Oncle allezeit in meinen Augen ein rechtschaffener, und in seiner Art vollkommener Cavalier ist, den ich und mein Herr allezeit hoch schätzen, und mit Vergnügen unter unsere Anverwandten zählen werden; so sehr man auch dieses, durch allerhand listige Griffe, zu verhindern bemühet ist. Der einzige Fehler ihres Herrn Oncles ist sein gutes Herz, und bei diesem läßt er sich durch falsche Freunde und thörigte Leute, die um ihn sind, manchmal zu einer kleinen Ausschweifung verleiten; dazu auch der heutige wunderbare Auftritt kann gerechnet werden, der gewiß zu einer sehr boshaften Absicht ausgesonnen war, die aber gewiß fehlschlagen soll.
Ich ließ die böse Frau sagen, was sie wollte, ohne ihr ins Wort zu fallen, ob ich gleich so derbe Pillen einnehmen mußte. Ich war froh, daß sie endlich schwieg. Da ich unter [ihrer Harangue] Zeit gewann, einen Entschluß, [in Ansehung meines] Verhaltens gegen sie, zu [fassen, so nahm ich] mir vor, [in ihrer] eignen [Ehrung mit ihr zu reben,] liebste gnädige
Oncle allezeit in meinen Augen ein rechtschaffener, und in seiner Art vollkommener Cavalier ist, den ich und mein Herr allezeit hoch schätzen, und mit Vergnügen unter unsere Anverwandten zählen werden; so sehr man auch dieses, durch allerhand listige Griffe, zu verhindern bemühet ist. Der einzige Fehler ihres Herrn Oncles ist sein gutes Herz, und bei diesem läßt er sich durch falsche Freunde und thörigte Leute, die um ihn sind, manchmal zu einer kleinen Ausschweifung verleiten; dazu auch der heutige wunderbare Auftritt kann gerechnet werden, der gewiß zu einer sehr boshaften Absicht ausgesonnen war, die aber gewiß fehlschlagen soll.
Ich ließ die böse Frau sagen, was sie wollte, ohne ihr ins Wort zu fallen, ob ich gleich so derbe Pillen einnehmen mußte. Ich war froh, daß sie endlich schwieg. Da ich unter [ihrer Harangue] Zeit gewann, einen Entschluß, [in Ansehung meines] Verhaltens gegen sie, zu [fassen, so nahm ich] mir vor, [in ihrer] eignen [Ehrung mit ihr zu reben,] liebste gnädige
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0264"n="249"/>
Oncle allezeit in meinen Augen ein rechtschaffener, und in seiner Art vollkommener Cavalier ist, den ich und mein Herr allezeit hoch schätzen, und mit Vergnügen unter unsere Anverwandten zählen werden; so sehr man auch dieses, durch allerhand listige Griffe, zu verhindern bemühet ist. Der einzige Fehler ihres Herrn Oncles ist sein gutes Herz, und bei diesem läßt er sich durch falsche Freunde und thörigte Leute, die um ihn sind, manchmal zu einer kleinen Ausschweifung verleiten; dazu auch der heutige wunderbare Auftritt kann gerechnet werden, der gewiß zu einer sehr boshaften Absicht ausgesonnen war, die aber gewiß fehlschlagen soll.</p><p>Ich ließ die böse Frau sagen, was sie wollte, ohne ihr ins Wort zu fallen, ob ich gleich so derbe Pillen einnehmen mußte. Ich war froh, daß sie endlich schwieg. Da ich unter [ihrer Harangue] Zeit gewann, einen Entschluß, [in Ansehung meines] Verhaltens gegen sie, zu [fassen, so nahm ich] mir vor, [in ihrer] eignen [Ehrung mit ihr zu reben,] liebste gnädige
</p></div></body></text></TEI>
[249/0264]
Oncle allezeit in meinen Augen ein rechtschaffener, und in seiner Art vollkommener Cavalier ist, den ich und mein Herr allezeit hoch schätzen, und mit Vergnügen unter unsere Anverwandten zählen werden; so sehr man auch dieses, durch allerhand listige Griffe, zu verhindern bemühet ist. Der einzige Fehler ihres Herrn Oncles ist sein gutes Herz, und bei diesem läßt er sich durch falsche Freunde und thörigte Leute, die um ihn sind, manchmal zu einer kleinen Ausschweifung verleiten; dazu auch der heutige wunderbare Auftritt kann gerechnet werden, der gewiß zu einer sehr boshaften Absicht ausgesonnen war, die aber gewiß fehlschlagen soll.
Ich ließ die böse Frau sagen, was sie wollte, ohne ihr ins Wort zu fallen, ob ich gleich so derbe Pillen einnehmen mußte. Ich war froh, daß sie endlich schwieg. Da ich unter [ihrer Harangue] Zeit gewann, einen Entschluß, [in Ansehung meines] Verhaltens gegen sie, zu [fassen, so nahm ich] mir vor, [in ihrer] eignen [Ehrung mit ihr zu reben,] liebste gnädige
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/264>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.