Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich. Er wird vielleicht eben so lachen als wie ich. Wenn er aber hört, daß Sie den Herrn Grandison und ich Clementinen vorstellen soll; denn würde er gar böse werden.
Magister. Sorgen Sie nicht. Ich bin schlau, ich bin ein alter Hofmann, ich will ihn schon fassen, oder ich müßte kein 20jähriger Magister seyn, und mich unter Edelleute so lange durchgefressen haben.
Ich. Ich traue Ihrer Geschicklichkeit sehr viel zu: ich zweifele aber, ob Sie meinen Vater und mich in diesem Punkte bewegen werden.
Magister. Da sehe ich Ihren Herrn Vater über den Hof kommen. Ich will ihm entgegen gehen. Sehen Sie nur, ob er nicht wie ein Erzbischoff einhergehet. O der theure Marggraf!

Hier lief er fort, und ich befahl indessen unserer Magd, mir einen Boten zu bestellen. Ich habe das bewuste Schreiben beantwortet; aber mit zitternder Hand. Wenn ich

Ich. Er wird vielleicht eben so lachen als wie ich. Wenn er aber hört, daß Sie den Herrn Grandison und ich Clementinen vorstellen soll; denn würde er gar böse werden.
Magister. Sorgen Sie nicht. Ich bin schlau, ich bin ein alter Hofmann, ich will ihn schon fassen, oder ich müßte kein 20jähriger Magister seyn, und mich unter Edelleute so lange durchgefressen haben.
Ich. Ich traue Ihrer Geschicklichkeit sehr viel zu: ich zweifele aber, ob Sie meinen Vater und mich in diesem Punkte bewegen werden.
Magister. Da sehe ich Ihren Herrn Vater über den Hof kommen. Ich will ihm entgegen gehen. Sehen Sie nur, ob er nicht wie ein Erzbischoff einhergehet. O der theure Marggraf!

Hier lief er fort, und ich befahl indessen unserer Magd, mir einen Boten zu bestellen. Ich habe das bewuste Schreiben beantwortet; aber mit zitternder Hand. Wenn ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="scene">
              <pb facs="#f0209" n="194"/>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Ich</hi>.</speaker>
                <p>Er wird vielleicht eben so lachen als wie ich. Wenn er aber hört, daß Sie den Herrn Grandison und ich Clementinen vorstellen soll; denn würde er gar böse werden.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Magister</hi>.</speaker>
                <p>Sorgen Sie nicht. Ich bin schlau, ich bin ein alter Hofmann, ich will ihn schon fassen, oder ich müßte kein 20jähriger Magister seyn, und mich unter Edelleute so lange durchgefressen haben.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Ich</hi>.</speaker>
                <p>Ich traue Ihrer Geschicklichkeit sehr viel zu: ich zweifele aber, ob Sie meinen Vater und mich in diesem Punkte bewegen werden.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Magister</hi>.</speaker>
                <p>Da sehe ich Ihren Herrn Vater über den Hof kommen. Ich will ihm entgegen gehen. Sehen Sie nur, ob er nicht wie ein Erzbischoff einhergehet. O der theure Marggraf!</p>
              </sp>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
        <p>Hier lief er fort, und ich befahl indessen unserer Magd, mir einen Boten zu bestellen. Ich habe das bewuste Schreiben beantwortet; aber mit zitternder Hand. Wenn ich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0209] Ich. Er wird vielleicht eben so lachen als wie ich. Wenn er aber hört, daß Sie den Herrn Grandison und ich Clementinen vorstellen soll; denn würde er gar böse werden. Magister. Sorgen Sie nicht. Ich bin schlau, ich bin ein alter Hofmann, ich will ihn schon fassen, oder ich müßte kein 20jähriger Magister seyn, und mich unter Edelleute so lange durchgefressen haben. Ich. Ich traue Ihrer Geschicklichkeit sehr viel zu: ich zweifele aber, ob Sie meinen Vater und mich in diesem Punkte bewegen werden. Magister. Da sehe ich Ihren Herrn Vater über den Hof kommen. Ich will ihm entgegen gehen. Sehen Sie nur, ob er nicht wie ein Erzbischoff einhergehet. O der theure Marggraf! Hier lief er fort, und ich befahl indessen unserer Magd, mir einen Boten zu bestellen. Ich habe das bewuste Schreiben beantwortet; aber mit zitternder Hand. Wenn ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/209
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/209>, abgerufen am 25.11.2024.