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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Eigenschafft und Alter der Gewächsen.
und corrumpierenden) und die dritte enthaltet al-
le Kräffte/ so entweders durch Erbrechen oder
durch den Stuhlgang/ oder durch den Harn/
oder durch den Schweiß u. a. m. außführen.

Die absönderlichen Eigenschafften der Kräu-
teren/ entspringen von dem flüchtigen Lebens-
Geiste eines jeden Krauts/ und sind nichts an-
ders als in gewisser Masse verdünnerte Leiblein/
welche inner denen begreifflichen Theilen der
Gewächsen/ gleich als einer Decke verschlossen
sind. Es giebet auch verborgne eigene Kräffte
in den Gewächsen/ die man anderst nicht als
durch die Erfahrung begreiffet/ und die uner-
fahrne Philosophi, ich weiß nicht/ was für einer
verborgenen geheimen/ von dem Himmel selbs
eingeleiteten Krafft zuschreiben. Hier preisen
auch die Scheid- und Feur-Künstler ihre von der
aussern Gestalte hergenommene Bezeigungen
(Signaturen) sehr hoch/ welche doch weder die
natürliche Kräffte/ noch deren Tugend noch Ei-
genschafften anzeigen/ viel minder die verursa-
chen können.

Als halten wir darfür/ es komme von einer
weit anderen/ namlich von einer Magnetischen
Ursach her/ was wir durch die Erfahrung allein
wissen/ von den geheimen Würckungen der Ge-
wächsen/ die mit ihrem gantzen Wesen würcken/
als: die vor anderen außreinigen (purgieren)
wieder das Fieber dienen/ eine natürliche Zu-
neigung (Sympathey) oder eine natürliche Ab-
kehr (Antipathey) bezeugen; wie wann das En-

gelsüß
D 2

Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen.
und corrumpierenden) und die dritte enthaltet al-
le Kraͤffte/ ſo entweders durch Erbrechen oder
durch den Stuhlgang/ oder durch den Harn/
oder durch den Schweiß u. a. m. außfuͤhren.

Die abſoͤnderlichen Eigenſchafften der Kraͤu-
teren/ entſpringen von dem fluͤchtigen Lebens-
Geiſte eines jeden Krauts/ und ſind nichts an-
ders als in gewiſſer Maſſe verdünnerte Leiblein/
welche inner denen begreifflichen Theilen der
Gewaͤchſen/ gleich als einer Decke verſchloſſen
ſind. Es giebet auch verborgne eigene Kraͤffte
in den Gewaͤchſen/ die man anderſt nicht als
durch die Erfahrung begreiffet/ und die uner-
fahrne Philoſophi, ich weiß nicht/ was fuͤr einer
verborgenen geheimen/ von dem Himmel ſelbs
eingeleiteten Krafft zuſchreiben. Hier preiſen
auch die Scheid- und Feur-Kuͤnſtler ihre von der
auſſern Geſtalte hergenommene Bezeigungen
(Signaturen) ſehr hoch/ welche doch weder die
natuͤrliche Kraͤffte/ noch deren Tugend noch Ei-
genſchafften anzeigen/ viel minder die verurſa-
chen koͤnnen.

Als halten wir darfuͤr/ es komme von einer
weit anderen/ namlich von einer Magnetiſchen
Urſach her/ was wir durch die Erfahrung allein
wiſſen/ von den geheimen Wuͤrckungen der Ge-
waͤchſen/ die mit ihrem gantzen Weſen wuͤrcken/
als: die vor anderen außreinigen (purgieren)
wieder das Fieber dienen/ eine natuͤrliche Zu-
neigung (Sympathey) oder eine natuͤrliche Ab-
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[51/0083] Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. und corrumpierenden) und die dritte enthaltet al- le Kraͤffte/ ſo entweders durch Erbrechen oder durch den Stuhlgang/ oder durch den Harn/ oder durch den Schweiß u. a. m. außfuͤhren. Die abſoͤnderlichen Eigenſchafften der Kraͤu- teren/ entſpringen von dem fluͤchtigen Lebens- Geiſte eines jeden Krauts/ und ſind nichts an- ders als in gewiſſer Maſſe verdünnerte Leiblein/ welche inner denen begreifflichen Theilen der Gewaͤchſen/ gleich als einer Decke verſchloſſen ſind. Es giebet auch verborgne eigene Kraͤffte in den Gewaͤchſen/ die man anderſt nicht als durch die Erfahrung begreiffet/ und die uner- fahrne Philoſophi, ich weiß nicht/ was fuͤr einer verborgenen geheimen/ von dem Himmel ſelbs eingeleiteten Krafft zuſchreiben. Hier preiſen auch die Scheid- und Feur-Kuͤnſtler ihre von der auſſern Geſtalte hergenommene Bezeigungen (Signaturen) ſehr hoch/ welche doch weder die natuͤrliche Kraͤffte/ noch deren Tugend noch Ei- genſchafften anzeigen/ viel minder die verurſa- chen koͤnnen. Als halten wir darfuͤr/ es komme von einer weit anderen/ namlich von einer Magnetiſchen Urſach her/ was wir durch die Erfahrung allein wiſſen/ von den geheimen Wuͤrckungen der Ge- waͤchſen/ die mit ihrem gantzen Weſen wuͤrcken/ als: die vor anderen außreinigen (purgieren) wieder das Fieber dienen/ eine natuͤrliche Zu- neigung (Sympathey) oder eine natuͤrliche Ab- kehr (Antipathey) bezeugen; wie wann das En- gelſuͤß D 2

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/83>, abgerufen am 23.11.2024.