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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Eigenschafft und Alter der Gewächsen.
eine veste lang/ in der Erden verbleibende und alle
Jahre fruchtbare Wurtzel/ die immer wieder her-
fürsprosset/ wann Stiele und Blätter schon jede
Herbste abfallen.

Die langwierige Gewächse sind/ deren Stänge
und Stiele oder wenigst die Blätter nicht abfal-
len/ vonwegen der ängen Safft- und Lebens-
Gängen/ die sie haben/ und verhinderen/ daß der
Lebens-Geist desto minder außdünstet und verflie-
get; daher sie nicht so leicht von aussenher zufal-
lenden Unbillen verwelcken und verderben.

Jahr-wierige Gewächse sind/ die über kein
Jahr währen in der Erden/ sonder jährlich ent-
weders in dem Frühling oder Herbste wieder ge-
säyet werden müssen/ Ursach dessen ist die Zärte
und Schwachheit der Saamen.

Es sind aber zweyerley Ursachen/ warum die
Gewächse verderben: 1. Die Zärte und Schwach-
heit des Saamens/ wie es an dem Burätsch/
Lättich/ und Geträide u. a. m. zu gewähren.

II. Weil die Kräuter durch den geringsten wi-
derigen Einfluß des Gestirns/ und wenigste Kälte
können verletzet werden/ wie die Basilien und
Sänff-Saame; da die Bäume/ welche andere
an Wärme übertreffen/ samt denen starcken Stau-
den und Gewächse nichts als Blätter und etwann
auch Aeste verliehren; die Wurtzel aber und der
Stamme überwinterten sich/ und mögen auch die
raucheste Winter-Kälte durch ihren in die Mitten
des Stammens und der Wurtzel gezognen Le-
bens-Geist wol ertragen. Da die zarten Blatt-

lein/
D 4

Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen.
eine veſte lang/ in der Erden verbleibende und alle
Jahre fruchtbare Wurtzel/ die immer wieder her-
fuͤrſproſſet/ wann Stiele und Blaͤtter ſchon jede
Herbſte abfallen.

Die langwierige Gewaͤchſe ſind/ deren Staͤnge
und Stiele oder wenigſt die Blaͤtter nicht abfal-
len/ vonwegen der aͤngen Safft- und Lebens-
Gaͤngen/ die ſie haben/ und verhinderen/ daß der
Lebens-Geiſt deſto minder außduͤnſtet und verflie-
get; daher ſie nicht ſo leicht von auſſenher zufal-
lenden Unbillen verwelcken und verderben.

Jahr-wierige Gewaͤchſe ſind/ die uͤber kein
Jahr waͤhren in der Erden/ ſonder jaͤhrlich ent-
weders in dem Fruͤhling oder Herbſte wieder ge-
ſaͤyet werden muͤſſen/ Urſach deſſen iſt die Zaͤrte
und Schwachheit der Saamen.

Es ſind aber zweyerley Urſachen/ warum die
Gewaͤchſe verderben: 1. Die Zaͤrte und Schwach-
heit des Saamens/ wie es an dem Buraͤtſch/
Laͤttich/ und Getraͤide u. a. m. zu gewaͤhren.

II. Weil die Kraͤuter durch den geringſten wi-
derigen Einfluß des Geſtirns/ und wenigſte Kaͤlte
koͤnnen verletzet werden/ wie die Baſilien und
Saͤnff-Saame; da die Baͤume/ welche andere
an Waͤrme uͤbertreffen/ ſamt denen ſtarcken Stau-
den und Gewaͤchſe nichts als Blaͤtter und etwañ
auch Aeſte verliehren; die Wurtzel aber und der
Stamme uͤberwinterten ſich/ und moͤgen auch die
raucheſte Winter-Kaͤlte durch ihren in die Mitten
des Stammens und der Wurtzel gezognen Le-
bens-Geiſt wol ertragen. Da die zarten Blatt-

lein/
D 4
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[55/0087] Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. eine veſte lang/ in der Erden verbleibende und alle Jahre fruchtbare Wurtzel/ die immer wieder her- fuͤrſproſſet/ wann Stiele und Blaͤtter ſchon jede Herbſte abfallen. Die langwierige Gewaͤchſe ſind/ deren Staͤnge und Stiele oder wenigſt die Blaͤtter nicht abfal- len/ vonwegen der aͤngen Safft- und Lebens- Gaͤngen/ die ſie haben/ und verhinderen/ daß der Lebens-Geiſt deſto minder außduͤnſtet und verflie- get; daher ſie nicht ſo leicht von auſſenher zufal- lenden Unbillen verwelcken und verderben. Jahr-wierige Gewaͤchſe ſind/ die uͤber kein Jahr waͤhren in der Erden/ ſonder jaͤhrlich ent- weders in dem Fruͤhling oder Herbſte wieder ge- ſaͤyet werden muͤſſen/ Urſach deſſen iſt die Zaͤrte und Schwachheit der Saamen. Es ſind aber zweyerley Urſachen/ warum die Gewaͤchſe verderben: 1. Die Zaͤrte und Schwach- heit des Saamens/ wie es an dem Buraͤtſch/ Laͤttich/ und Getraͤide u. a. m. zu gewaͤhren. II. Weil die Kraͤuter durch den geringſten wi- derigen Einfluß des Geſtirns/ und wenigſte Kaͤlte koͤnnen verletzet werden/ wie die Baſilien und Saͤnff-Saame; da die Baͤume/ welche andere an Waͤrme uͤbertreffen/ ſamt denen ſtarcken Stau- den und Gewaͤchſe nichts als Blaͤtter und etwañ auch Aeſte verliehren; die Wurtzel aber und der Stamme uͤberwinterten ſich/ und moͤgen auch die raucheſte Winter-Kaͤlte durch ihren in die Mitten des Stammens und der Wurtzel gezognen Le- bens-Geiſt wol ertragen. Da die zarten Blatt- lein/ D 4

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/87>, abgerufen am 24.11.2024.