soweit unter sich gleich sind, als sie dritte Größen zur gemeinsamen Grundlage haben.
Wie die katholischen Kirchen so zeigen auch die buddhistischen Tempel das Bestreben, den Sinnen An- regung zu bieten. Da ist nichts von der puritanischen Einfachheit der miya, und wo die Mittel zu gediegener Prachtentfaltung fehlen -- und das ist so ziemlich bei allen Dorftempeln der Fall --, sucht man sich durch Schein und Flitterwerk, durch bunte Farben und Fähnchen zu helfen. Die großen Tempel dagegen, allen voran die von Nikko, strotzen oft von Gold und edlem Metall, und wer die besten Stücke japanischer Kunst kennen lernen will, muß zu ihnen gehen. Teils offen vor aller Augen, teils in Schreinen findet sich hier nicht selten ein großer Reichtum an kunstvoller Bronze und Por- zellan, sowie die herrlichsten Seiden- und Goldstickereien und die feinsten Gemälde. Leider hat es in den letzten Jahrzehnten gewissenlose Priester genug gegeben, welche solche Perlen der Kunst an Europäer und Amerikaner verkauften; die bittere Not, welche seit der Säkulari- sierung bei den Bonzen eingezogen ist, hat freilich die Versuchung dazu allzu nahe gelegt. Trotz alledem sind an dem tera die Formen des miya noch klar erkennbar, nur daß diese Formen ornamentalisch ausgestaltet sind. Selbst das torii hat der Buddhismus übernommen, aber er hat aus den einfachen Balken ein stilvolles Eingangs- thor gemacht. Zwischen diesem und dem Hauptgebäude befinden sich bei jedem ansehnlicheren Tempel den Ver- bindungsweg entlang steinerne oder bronzene Laternen, die jedoch nur zum Zierrat, nicht zum praktischen Ge- brauch dienen. Außerdem stehen neben den bedeutendsten tera des Landes fünf- bis siebenstöckige Pagoden bis zu 200 Fuß hoch, die auch nichts weiter als Zierstücke
ſoweit unter ſich gleich ſind, als ſie dritte Größen zur gemeinſamen Grundlage haben.
Wie die katholiſchen Kirchen ſo zeigen auch die buddhiſtiſchen Tempel das Beſtreben, den Sinnen An- regung zu bieten. Da iſt nichts von der puritaniſchen Einfachheit der miya, und wo die Mittel zu gediegener Prachtentfaltung fehlen — und das iſt ſo ziemlich bei allen Dorftempeln der Fall —, ſucht man ſich durch Schein und Flitterwerk, durch bunte Farben und Fähnchen zu helfen. Die großen Tempel dagegen, allen voran die von Nikkō, ſtrotzen oft von Gold und edlem Metall, und wer die beſten Stücke japaniſcher Kunſt kennen lernen will, muß zu ihnen gehen. Teils offen vor aller Augen, teils in Schreinen findet ſich hier nicht ſelten ein großer Reichtum an kunſtvoller Bronze und Por- zellan, ſowie die herrlichſten Seiden- und Goldſtickereien und die feinſten Gemälde. Leider hat es in den letzten Jahrzehnten gewiſſenloſe Prieſter genug gegeben, welche ſolche Perlen der Kunſt an Europäer und Amerikaner verkauften; die bittere Not, welche ſeit der Säkulari- ſierung bei den Bonzen eingezogen iſt, hat freilich die Verſuchung dazu allzu nahe gelegt. Trotz alledem ſind an dem tera die Formen des miya noch klar erkennbar, nur daß dieſe Formen ornamentaliſch ausgeſtaltet ſind. Selbſt das torii hat der Buddhismus übernommen, aber er hat aus den einfachen Balken ein ſtilvolles Eingangs- thor gemacht. Zwiſchen dieſem und dem Hauptgebäude befinden ſich bei jedem anſehnlicheren Tempel den Ver- bindungsweg entlang ſteinerne oder bronzene Laternen, die jedoch nur zum Zierrat, nicht zum praktiſchen Ge- brauch dienen. Außerdem ſtehen neben den bedeutendſten tera des Landes fünf- bis ſiebenſtöckige Pagoden bis zu 200 Fuß hoch, die auch nichts weiter als Zierſtücke
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ſoweit unter ſich gleich ſind, als ſie dritte Größen zur
gemeinſamen Grundlage haben.
Wie die katholiſchen Kirchen ſo zeigen auch die
buddhiſtiſchen Tempel das Beſtreben, den Sinnen An-
regung zu bieten. Da iſt nichts von der puritaniſchen
Einfachheit der miya, und wo die Mittel zu gediegener
Prachtentfaltung fehlen — und das iſt ſo ziemlich bei
allen Dorftempeln der Fall —, ſucht man ſich durch
Schein und Flitterwerk, durch bunte Farben und Fähnchen
zu helfen. Die großen Tempel dagegen, allen voran
die von Nikkō, ſtrotzen oft von Gold und edlem Metall,
und wer die beſten Stücke japaniſcher Kunſt kennen
lernen will, muß zu ihnen gehen. Teils offen vor aller
Augen, teils in Schreinen findet ſich hier nicht ſelten
ein großer Reichtum an kunſtvoller Bronze und Por-
zellan, ſowie die herrlichſten Seiden- und Goldſtickereien
und die feinſten Gemälde. Leider hat es in den letzten
Jahrzehnten gewiſſenloſe Prieſter genug gegeben, welche
ſolche Perlen der Kunſt an Europäer und Amerikaner
verkauften; die bittere Not, welche ſeit der Säkulari-
ſierung bei den Bonzen eingezogen iſt, hat freilich die
Verſuchung dazu allzu nahe gelegt. Trotz alledem ſind
an dem tera die Formen des miya noch klar erkennbar,
nur daß dieſe Formen ornamentaliſch ausgeſtaltet ſind.
Selbſt das torii hat der Buddhismus übernommen, aber
er hat aus den einfachen Balken ein ſtilvolles Eingangs-
thor gemacht. Zwiſchen dieſem und dem Hauptgebäude
befinden ſich bei jedem anſehnlicheren Tempel den Ver-
bindungsweg entlang ſteinerne oder bronzene Laternen,
die jedoch nur zum Zierrat, nicht zum praktiſchen Ge-
brauch dienen. Außerdem ſtehen neben den bedeutendſten
tera des Landes fünf- bis ſiebenſtöckige Pagoden bis zu
200 Fuß hoch, die auch nichts weiter als Zierſtücke
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/263>, abgerufen am 24.11.2024.
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