(Kirche Christi in Japan, presbyt.) in Tokyo, die Magd aber ward zu einer rechten Missionarin: Ihrem brennen- den Glaubenseifer ist die Gründung einer Christen- gemeinde zu Saga zu verdanken. Eine Enkelin Wakasas ist ebenfalls Christin, und im Jahre 1890 trat ein Enkel von ihm in die Doshisha, die christliche Hoch- schule der Kongregationalisten zu Kyoto ein.
Wer möchte da nicht die wunderbaren Wege Gottes preisen, dessen Fuß gehet wie auf dunkeln Wassern, wer lernt da nicht aufs neue wieder glauben an das Wort des Herrn: "Gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin kommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, also soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir herkommen, sondern thun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich es sende".
Aber neben solch seligen Erfahrungen sollten den Missionaren die schwersten Prüfungen nicht erspart bleiben. Wenn auch das politisch uninteressierte Volk keineswegs den Abendländern feindlich gegenüberstand, so sah doch der Samuraistand in der Anwesenheit der "fremden Barbaren" eine nationale Schmach. Ihr Zorn richtete sich gleicherweise gegen die Regierung des Shogunats, welche die "schimpflichen" Verträge abge- schlossen hatte, wie gegen die Fremden selbst. Plötzlich begann man sich des lange vergessenen Kaisers zu Kyoto zu erinnern, von ihm erhoffte man die Rettung: "Jo-i" (fort mit den Fremden) und "Son-o" (Ehre dem Kaiser) wurden die Losungsworte des Tages. Der Premierminister Jikamon no kami, dem man die Haupt- schuld an dem Abschluß der Verträge beimaß, wurde ermordet, und auch mancher Europäer fiel dem Fremden-
(Kirche Chriſti in Japan, presbyt.) in Tokyo, die Magd aber ward zu einer rechten Miſſionarin: Ihrem brennen- den Glaubenseifer iſt die Gründung einer Chriſten- gemeinde zu Saga zu verdanken. Eine Enkelin Wakaſas iſt ebenfalls Chriſtin, und im Jahre 1890 trat ein Enkel von ihm in die Doſhiſha, die chriſtliche Hoch- ſchule der Kongregationaliſten zu Kyoto ein.
Wer möchte da nicht die wunderbaren Wege Gottes preiſen, deſſen Fuß gehet wie auf dunkeln Waſſern, wer lernt da nicht aufs neue wieder glauben an das Wort des Herrn: „Gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin kommt, ſondern feuchtet die Erde und macht ſie fruchtbar und wachſend, alſo ſoll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch ſein. Es ſoll nicht wieder zu mir herkommen, ſondern thun, was mir gefällt, und ſoll ihm gelingen, dazu ich es ſende“.
Aber neben ſolch ſeligen Erfahrungen ſollten den Miſſionaren die ſchwerſten Prüfungen nicht erſpart bleiben. Wenn auch das politiſch unintereſſierte Volk keineswegs den Abendländern feindlich gegenüberſtand, ſo ſah doch der Samuraiſtand in der Anweſenheit der „fremden Barbaren“ eine nationale Schmach. Ihr Zorn richtete ſich gleicherweiſe gegen die Regierung des Shogunats, welche die „ſchimpflichen“ Verträge abge- ſchloſſen hatte, wie gegen die Fremden ſelbſt. Plötzlich begann man ſich des lange vergeſſenen Kaiſers zu Kyoto zu erinnern, von ihm erhoffte man die Rettung: „Jo-i“ (fort mit den Fremden) und „Son-ō“ (Ehre dem Kaiſer) wurden die Loſungsworte des Tages. Der Premierminiſter Jikamon no kami, dem man die Haupt- ſchuld an dem Abſchluß der Verträge beimaß, wurde ermordet, und auch mancher Europäer fiel dem Fremden-
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(Kirche Chriſti in Japan, presbyt.) in Tokyo, die Magd
aber ward zu einer rechten Miſſionarin: Ihrem brennen-
den Glaubenseifer iſt die Gründung einer Chriſten-
gemeinde zu Saga zu verdanken. Eine Enkelin Wakaſas
iſt ebenfalls Chriſtin, und im Jahre 1890 trat ein
Enkel von ihm in die Doſhiſha, die chriſtliche Hoch-
ſchule der Kongregationaliſten zu Kyoto ein.
Wer möchte da nicht die wunderbaren Wege Gottes
preiſen, deſſen Fuß gehet wie auf dunkeln Waſſern, wer
lernt da nicht aufs neue wieder glauben an das Wort
des Herrn: „Gleichwie der Regen und der Schnee vom
Himmel fällt und nicht wieder dahin kommt, ſondern
feuchtet die Erde und macht ſie fruchtbar und wachſend,
alſo ſoll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch
ſein. Es ſoll nicht wieder zu mir herkommen, ſondern
thun, was mir gefällt, und ſoll ihm gelingen, dazu ich
es ſende“.
Aber neben ſolch ſeligen Erfahrungen ſollten den
Miſſionaren die ſchwerſten Prüfungen nicht erſpart
bleiben. Wenn auch das politiſch unintereſſierte Volk
keineswegs den Abendländern feindlich gegenüberſtand,
ſo ſah doch der Samuraiſtand in der Anweſenheit der
„fremden Barbaren“ eine nationale Schmach. Ihr Zorn
richtete ſich gleicherweiſe gegen die Regierung des
Shogunats, welche die „ſchimpflichen“ Verträge abge-
ſchloſſen hatte, wie gegen die Fremden ſelbſt. Plötzlich
begann man ſich des lange vergeſſenen Kaiſers zu Kyoto
zu erinnern, von ihm erhoffte man die Rettung: „Jo-i“
(fort mit den Fremden) und „Son-ō“ (Ehre dem
Kaiſer) wurden die Loſungsworte des Tages. Der
Premierminiſter Jikamon no kami, dem man die Haupt-
ſchuld an dem Abſchluß der Verträge beimaß, wurde
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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