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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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die heute, wo es für vermögende junge Leute zum
guten Ton gehört, im Ausland gewesen zu sein, nur
noch sehr wenigen zu teil wird, ist ihm geworden: Die
Regierung sandte ihn auf ihre eigenen Kosten für einige
Jahre nach Deutschland, damit er hier sich noch weiter
in seinem Fache vervollkommne. Als ich mit ihm zu-
sammentraf, war er gerade auf dem Wege zu Virchow.
Wenn er aber einst, wohlausgerüstet mit deutschem
Wissen, in seine sonnige Heimat zurückkehrt, so wird
er in einer angesehenen akademischen Stellung Gelegen-
heit haben, uns Ehre zu machen.

Etwas mehr als ein Jahr später kam ich wieder
nach Berlin. Dieses Mal durfte ich neben dem jungen
Doktor noch ein zweites Mitglied unserer heidenchrist-
lichen Gemeinde zu Tokyo begrüßen. Der etwa dreißig-
jährige Mann, welcher seiner Zeit die Kunstakademie
zu Tokyo absolviert hat, hielt sich gleichfalls zur Ver-
vollkommnung seiner Studien in Berlin auf. Eine
ungemein sympathische Persönlichkeit, welche Schmiedel
so innig und prächtig geschildert hat, daß ich nichts
besseres zu thun weiß, als diese Schilderung hier zu
wiederholen. "Er war in meiner ersten Taufunterrichts-
stunde, erzählt Schmiedel 1), fehlte von da an keinmal
und war unter den ersten Getauften. Er ist von den
ersten Wochen an mein lieber Freund geworden, der
bei mir in jeder Herzensnot Trost suchte und auch mir

1) Vergl. Otto Schmiedel "Kultur- und Missionsbilder aus
Japan", eine prächtige Schrift, die nicht warm genug empfohlen
werden kann. Nicht minder anregend ist desselben Verfassers
erste Flugschrift "Eine Woche in der japanischen Christengemeinde
zu Tokyo". Wenn auch ihr Inhalt heute nicht mehr in allen
Stücken zutreffend ist, so ist sie doch als ein warmes Stimmungs-
bild aus der Blütezeit der japanischen Mission noch allezeit von
hohem Wert.

die heute, wo es für vermögende junge Leute zum
guten Ton gehört, im Ausland geweſen zu ſein, nur
noch ſehr wenigen zu teil wird, iſt ihm geworden: Die
Regierung ſandte ihn auf ihre eigenen Koſten für einige
Jahre nach Deutſchland, damit er hier ſich noch weiter
in ſeinem Fache vervollkommne. Als ich mit ihm zu-
ſammentraf, war er gerade auf dem Wege zu Virchow.
Wenn er aber einſt, wohlausgerüſtet mit deutſchem
Wiſſen, in ſeine ſonnige Heimat zurückkehrt, ſo wird
er in einer angeſehenen akademiſchen Stellung Gelegen-
heit haben, uns Ehre zu machen.

Etwas mehr als ein Jahr ſpäter kam ich wieder
nach Berlin. Dieſes Mal durfte ich neben dem jungen
Doktor noch ein zweites Mitglied unſerer heidenchriſt-
lichen Gemeinde zu Tokyo begrüßen. Der etwa dreißig-
jährige Mann, welcher ſeiner Zeit die Kunſtakademie
zu Tokyo abſolviert hat, hielt ſich gleichfalls zur Ver-
vollkommnung ſeiner Studien in Berlin auf. Eine
ungemein ſympathiſche Perſönlichkeit, welche Schmiedel
ſo innig und prächtig geſchildert hat, daß ich nichts
beſſeres zu thun weiß, als dieſe Schilderung hier zu
wiederholen. „Er war in meiner erſten Taufunterrichts-
ſtunde, erzählt Schmiedel 1), fehlte von da an keinmal
und war unter den erſten Getauften. Er iſt von den
erſten Wochen an mein lieber Freund geworden, der
bei mir in jeder Herzensnot Troſt ſuchte und auch mir

1) Vergl. Otto Schmiedel „Kultur- und Miſſionsbilder aus
Japan“, eine prächtige Schrift, die nicht warm genug empfohlen
werden kann. Nicht minder anregend iſt desſelben Verfaſſers
erſte Flugſchrift „Eine Woche in der japaniſchen Chriſtengemeinde
zu Tokyo“. Wenn auch ihr Inhalt heute nicht mehr in allen
Stücken zutreffend iſt, ſo iſt ſie doch als ein warmes Stimmungs-
bild aus der Blütezeit der japaniſchen Miſſion noch allezeit von
hohem Wert.
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[341/0355] die heute, wo es für vermögende junge Leute zum guten Ton gehört, im Ausland geweſen zu ſein, nur noch ſehr wenigen zu teil wird, iſt ihm geworden: Die Regierung ſandte ihn auf ihre eigenen Koſten für einige Jahre nach Deutſchland, damit er hier ſich noch weiter in ſeinem Fache vervollkommne. Als ich mit ihm zu- ſammentraf, war er gerade auf dem Wege zu Virchow. Wenn er aber einſt, wohlausgerüſtet mit deutſchem Wiſſen, in ſeine ſonnige Heimat zurückkehrt, ſo wird er in einer angeſehenen akademiſchen Stellung Gelegen- heit haben, uns Ehre zu machen. Etwas mehr als ein Jahr ſpäter kam ich wieder nach Berlin. Dieſes Mal durfte ich neben dem jungen Doktor noch ein zweites Mitglied unſerer heidenchriſt- lichen Gemeinde zu Tokyo begrüßen. Der etwa dreißig- jährige Mann, welcher ſeiner Zeit die Kunſtakademie zu Tokyo abſolviert hat, hielt ſich gleichfalls zur Ver- vollkommnung ſeiner Studien in Berlin auf. Eine ungemein ſympathiſche Perſönlichkeit, welche Schmiedel ſo innig und prächtig geſchildert hat, daß ich nichts beſſeres zu thun weiß, als dieſe Schilderung hier zu wiederholen. „Er war in meiner erſten Taufunterrichts- ſtunde, erzählt Schmiedel 1), fehlte von da an keinmal und war unter den erſten Getauften. Er iſt von den erſten Wochen an mein lieber Freund geworden, der bei mir in jeder Herzensnot Troſt ſuchte und auch mir 1) Vergl. Otto Schmiedel „Kultur- und Miſſionsbilder aus Japan“, eine prächtige Schrift, die nicht warm genug empfohlen werden kann. Nicht minder anregend iſt desſelben Verfaſſers erſte Flugſchrift „Eine Woche in der japaniſchen Chriſtengemeinde zu Tokyo“. Wenn auch ihr Inhalt heute nicht mehr in allen Stücken zutreffend iſt, ſo iſt ſie doch als ein warmes Stimmungs- bild aus der Blütezeit der japaniſchen Miſſion noch allezeit von hohem Wert.

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/355>, abgerufen am 22.11.2024.