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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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gelisiert werden müsse, und daß japanische Geistliche
darum das erste Erfordernis seien. Unterstützt durch
reichliche Spenden aus Amerika und Japan, wo selbst
auch seine heidnischen Freunde, hohe Staatsbeamte und
Minister, große Beiträge leisteten, gelang ihm sein
Werk in überraschend kurzer Zeit: Am 29. Oktober
1875 schon konnte die Doshisha (Vereinigung zu gleichem
Zweck) in Kyoto eröffnet werden. Bald blühte sie
mächtig auf, in den folgenden 15 Jahren trat eine
Abteilung zu der andern hinzu, und heute fehlt nur
noch eine medizinische Abteilung, um die Doshisha zu
einer vollständigen Hochschule etwa im Sinne mancher
amerikanischen (nicht aber einer deutschen oder auch der
japanischen Universität) zu erheben.

Während die Gründung der Doshisha noch im
Gange war, hatte Gott auch schon für ein glänzendes
Schülermaterial für dieselbe gesorgt. Im Jahre 1871
gründete der Daimyo von Higo eine Schule für euro-
päisches Wissen in Kumamoto und berief als Lehrer an
dieselbe Kapitain Janes, welcher zuvor Hauptmann in
der Armee der Vereinigten Staaten gewesen war. Janes
und seine Frau waren überaus fromme und eifrige
Christen. Gleichwohl unterrichtete er seine Schüler
drei Jahre lang, ohne vom Christentum ein Wort zu
sprechen. Nachdem aber die Schüler Vertrauen zu ihm
gewonnen hatten, lud er sie eines Tages ein, zum
Bibelunterricht nach seinem Hause zu kommen. Der
Neugierde halber gingen sie hin, konnten aber der
Lektüre der Heiligen Schrift durchaus keinen Geschmack
abgewinnen. Gleichwohl thaten sie ihrem verehrten
Lehrer den Gefallen, allsonntäglich wiederzukommen, und
als ein Jahr vergangen war, kamen viele nicht mehr
nur aus Höflichkeit, sondern aus wirklichem Interesse.

geliſiert werden müſſe, und daß japaniſche Geiſtliche
darum das erſte Erfordernis ſeien. Unterſtützt durch
reichliche Spenden aus Amerika und Japan, wo ſelbſt
auch ſeine heidniſchen Freunde, hohe Staatsbeamte und
Miniſter, große Beiträge leiſteten, gelang ihm ſein
Werk in überraſchend kurzer Zeit: Am 29. Oktober
1875 ſchon konnte die Doſhiſha (Vereinigung zu gleichem
Zweck) in Kyoto eröffnet werden. Bald blühte ſie
mächtig auf, in den folgenden 15 Jahren trat eine
Abteilung zu der andern hinzu, und heute fehlt nur
noch eine mediziniſche Abteilung, um die Doſhiſha zu
einer vollſtändigen Hochſchule etwa im Sinne mancher
amerikaniſchen (nicht aber einer deutſchen oder auch der
japaniſchen Univerſität) zu erheben.

Während die Gründung der Doſhiſha noch im
Gange war, hatte Gott auch ſchon für ein glänzendes
Schülermaterial für dieſelbe geſorgt. Im Jahre 1871
gründete der Daimyo von Higo eine Schule für euro-
päiſches Wiſſen in Kumamoto und berief als Lehrer an
dieſelbe Kapitain Janes, welcher zuvor Hauptmann in
der Armee der Vereinigten Staaten geweſen war. Janes
und ſeine Frau waren überaus fromme und eifrige
Chriſten. Gleichwohl unterrichtete er ſeine Schüler
drei Jahre lang, ohne vom Chriſtentum ein Wort zu
ſprechen. Nachdem aber die Schüler Vertrauen zu ihm
gewonnen hatten, lud er ſie eines Tages ein, zum
Bibelunterricht nach ſeinem Hauſe zu kommen. Der
Neugierde halber gingen ſie hin, konnten aber der
Lektüre der Heiligen Schrift durchaus keinen Geſchmack
abgewinnen. Gleichwohl thaten ſie ihrem verehrten
Lehrer den Gefallen, allſonntäglich wiederzukommen, und
als ein Jahr vergangen war, kamen viele nicht mehr
nur aus Höflichkeit, ſondern aus wirklichem Intereſſe.

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[272/0286] geliſiert werden müſſe, und daß japaniſche Geiſtliche darum das erſte Erfordernis ſeien. Unterſtützt durch reichliche Spenden aus Amerika und Japan, wo ſelbſt auch ſeine heidniſchen Freunde, hohe Staatsbeamte und Miniſter, große Beiträge leiſteten, gelang ihm ſein Werk in überraſchend kurzer Zeit: Am 29. Oktober 1875 ſchon konnte die Doſhiſha (Vereinigung zu gleichem Zweck) in Kyoto eröffnet werden. Bald blühte ſie mächtig auf, in den folgenden 15 Jahren trat eine Abteilung zu der andern hinzu, und heute fehlt nur noch eine mediziniſche Abteilung, um die Doſhiſha zu einer vollſtändigen Hochſchule etwa im Sinne mancher amerikaniſchen (nicht aber einer deutſchen oder auch der japaniſchen Univerſität) zu erheben. Während die Gründung der Doſhiſha noch im Gange war, hatte Gott auch ſchon für ein glänzendes Schülermaterial für dieſelbe geſorgt. Im Jahre 1871 gründete der Daimyo von Higo eine Schule für euro- päiſches Wiſſen in Kumamoto und berief als Lehrer an dieſelbe Kapitain Janes, welcher zuvor Hauptmann in der Armee der Vereinigten Staaten geweſen war. Janes und ſeine Frau waren überaus fromme und eifrige Chriſten. Gleichwohl unterrichtete er ſeine Schüler drei Jahre lang, ohne vom Chriſtentum ein Wort zu ſprechen. Nachdem aber die Schüler Vertrauen zu ihm gewonnen hatten, lud er ſie eines Tages ein, zum Bibelunterricht nach ſeinem Hauſe zu kommen. Der Neugierde halber gingen ſie hin, konnten aber der Lektüre der Heiligen Schrift durchaus keinen Geſchmack abgewinnen. Gleichwohl thaten ſie ihrem verehrten Lehrer den Gefallen, allſonntäglich wiederzukommen, und als ein Jahr vergangen war, kamen viele nicht mehr nur aus Höflichkeit, ſondern aus wirklichem Intereſſe.

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/286>, abgerufen am 24.11.2024.