Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.anhalten. Gestehen Sie es nur, Sie sind Ihm nicht gram, ich merkte es wohl, beim Feuerwerke, wie Sie doch so schlau lächeln konnten, wenn er scherzte. Nicht wahr, Sie sind Ihm ein Bisgen gut? Die unverschämte Frau! das liebe Kind mit einem Liebhaber, der Ihr Großvater seyn könnte, zu peinigen, Sie kann es nicht verantworten. Sie spricht, Julgen hätte die Wahl, entweder in den Stift zu gehen, oder den Herrn v. N. zu heirathen. Sie scherzet in der That, der Scherz ist aber so unrecht angebracht, daß das Fräulein sich zu Tode darüber ärgern möchte. Ich weiß daß du meiner Freundinn dein ganzes Mitleiden schenken wirst. Ich will diesen traurigen Affect nicht weiter regen; unser Oncle liefert scherzhaftere Auftritte, durch die Niemand sonderlich beleidiget wird; inzwischen wünschte ich doch, daß wir nicht auf Kosten des Bruders unsrer Mutter lachen dürften. Nun ist die Sache nicht mehr zu ändern, wir würden uns vergebens bemühen, ihm eine Grille, die er sich so feste in den Kopf gesetzt hat, auszureden. Manchmal kommt es mir anhalten. Gestehen Sie es nur, Sie sind Ihm nicht gram, ich merkte es wohl, beim Feuerwerke, wie Sie doch so schlau lächeln konnten, wenn er scherzte. Nicht wahr, Sie sind Ihm ein Bisgen gut? Die unverschämte Frau! das liebe Kind mit einem Liebhaber, der Ihr Großvater seyn könnte, zu peinigen, Sie kann es nicht verantworten. Sie spricht, Julgen hätte die Wahl, entweder in den Stift zu gehen, oder den Herrn v. N. zu heirathen. Sie scherzet in der That, der Scherz ist aber so unrecht angebracht, daß das Fräulein sich zu Tode darüber ärgern möchte. Ich weiß daß du meiner Freundinn dein ganzes Mitleiden schenken wirst. Ich will diesen traurigen Affect nicht weiter regen; unser Oncle liefert scherzhaftere Auftritte, durch die Niemand sonderlich beleidiget wird; inzwischen wünschte ich doch, daß wir nicht auf Kosten des Bruders unsrer Mutter lachen dürften. Nun ist die Sache nicht mehr zu ändern, wir würden uns vergebens bemühen, ihm eine Grille, die er sich so feste in den Kopf gesetzt hat, auszureden. Manchmal kommt es mir <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="173"/> anhalten. Gestehen Sie es nur, Sie sind Ihm nicht gram, ich merkte es wohl, beim Feuerwerke, wie Sie doch so schlau lächeln konnten, wenn er scherzte. Nicht wahr, Sie sind Ihm ein Bisgen gut? Die unverschämte Frau! das liebe Kind mit einem Liebhaber, der Ihr Großvater seyn könnte, zu peinigen, Sie kann es nicht verantworten. Sie spricht, Julgen hätte die Wahl, entweder in den Stift zu gehen, oder den Herrn v. N. zu heirathen. Sie scherzet in der That, der Scherz ist aber so unrecht angebracht, daß das Fräulein sich zu Tode darüber ärgern möchte. Ich weiß daß du meiner Freundinn dein ganzes Mitleiden schenken wirst. Ich will diesen traurigen Affect nicht weiter regen; unser Oncle liefert scherzhaftere Auftritte, durch die Niemand sonderlich beleidiget wird; inzwischen wünschte ich doch, daß wir nicht auf Kosten des Bruders unsrer Mutter lachen dürften. Nun ist die Sache nicht mehr zu ändern, wir würden uns vergebens bemühen, ihm eine Grille, die er sich so feste in den Kopf gesetzt hat, auszureden. Manchmal kommt es mir </p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0188]
anhalten. Gestehen Sie es nur, Sie sind Ihm nicht gram, ich merkte es wohl, beim Feuerwerke, wie Sie doch so schlau lächeln konnten, wenn er scherzte. Nicht wahr, Sie sind Ihm ein Bisgen gut? Die unverschämte Frau! das liebe Kind mit einem Liebhaber, der Ihr Großvater seyn könnte, zu peinigen, Sie kann es nicht verantworten. Sie spricht, Julgen hätte die Wahl, entweder in den Stift zu gehen, oder den Herrn v. N. zu heirathen. Sie scherzet in der That, der Scherz ist aber so unrecht angebracht, daß das Fräulein sich zu Tode darüber ärgern möchte. Ich weiß daß du meiner Freundinn dein ganzes Mitleiden schenken wirst. Ich will diesen traurigen Affect nicht weiter regen; unser Oncle liefert scherzhaftere Auftritte, durch die Niemand sonderlich beleidiget wird; inzwischen wünschte ich doch, daß wir nicht auf Kosten des Bruders unsrer Mutter lachen dürften. Nun ist die Sache nicht mehr zu ändern, wir würden uns vergebens bemühen, ihm eine Grille, die er sich so feste in den Kopf gesetzt hat, auszureden. Manchmal kommt es mir
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