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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Das 5. Capitel.
das Mittelst der Blumen meistens/ mit den
schönsten Farben bemahlet.

Es werden aber die Farben der Kräuteren in
die äusserste und mittelste abgetheilet; jene sind
weiß und schwartz/ diese aber gelb/ roth/ pur-
purfarb/ grün und blau/ und diese alle ha-
ben noch eigene Absätze/ die so groß/ daß man
die nicht alle mit Gedancken begreiffen/ geschwei-
ge mit Worten außsprechen kan/ inmassen
der webend Lebens-Geist seinen Reichthum und
deren Uberfluß nirgends innen so fürtrefflich als
in der Außziehrung der Blumen-Farben ge-
zeiget.

Die weisse Farbe entstehet/ wann die Strah-
len des Liechts graden-Wegs gegen dem Auge
des stehenden ab der Spiegel-Flächt zuruck prel-
len/ auf die sie zuscheinen. Nach der Meinung
der gelehrtesten Männeren/ bestehet die weisse
Farbe meistens darinnen/ daß die Fläche des weis-
sen Cörpers unzahlbar andere Spiegel-förmige
Flächlein habe/ welche so gegeneinander spielen/
daß die auf sie einfallenden Liecht-Strahlen nicht
gegen sich selbs/ sonder hinaußwerts gegen dem
Auge des Sehenden schiessen

Die weisse Farbe hat diese Eigenschafft/ daß sie
nicht so durchscheinig ist/ gleich anderen gefärbten
Dingen/ und machet/ daß sich die Gesichts-Li-
nien wegen des vielen Liecht-Scheins zersträuet.

Es ist aber das Weiß desto minder durchsichtig/
weil es die Liecht-Strahlen mehrer als andere Far-
ben hämmet/ da es die Gesicht-Linien zersträuet/

wegen

Das 5. Capitel.
das Mittelſt der Blumen meiſtens/ mit den
ſchoͤnſten Farben bemahlet.

Es werden aber die Farben der Kraͤuteren in
die aͤuſſerſte und mittelſte abgetheilet; jene ſind
weiß und ſchwartz/ dieſe aber gelb/ roth/ pur-
purfarb/ gruͤn und blau/ und dieſe alle ha-
ben noch eigene Abſaͤtze/ die ſo groß/ daß man
die nicht alle mit Gedancken begreiffen/ geſchwei-
ge mit Worten außſprechen kan/ inmaſſen
der webend Lebens-Geiſt ſeinen Reichthum und
deren Uberfluß nirgends innen ſo fuͤrtrefflich als
in der Außziehrung der Blumen-Farben ge-
zeiget.

Die weiſſe Farbe entſtehet/ wann die Strah-
len des Liechts graden-Wegs gegen dem Auge
des ſtehenden ab der Spiegel-Flaͤcht zuruck prel-
len/ auf die ſie zuſcheinen. Nach der Meinung
der gelehrteſten Maͤnneren/ beſtehet die weiſſe
Farbe meiſtens darinnen/ daß die Flaͤche des weiſ-
ſen Coͤrpers unzahlbar andere Spiegel-foͤrmige
Flaͤchlein habe/ welche ſo gegeneinander ſpielen/
daß die auf ſie einfallenden Liecht-Strahlen nicht
gegen ſich ſelbs/ ſonder hinaußwerts gegen dem
Auge des Sehenden ſchieſſen

Die weiſſe Farbe hat dieſe Eigenſchafft/ daß ſie
nicht ſo durchſcheinig iſt/ gleich anderen gefaͤrbten
Dingen/ und machet/ daß ſich die Geſichts-Li-
nien wegen des vielen Liecht-Scheins zerſtraͤuet.

Es iſt aber das Weiß deſto minder durchſichtig/
weil es die Liecht-Strahlen mehrer als andere Far-
ben haͤmmet/ da es die Geſicht-Linien zerſtraͤuet/

wegen
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[44[42]/0074] Das 5. Capitel. das Mittelſt der Blumen meiſtens/ mit den ſchoͤnſten Farben bemahlet. Es werden aber die Farben der Kraͤuteren in die aͤuſſerſte und mittelſte abgetheilet; jene ſind weiß und ſchwartz/ dieſe aber gelb/ roth/ pur- purfarb/ gruͤn und blau/ und dieſe alle ha- ben noch eigene Abſaͤtze/ die ſo groß/ daß man die nicht alle mit Gedancken begreiffen/ geſchwei- ge mit Worten außſprechen kan/ inmaſſen der webend Lebens-Geiſt ſeinen Reichthum und deren Uberfluß nirgends innen ſo fuͤrtrefflich als in der Außziehrung der Blumen-Farben ge- zeiget. Die weiſſe Farbe entſtehet/ wann die Strah- len des Liechts graden-Wegs gegen dem Auge des ſtehenden ab der Spiegel-Flaͤcht zuruck prel- len/ auf die ſie zuſcheinen. Nach der Meinung der gelehrteſten Maͤnneren/ beſtehet die weiſſe Farbe meiſtens darinnen/ daß die Flaͤche des weiſ- ſen Coͤrpers unzahlbar andere Spiegel-foͤrmige Flaͤchlein habe/ welche ſo gegeneinander ſpielen/ daß die auf ſie einfallenden Liecht-Strahlen nicht gegen ſich ſelbs/ ſonder hinaußwerts gegen dem Auge des Sehenden ſchieſſen Die weiſſe Farbe hat dieſe Eigenſchafft/ daß ſie nicht ſo durchſcheinig iſt/ gleich anderen gefaͤrbten Dingen/ und machet/ daß ſich die Geſichts-Li- nien wegen des vielen Liecht-Scheins zerſtraͤuet. Es iſt aber das Weiß deſto minder durchſichtig/ weil es die Liecht-Strahlen mehrer als andere Far- ben haͤmmet/ da es die Geſicht-Linien zerſtraͤuet/ wegen

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 44[42]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/74>, abgerufen am 24.11.2024.