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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Das 3. Capitel.
Geister/ die gleichsam dardurch erneueret und
schnell ernehret werden/ daß Hippocrates wol ge-
rathen: wann schwache Leuth langsam zu erqui-
ken/ sol man sie mit Krafft-Wasseren und anderen
feuchten Labsalen aufrichten; solten sie aber schnell
wider zuwägkommen/ solte es durch angenehmen
Geruch geschehen.

Der angenehme Geruch kommet mit der Eigen-
schafft (Temperament) unserer Geisteren sehr wol
überein/ und sättiget die gleichsam mit einer feiß-
ten/ ölichten und schweffelichten Speise/ darinn
eine geistreiche/ mit Feur angefüllete Matery des
ersten Urwesens (Elementen) enthalten/ wie
neben dem Gummi mit der Zibeth/ Benzö/ La-
dano/ und Aloe-Holtz zu erweisen.

Der starck-lieblich Geruch ist entweder Gewürtz-
reich (aroniatisch) oder saurlecht/ jener ist im Ros-
marin/ Lavander/ Majoran/ dieser aber an den
Rosen und Violen zu spüren.

Der Gewürtz-Geruch (aromaticus) steiget auß
der Spicanarde, Basilien/ Staechas, Zimmet Nä-
gelein/ Muscatblust/ Safran/ Wackholter auf.

Den saurlichten/ lieblichen Geruch aber dünsten
die Seeblumen/ Hyacinthen/ die Träublein/ Nar-
zissen und Sandel auß/ auß welchen Stucken al-
len wol-riechende Kuglen/ Räuche und Balsam
zu machen.

Es sind aber meistentheils die Blumen der Ge-
wächsen wol-riechend/ weil sie sehr schweffelicht/
geistreich/ und viel des flüchtigen Saltzes in sich
haben/ welches sich leichtlich durch den Lufft auß-
spieitet.

Es

Das 3. Capitel.
Geiſter/ die gleichſam dardurch erneueret und
ſchnell ernehret werden/ daß Hippocrates wol ge-
rathen: wann ſchwache Leuth langſam zu erqui-
ken/ ſol man ſie mit Krafft-Waſſeren und anderen
feuchten Labſalen aufrichten; ſolten ſie aber ſchnell
wider zuwaͤgkommen/ ſolte es durch angenehmen
Geruch geſchehen.

Der angenehme Geruch kommet mit der Eigen-
ſchafft (Temperament) unſerer Geiſteren ſehr wol
uͤberein/ und ſaͤttiget die gleichſam mit einer feiß-
ten/ oͤlichten und ſchweffelichten Speiſe/ darinn
eine geiſtreiche/ mit Feur angefuͤllete Matery des
erſten Urweſens (Elementen) enthalten/ wie
neben dem Gummi mit der Zibeth/ Benzoͤ/ La-
dano/ und Alœ-Holtz zu erweiſen.

Der ſtarck-lieblich Geruch iſt entweder Gewuͤrtz-
reich (aroniatiſch) oder ſaurlecht/ jener iſt im Roſ-
marin/ Lavander/ Majoran/ dieſer aber an den
Roſen und Violen zu ſpuͤren.

Der Gewuͤrtz-Geruch (aromaticus) ſteiget auß
der Spicanarde, Baſilien/ Stæchas, Zimmet Naͤ-
gelein/ Muſcatbluſt/ Safran/ Wackholter auf.

Den ſaurlichten/ lieblichen Geruch aber duͤnſten
die Seeblumen/ Hyacinthen/ die Traͤublein/ Nar-
ziſſen und Sandel auß/ auß welchen Stucken al-
len wol-riechende Kuglen/ Raͤuche und Balſam
zu machen.

Es ſind aber meiſtentheils die Blumen der Ge-
waͤchſen wol-riechend/ weil ſie ſehr ſchweffelicht/
geiſtreich/ und viel des fluͤchtigen Saltzes in ſich
haben/ welches ſich leichtlich durch den Lufft auß-
ſpieitet.

Es
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[36/0068] Das 3. Capitel. Geiſter/ die gleichſam dardurch erneueret und ſchnell ernehret werden/ daß Hippocrates wol ge- rathen: wann ſchwache Leuth langſam zu erqui- ken/ ſol man ſie mit Krafft-Waſſeren und anderen feuchten Labſalen aufrichten; ſolten ſie aber ſchnell wider zuwaͤgkommen/ ſolte es durch angenehmen Geruch geſchehen. Der angenehme Geruch kommet mit der Eigen- ſchafft (Temperament) unſerer Geiſteren ſehr wol uͤberein/ und ſaͤttiget die gleichſam mit einer feiß- ten/ oͤlichten und ſchweffelichten Speiſe/ darinn eine geiſtreiche/ mit Feur angefuͤllete Matery des erſten Urweſens (Elementen) enthalten/ wie neben dem Gummi mit der Zibeth/ Benzoͤ/ La- dano/ und Alœ-Holtz zu erweiſen. Der ſtarck-lieblich Geruch iſt entweder Gewuͤrtz- reich (aroniatiſch) oder ſaurlecht/ jener iſt im Roſ- marin/ Lavander/ Majoran/ dieſer aber an den Roſen und Violen zu ſpuͤren. Der Gewuͤrtz-Geruch (aromaticus) ſteiget auß der Spicanarde, Baſilien/ Stæchas, Zimmet Naͤ- gelein/ Muſcatbluſt/ Safran/ Wackholter auf. Den ſaurlichten/ lieblichen Geruch aber duͤnſten die Seeblumen/ Hyacinthen/ die Traͤublein/ Nar- ziſſen und Sandel auß/ auß welchen Stucken al- len wol-riechende Kuglen/ Raͤuche und Balſam zu machen. Es ſind aber meiſtentheils die Blumen der Ge- waͤchſen wol-riechend/ weil ſie ſehr ſchweffelicht/ geiſtreich/ und viel des fluͤchtigen Saltzes in ſich haben/ welches ſich leichtlich durch den Lufft auß- ſpieitet. Es

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/68>, abgerufen am 24.11.2024.