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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Das 6. Capitel.
dann es werden gar leicht von aussenher zufallen-
den Wiederwärtigkeiten die Gewächse verletzet/
welck und lampend/ welche weitere Gänge haben/
als erfordert wird. Die Bewegung der einwoh-
nenden Lebhafftigkeit machet/ daß ein Gewächs
langwierig ist/ indem sie den Verhafft wol auß-
arbeitet/ das unrein scheidet/ damit das Gewächs
nicht Schaden nehme/ wann die ungesunden
Säffte lang nicht außdünsten/ sonder daß es im-
mer wachse/ trühe und grüne. Daher gewahret
man/ daß die Gewächse am längsten währen/
welche in die Höhe am längsten aufwachsen/ als die
Eichen/ Ulmen-Baum/ Castanien-Baum/
Schneeballen u. a. m. daß aber nur von den Bäu-
men zu verstehen: dann bey den Kräuteren eräu-
get sich offt das Wiederspiele/ wie an dem Bu-
retsich/ Kabis/ Kukumeren und anderen grossen
Früchten bescheinet/ daß sie nicht währen; da hin-
gegen der Hysop/ Hertzenbleich/ Gamänderlen/
der Thym und Salbey ihre Kräffte lang behalten.
Die Ursach dessen ist: weil die Lebhafftigkeit der
Blumen durch überflüssig angezogenen Safft
und starcken Trieb gestärcket/ und der Stamme
von aussenher mit einer vesten Rinden ringsher
wieder die Unbille des Luffts beschützet wird; da die
Kräuter nicht daurhafft sind/ welche einen matten
und langsam lauffenden Nehrsafft und linden
Stängel haben/ hingegen die Kräuter langwie-
rig sind/ die einen scharffen Gewürtz-Geschmack
und harte höltzerne Stängel haben.

Die über ein Jahr-währende Gewächse haben

eine

Das 6. Capitel.
dann es werden gar leicht von auſſenher zufallen-
den Wiederwaͤrtigkeiten die Gewaͤchſe verletzet/
welck und lampend/ welche weitere Gaͤnge haben/
als erfordert wird. Die Bewegung der einwoh-
nenden Lebhafftigkeit machet/ daß ein Gewaͤchs
langwierig iſt/ indem ſie den Verhafft wol auß-
arbeitet/ das unrein ſcheidet/ damit das Gewaͤchs
nicht Schaden nehme/ wann die ungeſunden
Saͤffte lang nicht außduͤnſten/ ſonder daß es im-
mer wachſe/ truͤhe und gruͤne. Daher gewahret
man/ daß die Gewaͤchſe am laͤngſten waͤhren/
welche in die Hoͤhe am laͤngſten aufwachſen/ als die
Eichen/ Ulmen-Baum/ Caſtanien-Baum/
Schneeballen u. a. m. daß aber nur von den Baͤu-
men zu verſtehen: dann bey den Kraͤuteren eraͤu-
get ſich offt das Wiederſpiele/ wie an dem Bu-
retſich/ Kabis/ Kukumeren und anderen groſſen
Fruͤchten beſcheinet/ daß ſie nicht waͤhren; da hin-
gegen der Hyſop/ Hertzenbleich/ Gamaͤnderlen/
der Thym und Salbey ihre Kraͤffte lang behalten.
Die Urſach deſſen iſt: weil die Lebhafftigkeit der
Blumen durch uͤberfluͤſſig angezogenen Safft
und ſtarcken Trieb geſtaͤrcket/ und der Stamme
von auſſenher mit einer veſten Rinden ringsher
wieder die Unbille des Luffts beſchuͤtzet wird; da die
Kraͤuter nicht daurhafft ſind/ welche einen matten
und langſam lauffenden Nehrſafft und linden
Staͤngel haben/ hingegen die Kraͤuter langwie-
rig ſind/ die einen ſcharffen Gewuͤrtz-Geſchmack
und harte hoͤltzerne Staͤngel haben.

Die uͤber ein Jahr-waͤhrende Gewaͤchſe haben

eine
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[54/0086] Das 6. Capitel. dann es werden gar leicht von auſſenher zufallen- den Wiederwaͤrtigkeiten die Gewaͤchſe verletzet/ welck und lampend/ welche weitere Gaͤnge haben/ als erfordert wird. Die Bewegung der einwoh- nenden Lebhafftigkeit machet/ daß ein Gewaͤchs langwierig iſt/ indem ſie den Verhafft wol auß- arbeitet/ das unrein ſcheidet/ damit das Gewaͤchs nicht Schaden nehme/ wann die ungeſunden Saͤffte lang nicht außduͤnſten/ ſonder daß es im- mer wachſe/ truͤhe und gruͤne. Daher gewahret man/ daß die Gewaͤchſe am laͤngſten waͤhren/ welche in die Hoͤhe am laͤngſten aufwachſen/ als die Eichen/ Ulmen-Baum/ Caſtanien-Baum/ Schneeballen u. a. m. daß aber nur von den Baͤu- men zu verſtehen: dann bey den Kraͤuteren eraͤu- get ſich offt das Wiederſpiele/ wie an dem Bu- retſich/ Kabis/ Kukumeren und anderen groſſen Fruͤchten beſcheinet/ daß ſie nicht waͤhren; da hin- gegen der Hyſop/ Hertzenbleich/ Gamaͤnderlen/ der Thym und Salbey ihre Kraͤffte lang behalten. Die Urſach deſſen iſt: weil die Lebhafftigkeit der Blumen durch uͤberfluͤſſig angezogenen Safft und ſtarcken Trieb geſtaͤrcket/ und der Stamme von auſſenher mit einer veſten Rinden ringsher wieder die Unbille des Luffts beſchuͤtzet wird; da die Kraͤuter nicht daurhafft ſind/ welche einen matten und langſam lauffenden Nehrſafft und linden Staͤngel haben/ hingegen die Kraͤuter langwie- rig ſind/ die einen ſcharffen Gewuͤrtz-Geſchmack und harte hoͤltzerne Staͤngel haben. Die uͤber ein Jahr-waͤhrende Gewaͤchſe haben eine

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/86>, abgerufen am 23.11.2024.