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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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missionarisches Arbeitsfeld gefunden. Die beiden ersten
Organe beschafften uns das weibliche, die beiden folgen-
den einschließlich der Vorträge an der Vereinsschule
das männliche Material; die letzten beiden kommen vor-
läufig noch nicht in Betracht. Keines von ihnen war
direkt aus Tendenzen der Proselytenmacherei entstanden,
aber jedes erwies sich als eine Handhabe der Bekehrung.
Zur Gründung der Klöppelschule hatten Humanitäts-
gründe geführt. Es kommen alljährlich viele Mädchen
aus der Provinz nach Tokyo, und wenn der Hunger
anfängt, sie mürbe zu machen, so sind sie dort nicht
minder sittlichen Gefahren ausgesetzt wie in unsern
Großstädten. Solchen Mädchen wollte man Gelegen-
heit geben, durch Aneignung einer nützlichen Fertigkeit
sich auf eigene Füße zu stellen; zugleich hatten sie hier
einen bescheidenen, aber ausreichenden Verdienst. Der
Damenverein war von hochstehenden japanischen Damen
bezw. deren Ehegatten selbst angeregt worden. Die
erste Vorsitzende war die christliche Gemahlin eines nach-
maligen Kriegsministers, während nach ihrem Tode
die Gemahlin eines Wirklichen Geheimen Staatsrats
die Leitung übernahm. Der Zweck des Vereins war,
in monatlichen gemütlichen Zusammenkünften mit Vor-
trägen die Damen mit den Rechten und Pflichten der
deutschen und christlichen Hausfrau bekannt zu machen.

Der "Sol Oriens" bezweckte den Zusammenschluß
aller deutsch interessierten studentischen Elemente und
suchte in regelmäßigen, mit deutschen Vorträgen ver-
bundenen Zusammenkünften deutsche Sprache und Wissen-
schaft zu fördern. Die deutsche Fortbildungsschule hatte
dieselben Ziele, suchte sie aber in festerer Organisation
zu erreichen, nachdem sich der Verband des "Sol Oriens"
in Anbetracht der schweren Zeiten der Reaktion als zu

miſſionariſches Arbeitsfeld gefunden. Die beiden erſten
Organe beſchafften uns das weibliche, die beiden folgen-
den einſchließlich der Vorträge an der Vereinsſchule
das männliche Material; die letzten beiden kommen vor-
läufig noch nicht in Betracht. Keines von ihnen war
direkt aus Tendenzen der Proſelytenmacherei entſtanden,
aber jedes erwies ſich als eine Handhabe der Bekehrung.
Zur Gründung der Klöppelſchule hatten Humanitäts-
gründe geführt. Es kommen alljährlich viele Mädchen
aus der Provinz nach Tokyo, und wenn der Hunger
anfängt, ſie mürbe zu machen, ſo ſind ſie dort nicht
minder ſittlichen Gefahren ausgeſetzt wie in unſern
Großſtädten. Solchen Mädchen wollte man Gelegen-
heit geben, durch Aneignung einer nützlichen Fertigkeit
ſich auf eigene Füße zu ſtellen; zugleich hatten ſie hier
einen beſcheidenen, aber ausreichenden Verdienſt. Der
Damenverein war von hochſtehenden japaniſchen Damen
bezw. deren Ehegatten ſelbſt angeregt worden. Die
erſte Vorſitzende war die chriſtliche Gemahlin eines nach-
maligen Kriegsminiſters, während nach ihrem Tode
die Gemahlin eines Wirklichen Geheimen Staatsrats
die Leitung übernahm. Der Zweck des Vereins war,
in monatlichen gemütlichen Zuſammenkünften mit Vor-
trägen die Damen mit den Rechten und Pflichten der
deutſchen und chriſtlichen Hausfrau bekannt zu machen.

Der „Sol Oriens“ bezweckte den Zuſammenſchluß
aller deutſch intereſſierten ſtudentiſchen Elemente und
ſuchte in regelmäßigen, mit deutſchen Vorträgen ver-
bundenen Zuſammenkünften deutſche Sprache und Wiſſen-
ſchaft zu fördern. Die deutſche Fortbildungsſchule hatte
dieſelben Ziele, ſuchte ſie aber in feſterer Organiſation
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[317/0331] miſſionariſches Arbeitsfeld gefunden. Die beiden erſten Organe beſchafften uns das weibliche, die beiden folgen- den einſchließlich der Vorträge an der Vereinsſchule das männliche Material; die letzten beiden kommen vor- läufig noch nicht in Betracht. Keines von ihnen war direkt aus Tendenzen der Proſelytenmacherei entſtanden, aber jedes erwies ſich als eine Handhabe der Bekehrung. Zur Gründung der Klöppelſchule hatten Humanitäts- gründe geführt. Es kommen alljährlich viele Mädchen aus der Provinz nach Tokyo, und wenn der Hunger anfängt, ſie mürbe zu machen, ſo ſind ſie dort nicht minder ſittlichen Gefahren ausgeſetzt wie in unſern Großſtädten. Solchen Mädchen wollte man Gelegen- heit geben, durch Aneignung einer nützlichen Fertigkeit ſich auf eigene Füße zu ſtellen; zugleich hatten ſie hier einen beſcheidenen, aber ausreichenden Verdienſt. Der Damenverein war von hochſtehenden japaniſchen Damen bezw. deren Ehegatten ſelbſt angeregt worden. Die erſte Vorſitzende war die chriſtliche Gemahlin eines nach- maligen Kriegsminiſters, während nach ihrem Tode die Gemahlin eines Wirklichen Geheimen Staatsrats die Leitung übernahm. Der Zweck des Vereins war, in monatlichen gemütlichen Zuſammenkünften mit Vor- trägen die Damen mit den Rechten und Pflichten der deutſchen und chriſtlichen Hausfrau bekannt zu machen. Der „Sol Oriens“ bezweckte den Zuſammenſchluß aller deutſch intereſſierten ſtudentiſchen Elemente und ſuchte in regelmäßigen, mit deutſchen Vorträgen ver- bundenen Zuſammenkünften deutſche Sprache und Wiſſen- ſchaft zu fördern. Die deutſche Fortbildungsſchule hatte dieſelben Ziele, ſuchte ſie aber in feſterer Organiſation zu erreichen, nachdem ſich der Verband des „Sol Oriens“ in Anbetracht der ſchweren Zeiten der Reaktion als zu

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/331>, abgerufen am 22.11.2024.