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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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schwaches Kind, welches noch auf Schritt und Tritt der
Führung des "Paidagogos" nicht entraten kann und sich
selbst überlassen, ohne diese Führung, wieder verloren
geht. Die Arbeit des Missionars darf darum mit der
Taufe noch nicht zu Ende sein. Vielmehr beginnt sie
da erst recht. Denn auf dem Missionsfelde ist die Er-
haltung noch weit schwieriger als die Gewinnung.

Zumal bei dem Temperament des Japaners. Ich
gestehe es, jeden Sonntag, wenn ich auf der Kanzel stand
und einen Gläubigen vermißte, war mir angst und
bange um ihn. Denn so lange einer im Herzen ein
lebendiger Christ ist, kann man sich darauf verlassen,
daß er auch regelmäßig zum Gottesdienste kommt. Auf
dem Missionsfelde giebt es keine Frömmigkeit ohne Kirch-
lichkeit. Das Missionsfeld, welches uns alle Züge des
religiösen Lebens in typischer Ursprünglichkeit vor Augen
führt, hat mich davon überzeugt, daß Frömmigkeit ohne
Kirchlichkeit ein Unding ist, mit andern Worten, daß
Unkirchlichkeit zum Unglauben führen muß. Der junge
Christ, welcher zwei oder dreimal hinter einander den
Gottesdienst versäumte, war in äußerster Gefahr des
Abfalls. Die Veranlassungen zum Abfall sind eben auf
dem Missionsfelde auf Schritt und Tritt vorhanden. Die
ganze heidnische Atmosphäre, in welcher der Gläubige
die Woche über atmet, der Spott und Hohn seiner
Freunde, die Feindseligkeiten seiner Lehrer und Kollegen,
die Bitten seiner Mutter und die Drohungen seines
Vaters, die lockenden und strafenden Stimmen aller
derer, die ihm bis dahin lieb und teuer gewesen und
nun in Leid und Groll sich von ihm wenden: -- Da
gehört wahrlich mehr als menschliche Kraft dazu, stand-
haft zu bleiben. Da bedarf der junge schwache Christ
einer starken Stütze.

Wer ihn auf Jesus als auf diese Stütze verweisen

ſchwaches Kind, welches noch auf Schritt und Tritt der
Führung des „Paidagogos“ nicht entraten kann und ſich
ſelbſt überlaſſen, ohne dieſe Führung, wieder verloren
geht. Die Arbeit des Miſſionars darf darum mit der
Taufe noch nicht zu Ende ſein. Vielmehr beginnt ſie
da erſt recht. Denn auf dem Miſſionsfelde iſt die Er-
haltung noch weit ſchwieriger als die Gewinnung.

Zumal bei dem Temperament des Japaners. Ich
geſtehe es, jeden Sonntag, wenn ich auf der Kanzel ſtand
und einen Gläubigen vermißte, war mir angſt und
bange um ihn. Denn ſo lange einer im Herzen ein
lebendiger Chriſt iſt, kann man ſich darauf verlaſſen,
daß er auch regelmäßig zum Gottesdienſte kommt. Auf
dem Miſſionsfelde giebt es keine Frömmigkeit ohne Kirch-
lichkeit. Das Miſſionsfeld, welches uns alle Züge des
religiöſen Lebens in typiſcher Urſprünglichkeit vor Augen
führt, hat mich davon überzeugt, daß Frömmigkeit ohne
Kirchlichkeit ein Unding iſt, mit andern Worten, daß
Unkirchlichkeit zum Unglauben führen muß. Der junge
Chriſt, welcher zwei oder dreimal hinter einander den
Gottesdienſt verſäumte, war in äußerſter Gefahr des
Abfalls. Die Veranlaſſungen zum Abfall ſind eben auf
dem Miſſionsfelde auf Schritt und Tritt vorhanden. Die
ganze heidniſche Atmoſphäre, in welcher der Gläubige
die Woche über atmet, der Spott und Hohn ſeiner
Freunde, die Feindſeligkeiten ſeiner Lehrer und Kollegen,
die Bitten ſeiner Mutter und die Drohungen ſeines
Vaters, die lockenden und ſtrafenden Stimmen aller
derer, die ihm bis dahin lieb und teuer geweſen und
nun in Leid und Groll ſich von ihm wenden: — Da
gehört wahrlich mehr als menſchliche Kraft dazu, ſtand-
haft zu bleiben. Da bedarf der junge ſchwache Chriſt
einer ſtarken Stütze.

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[362/0376] ſchwaches Kind, welches noch auf Schritt und Tritt der Führung des „Paidagogos“ nicht entraten kann und ſich ſelbſt überlaſſen, ohne dieſe Führung, wieder verloren geht. Die Arbeit des Miſſionars darf darum mit der Taufe noch nicht zu Ende ſein. Vielmehr beginnt ſie da erſt recht. Denn auf dem Miſſionsfelde iſt die Er- haltung noch weit ſchwieriger als die Gewinnung. Zumal bei dem Temperament des Japaners. Ich geſtehe es, jeden Sonntag, wenn ich auf der Kanzel ſtand und einen Gläubigen vermißte, war mir angſt und bange um ihn. Denn ſo lange einer im Herzen ein lebendiger Chriſt iſt, kann man ſich darauf verlaſſen, daß er auch regelmäßig zum Gottesdienſte kommt. Auf dem Miſſionsfelde giebt es keine Frömmigkeit ohne Kirch- lichkeit. Das Miſſionsfeld, welches uns alle Züge des religiöſen Lebens in typiſcher Urſprünglichkeit vor Augen führt, hat mich davon überzeugt, daß Frömmigkeit ohne Kirchlichkeit ein Unding iſt, mit andern Worten, daß Unkirchlichkeit zum Unglauben führen muß. Der junge Chriſt, welcher zwei oder dreimal hinter einander den Gottesdienſt verſäumte, war in äußerſter Gefahr des Abfalls. Die Veranlaſſungen zum Abfall ſind eben auf dem Miſſionsfelde auf Schritt und Tritt vorhanden. Die ganze heidniſche Atmoſphäre, in welcher der Gläubige die Woche über atmet, der Spott und Hohn ſeiner Freunde, die Feindſeligkeiten ſeiner Lehrer und Kollegen, die Bitten ſeiner Mutter und die Drohungen ſeines Vaters, die lockenden und ſtrafenden Stimmen aller derer, die ihm bis dahin lieb und teuer geweſen und nun in Leid und Groll ſich von ihm wenden: — Da gehört wahrlich mehr als menſchliche Kraft dazu, ſtand- haft zu bleiben. Da bedarf der junge ſchwache Chriſt einer ſtarken Stütze. Wer ihn auf Jeſus als auf dieſe Stütze verweiſen

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/376>, abgerufen am 22.11.2024.