Oncle war ja ehedem kein Liebhaber von Romanen, wenn ich den Don Quixotte ausnehme: daher auch die Heldenthaten, welche er noch als Fähndrich in Italien verrichtet, der beständige Gegenstand unserer Unterredung seyn mußten. Bey den Fräuleins aber war noch eher etwas auszurichten. Sie sind jung, und wie weiches Wachs, welches alle Eindrücke anzunehmen fähig ist. Fahren Sie indessen fort, meine Schwester nach dem Beispiele der Henriette Byron zu bilden. Ich werde Sie noch einmal so sehr lieben, wenn ich Sie einst in einem so vortrefflichen Lichte erblicken kann. Ich denke aber, Charlotte oder die vermählte Gräfin G. wird ihr besser gefallen: denn sie liebt

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[15/0030] Heiden bekehrt, und ihm die Rangordnung zwischen einem Kutscher und einem Postknechte beigebracht haben. Die Nachricht, von dem nunmehro herrschenden Geschmack im Hause meines Oncles, vergnügt mich. Was kann doch ein Mann von Genie thun! Sie müssen mehr als eine Seele haben: wenn ich mich anders so ausdrücken darf. Mein Oncle war ja ehedem kein Liebhaber von Romanen, wenn ich den Don Quixotte ausnehme: daher auch die Heldenthaten, welche er noch als Fähndrich in Italien verrichtet, der beständige Gegenstand unserer Unterredung seyn mußten. Bey den Fräuleins aber war noch eher etwas auszurichten. Sie sind jung, und wie weiches Wachs, welches alle Eindrücke anzunehmen fähig ist. Fahren Sie indessen fort, meine Schwester nach dem Beispiele der Henriette Byron zu bilden. Ich werde Sie noch einmal so sehr lieben, wenn ich Sie einst in einem so vortrefflichen Lichte erblicken kann. Ich denke aber, Charlotte oder die vermählte Gräfin G. wird ihr besser gefallen: denn sie liebt

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/30>, abgerufen am 24.11.2024.