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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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interessierter Leute, dem derartige Bücher nicht allein
nach dem Titel, sondern auch nach dem Inhalt bekannt
sind, während Schiller, Goethe und Lessing, Shakespeare,
Longfellow und Tennyson Gemeingut aller mehr oder
weniger gebildeten Klassen sind.

Die großen Wirkungen der Litteratur sind heute
schon in der japanischen Sprache bemerkbar. Nicht
allein, daß eine große Anzahl neuer Begriffe vom
Ausland übernommen wird, so daß der alten japa-
nischen Sprache ein völlig neues Vokabularium hinzu-
gefügt worden ist, auch die Sprachformen fangen an,
eine Veränderung zu erleiden. Während z. B. die
Personifikation etwas durchaus Unjapanisches ist, findet
man es heute in weiten Kreisen nicht mehr anstößig,
leblosen Dingen Thätigkeiten beizulegen, als wären sie
Personen. Heute kann man oftmals den Satz: "Die
Predigt hat mich getröstet", in wörtlicher Wiedergabe
hören, was früher nicht der Fall war, und auch der
Gebrauch des Passivums ist häufiger als vordem. Es
giebt Leute genug, welche das Gefühl dafür verloren
haben, daß derartige Redewendungen unjapanisch sind
und dem Geist der japanischen Sprache eigentlich wider-
sprechen. Es ist eine Umwälzung der ganzen Art zu
denken, die hier im Entstehen begriffen ist.

In der Litteratur des Westens kommen die Japaner
mit den besten und größten Laien der christlichen Welt
in Berührung. Sie machen aber auch im eigenen Land
die Bekanntschaft christlicher Europäer und, soweit sie
über die Grenzen ihres Vaterlandes hinaus kommen,
auch in der Heimat des Christentums selbst. Und auch
von dieser Seite aus sind sie einer beständigen Beein-
flussung ausgesetzt. Der Einfluß ist nicht immer ein
guter, so wenig wie bei der Litteratur. Ja, mitunter

intereſſierter Leute, dem derartige Bücher nicht allein
nach dem Titel, ſondern auch nach dem Inhalt bekannt
ſind, während Schiller, Goethe und Leſſing, Shakeſpeare,
Longfellow und Tennyſon Gemeingut aller mehr oder
weniger gebildeten Klaſſen ſind.

Die großen Wirkungen der Litteratur ſind heute
ſchon in der japaniſchen Sprache bemerkbar. Nicht
allein, daß eine große Anzahl neuer Begriffe vom
Ausland übernommen wird, ſo daß der alten japa-
niſchen Sprache ein völlig neues Vokabularium hinzu-
gefügt worden iſt, auch die Sprachformen fangen an,
eine Veränderung zu erleiden. Während z. B. die
Perſonifikation etwas durchaus Unjapaniſches iſt, findet
man es heute in weiten Kreiſen nicht mehr anſtößig,
lebloſen Dingen Thätigkeiten beizulegen, als wären ſie
Perſonen. Heute kann man oftmals den Satz: „Die
Predigt hat mich getröſtet“, in wörtlicher Wiedergabe
hören, was früher nicht der Fall war, und auch der
Gebrauch des Paſſivums iſt häufiger als vordem. Es
giebt Leute genug, welche das Gefühl dafür verloren
haben, daß derartige Redewendungen unjapaniſch ſind
und dem Geiſt der japaniſchen Sprache eigentlich wider-
ſprechen. Es iſt eine Umwälzung der ganzen Art zu
denken, die hier im Entſtehen begriffen iſt.

In der Litteratur des Weſtens kommen die Japaner
mit den beſten und größten Laien der chriſtlichen Welt
in Berührung. Sie machen aber auch im eigenen Land
die Bekanntſchaft chriſtlicher Europäer und, ſoweit ſie
über die Grenzen ihres Vaterlandes hinaus kommen,
auch in der Heimat des Chriſtentums ſelbſt. Und auch
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[409/0423] intereſſierter Leute, dem derartige Bücher nicht allein nach dem Titel, ſondern auch nach dem Inhalt bekannt ſind, während Schiller, Goethe und Leſſing, Shakeſpeare, Longfellow und Tennyſon Gemeingut aller mehr oder weniger gebildeten Klaſſen ſind. Die großen Wirkungen der Litteratur ſind heute ſchon in der japaniſchen Sprache bemerkbar. Nicht allein, daß eine große Anzahl neuer Begriffe vom Ausland übernommen wird, ſo daß der alten japa- niſchen Sprache ein völlig neues Vokabularium hinzu- gefügt worden iſt, auch die Sprachformen fangen an, eine Veränderung zu erleiden. Während z. B. die Perſonifikation etwas durchaus Unjapaniſches iſt, findet man es heute in weiten Kreiſen nicht mehr anſtößig, lebloſen Dingen Thätigkeiten beizulegen, als wären ſie Perſonen. Heute kann man oftmals den Satz: „Die Predigt hat mich getröſtet“, in wörtlicher Wiedergabe hören, was früher nicht der Fall war, und auch der Gebrauch des Paſſivums iſt häufiger als vordem. Es giebt Leute genug, welche das Gefühl dafür verloren haben, daß derartige Redewendungen unjapaniſch ſind und dem Geiſt der japaniſchen Sprache eigentlich wider- ſprechen. Es iſt eine Umwälzung der ganzen Art zu denken, die hier im Entſtehen begriffen iſt. In der Litteratur des Weſtens kommen die Japaner mit den beſten und größten Laien der chriſtlichen Welt in Berührung. Sie machen aber auch im eigenen Land die Bekanntſchaft chriſtlicher Europäer und, ſoweit ſie über die Grenzen ihres Vaterlandes hinaus kommen, auch in der Heimat des Chriſtentums ſelbſt. Und auch von dieſer Seite aus ſind ſie einer beſtändigen Beein- fluſſung ausgeſetzt. Der Einfluß iſt nicht immer ein guter, ſo wenig wie bei der Litteratur. Ja, mitunter

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/423>, abgerufen am 24.11.2024.