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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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mit der Anwendung der Gesetze gegen das Christentum
blutiger Ernst war.

Die katholische Kirche sollte das zuerst erfahren.
Im Jahre 1867 wurde in dem Dorfe Urakami, nicht
fern von Nagasaki, eine Christengemeinde von mehr als
dreitausend Seelen entdeckt, die sich trotz aller Ver-
folgungen aus der Jesuitenmission des sechzehnten Jahr-
hunderts in tiefster Heimlichkeit erhalten hatte. Zwar
war von Christi Geist kaum noch etwas übrig geblieben,
der Name der Jungfrau Maria war ihnen geläufig
geblieben, und das Kreuzeszeichen, welchem sie magische
Wirkungen zuschrieben, beteten sie an. Die Mitglieder
der Gemeinde wurden gefangen genommen und büßten
ihr Verbrechen in den Bergwerken in schwerer Zwangs-
arbeit, wo die meisten elend verdarben und starben.
Bald darauf wendete sich das Strafgericht auch gegen
die japanischen Lehrer protestantischer Missionare. Einer
derselben schmachtete zweiundeinhalb Jahre im Zucht-
haus. Ein anderer war nicht einmal Christ, aber man
hatte in seiner Wohnung eine Übersetzung aus dem
Neuen Testament gefunden, und das genügte, ihn mit
seiner Frau in das Gefängnis zu bringen. Aber gerade
das hatte zur Folge, daß er nun zum Christentum sich
bekannte. Er starb im Elend des Kerkers, und doch ist
er selig gestorben. Seine Frau, die später gleichfalls
zum Christentum übertrat, mußte noch weiter im Ge-
fängnis verbleiben.

Endlich im Jahre 1873, dem Beginn einer neuen
Missionsepoche, schlug für die christlichen Märtyrer die
Stunde der Befreiung. Schon geraume Weile zuvor
machten sich die ersten Anzeichen einer beginnenden
Toleranz bemerkbar. Zwar hatte die Revolutions-
bewegung von 1868 die Feindschaft wider die Abend-

mit der Anwendung der Geſetze gegen das Chriſtentum
blutiger Ernſt war.

Die katholiſche Kirche ſollte das zuerſt erfahren.
Im Jahre 1867 wurde in dem Dorfe Urakami, nicht
fern von Nagaſaki, eine Chriſtengemeinde von mehr als
dreitauſend Seelen entdeckt, die ſich trotz aller Ver-
folgungen aus der Jeſuitenmiſſion des ſechzehnten Jahr-
hunderts in tiefſter Heimlichkeit erhalten hatte. Zwar
war von Chriſti Geiſt kaum noch etwas übrig geblieben,
der Name der Jungfrau Maria war ihnen geläufig
geblieben, und das Kreuzeszeichen, welchem ſie magiſche
Wirkungen zuſchrieben, beteten ſie an. Die Mitglieder
der Gemeinde wurden gefangen genommen und büßten
ihr Verbrechen in den Bergwerken in ſchwerer Zwangs-
arbeit, wo die meiſten elend verdarben und ſtarben.
Bald darauf wendete ſich das Strafgericht auch gegen
die japaniſchen Lehrer proteſtantiſcher Miſſionare. Einer
derſelben ſchmachtete zweiundeinhalb Jahre im Zucht-
haus. Ein anderer war nicht einmal Chriſt, aber man
hatte in ſeiner Wohnung eine Überſetzung aus dem
Neuen Teſtament gefunden, und das genügte, ihn mit
ſeiner Frau in das Gefängnis zu bringen. Aber gerade
das hatte zur Folge, daß er nun zum Chriſtentum ſich
bekannte. Er ſtarb im Elend des Kerkers, und doch iſt
er ſelig geſtorben. Seine Frau, die ſpäter gleichfalls
zum Chriſtentum übertrat, mußte noch weiter im Ge-
fängnis verbleiben.

Endlich im Jahre 1873, dem Beginn einer neuen
Miſſionsepoche, ſchlug für die chriſtlichen Märtyrer die
Stunde der Befreiung. Schon geraume Weile zuvor
machten ſich die erſten Anzeichen einer beginnenden
Toleranz bemerkbar. Zwar hatte die Revolutions-
bewegung von 1868 die Feindſchaft wider die Abend-

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[267/0281] mit der Anwendung der Geſetze gegen das Chriſtentum blutiger Ernſt war. Die katholiſche Kirche ſollte das zuerſt erfahren. Im Jahre 1867 wurde in dem Dorfe Urakami, nicht fern von Nagaſaki, eine Chriſtengemeinde von mehr als dreitauſend Seelen entdeckt, die ſich trotz aller Ver- folgungen aus der Jeſuitenmiſſion des ſechzehnten Jahr- hunderts in tiefſter Heimlichkeit erhalten hatte. Zwar war von Chriſti Geiſt kaum noch etwas übrig geblieben, der Name der Jungfrau Maria war ihnen geläufig geblieben, und das Kreuzeszeichen, welchem ſie magiſche Wirkungen zuſchrieben, beteten ſie an. Die Mitglieder der Gemeinde wurden gefangen genommen und büßten ihr Verbrechen in den Bergwerken in ſchwerer Zwangs- arbeit, wo die meiſten elend verdarben und ſtarben. Bald darauf wendete ſich das Strafgericht auch gegen die japaniſchen Lehrer proteſtantiſcher Miſſionare. Einer derſelben ſchmachtete zweiundeinhalb Jahre im Zucht- haus. Ein anderer war nicht einmal Chriſt, aber man hatte in ſeiner Wohnung eine Überſetzung aus dem Neuen Teſtament gefunden, und das genügte, ihn mit ſeiner Frau in das Gefängnis zu bringen. Aber gerade das hatte zur Folge, daß er nun zum Chriſtentum ſich bekannte. Er ſtarb im Elend des Kerkers, und doch iſt er ſelig geſtorben. Seine Frau, die ſpäter gleichfalls zum Chriſtentum übertrat, mußte noch weiter im Ge- fängnis verbleiben. Endlich im Jahre 1873, dem Beginn einer neuen Miſſionsepoche, ſchlug für die chriſtlichen Märtyrer die Stunde der Befreiung. Schon geraume Weile zuvor machten ſich die erſten Anzeichen einer beginnenden Toleranz bemerkbar. Zwar hatte die Revolutions- bewegung von 1868 die Feindſchaft wider die Abend-

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/281>, abgerufen am 24.11.2024.