Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.Das 9. Capitel. mit dem Apffelblust. Die Mandelfrucht gleichetauch nicht unfein den Pfersichen/ doch daß sie zu- sammengetrucket/ und wie in einen Bogen gestal- tet ist; von aussen hat sie ein aufgepolstertes/ nicht gar dickes Fleisch/ das etwas saurlicht und sich es- sen lasset/ alldieweil es noch zart ist. Wann aber die Frucht anfangt zeitig werden/ spaltet sie von sich selbs/ und lasset von sich gern heraußfallen ei- nen dicken/ sehr harten/ von aussenher durchlö- chert scheinenden Stein/ inner dessen harten Schalen ein süsser Kern/ mit einer dünnen/ rothen/ gleich als Mehl bestaubeten Haut umgebner Ker- ne enthalten; oder so der Kerne bitter/ ist er in den Apotecken beliebiger. Die Wurtzel des Mandel- baums gründet sich dem Stammen nach grad un- ter sich/ und ist sehr groß. Man pflantzet ihn in den Gärten/ wo er in dem Die süssen Mandel reinigen das Eingeweid/ Bursa
Das 9. Capitel. mit dem Apffelbluſt. Die Mandelfrucht gleichetauch nicht unfein den Pferſichen/ doch daß ſie zu- ſammengetrucket/ und wie in einen Bogen geſtal- tet iſt; von auſſen hat ſie ein aufgepolſtertes/ nicht gar dickes Fleiſch/ das etwas ſaurlicht und ſich eſ- ſen laſſet/ alldieweil es noch zart iſt. Wann aber die Frucht anfangt zeitig werden/ ſpaltet ſie von ſich ſelbs/ und laſſet von ſich gern heraußfallen ei- nen dicken/ ſehr harten/ von auſſenher durchloͤ- chert ſcheinenden Stein/ inner deſſen harten Schalen ein ſuͤſſer Kern/ mit einer duͤnnen/ rothen/ gleich als Mehl beſtaubeten Haut umgebner Ker- ne enthalten; oder ſo der Kerne bitter/ iſt er in den Apotecken beliebiger. Die Wurtzel des Mandel- baums gruͤndet ſich dem Stam̃en nach grad un- ter ſich/ und iſt ſehr groß. Man pflantzet ihn in den Gaͤrten/ wo er in dem Die ſuͤſſen Mandel reinigen das Eingeweid/ Burſa
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Das 9. Capitel.
mit dem Apffelbluſt. Die Mandelfrucht gleichet
auch nicht unfein den Pferſichen/ doch daß ſie zu-
ſammengetrucket/ und wie in einen Bogen geſtal-
tet iſt; von auſſen hat ſie ein aufgepolſtertes/ nicht
gar dickes Fleiſch/ das etwas ſaurlicht und ſich eſ-
ſen laſſet/ alldieweil es noch zart iſt. Wann aber
die Frucht anfangt zeitig werden/ ſpaltet ſie von
ſich ſelbs/ und laſſet von ſich gern heraußfallen ei-
nen dicken/ ſehr harten/ von auſſenher durchloͤ-
chert ſcheinenden Stein/ inner deſſen harten
Schalen ein ſuͤſſer Kern/ mit einer duͤnnen/ rothen/
gleich als Mehl beſtaubeten Haut umgebner Ker-
ne enthalten; oder ſo der Kerne bitter/ iſt er in den
Apotecken beliebiger. Die Wurtzel des Mandel-
baums gruͤndet ſich dem Stam̃en nach grad un-
ter ſich/ und iſt ſehr groß.
Man pflantzet ihn in den Gaͤrten/ wo er in dem
Aprellen bluͤhet.
Die ſuͤſſen Mandel reinigen das Eingeweid/
entliechteren die Lunge von allem Unraht/ ſind der
Bruſt nutzlich/ und helffen wider das Grimmen/
ſtillen den Huſten. Das Mandeloͤl von auſſen
aufgelegt/ heilet die von Kinderblatteren hinder-
laſſenen Narben und Anmaͤhler/ getruncken ſtillet
es das Grimmen. Die bittere Mandel treiben den
Harn hefftig/ und fuͤhren den Sand auß den
Nieren. Auß denen ſuͤſſen Mandlen werden aller-
hand Mandelmilchen zubereitet.
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Zitationshilfe: | Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/138>, abgerufen am 25.07.2024. |