Der Tempel ist geteilt in das Haiden, wo die Priester dem Kami ihre Verehrung zollen, und in das Honden, in welchem der Gott seine Wohnung hat, und das stets verschlossen gehalten wird; letzteres ist oft von ersterem getrennt als ein hinter diesem stehender kleinerer Tempel- bau. Kahl und schmucklos wie das Äußere ist auch das Innere. Götzenbilder giebt es nicht; denn der Shintoist denkt sich seinen Gott als Geist oder vielmehr, da ihm eine unkörperliche Vorstellung doch nicht möglich ist, als Gespenst. Die Gegenstände im Innern sind leicht aufgezählt. Da ist eine große Trommel, welche von Zeit zu Zeit gerührt wird, da ist ferner auf einer Art von Altar ein Metallspiegel, welcher zwar buddhi- stischen Ursprungs sein soll, aber in dem o miya zweifel- los -- die Priester können nämlich selbst darüber keine Auskunft geben -- das Symbol der Reinheit sein soll, da sind ferner in der Regel einige jener kleinen Holz- gehäuse (Tamashiro) als Wohnungen für die Geister und, was zunächst am meisten auffällt, zickzackförmig geschnittene, herabhängende weiße Papierstreifen ("Go- hei"), über deren Bedeutung vollends keine Klarheit herrscht.
In dem Haiden versehen des Tags über drei Priester ("Kannushi") den Dienst. Die Priester sind, im Gegensatz zu den Buddhapriestern, verheiratet, und das ganze Dorf Mitake besteht ausschließlich aus Priester- familien. Das Amt erbt vom Vater auf den Sohn, doch ist ein Zwang durchaus nicht vorhanden; es steht jedem frei, sich einen andern Beruf zu wählen. Ihre
von der Regierung angeordneten Neueinführung des Staats- shintoismus, ändert sich das mit einem Schlage. Alle buddhistischen Abzeichen verschwinden, die Toten führen auch im Grabe ihre Namen weiter.
Der Tempel iſt geteilt in das Haiden, wo die Prieſter dem Kami ihre Verehrung zollen, und in das Honden, in welchem der Gott ſeine Wohnung hat, und das ſtets verſchloſſen gehalten wird; letzteres iſt oft von erſterem getrennt als ein hinter dieſem ſtehender kleinerer Tempel- bau. Kahl und ſchmucklos wie das Äußere iſt auch das Innere. Götzenbilder giebt es nicht; denn der Shintoiſt denkt ſich ſeinen Gott als Geiſt oder vielmehr, da ihm eine unkörperliche Vorſtellung doch nicht möglich iſt, als Geſpenſt. Die Gegenſtände im Innern ſind leicht aufgezählt. Da iſt eine große Trommel, welche von Zeit zu Zeit gerührt wird, da iſt ferner auf einer Art von Altar ein Metallſpiegel, welcher zwar buddhi- ſtiſchen Urſprungs ſein ſoll, aber in dem o miya zweifel- los — die Prieſter können nämlich ſelbſt darüber keine Auskunft geben — das Symbol der Reinheit ſein ſoll, da ſind ferner in der Regel einige jener kleinen Holz- gehäuſe (Tamaſhiro) als Wohnungen für die Geiſter und, was zunächſt am meiſten auffällt, zickzackförmig geſchnittene, herabhängende weiße Papierſtreifen („Go- hei“), über deren Bedeutung vollends keine Klarheit herrſcht.
In dem Haiden verſehen des Tags über drei Prieſter („Kannuſhi“) den Dienſt. Die Prieſter ſind, im Gegenſatz zu den Buddhaprieſtern, verheiratet, und das ganze Dorf Mitake beſteht ausſchließlich aus Prieſter- familien. Das Amt erbt vom Vater auf den Sohn, doch iſt ein Zwang durchaus nicht vorhanden; es ſteht jedem frei, ſich einen andern Beruf zu wählen. Ihre
von der Regierung angeordneten Neueinführung des Staats- ſhintoismus, ändert ſich das mit einem Schlage. Alle buddhiſtiſchen Abzeichen verſchwinden, die Toten führen auch im Grabe ihre Namen weiter.
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Der Tempel iſt geteilt in das Haiden, wo die Prieſter
dem Kami ihre Verehrung zollen, und in das Honden,
in welchem der Gott ſeine Wohnung hat, und das ſtets
verſchloſſen gehalten wird; letzteres iſt oft von erſterem
getrennt als ein hinter dieſem ſtehender kleinerer Tempel-
bau. Kahl und ſchmucklos wie das Äußere iſt auch
das Innere. Götzenbilder giebt es nicht; denn der
Shintoiſt denkt ſich ſeinen Gott als Geiſt oder vielmehr,
da ihm eine unkörperliche Vorſtellung doch nicht möglich
iſt, als Geſpenſt. Die Gegenſtände im Innern ſind
leicht aufgezählt. Da iſt eine große Trommel, welche
von Zeit zu Zeit gerührt wird, da iſt ferner auf einer
Art von Altar ein Metallſpiegel, welcher zwar buddhi-
ſtiſchen Urſprungs ſein ſoll, aber in dem o miya zweifel-
los — die Prieſter können nämlich ſelbſt darüber keine
Auskunft geben — das Symbol der Reinheit ſein ſoll,
da ſind ferner in der Regel einige jener kleinen Holz-
gehäuſe (Tamaſhiro) als Wohnungen für die Geiſter
und, was zunächſt am meiſten auffällt, zickzackförmig
geſchnittene, herabhängende weiße Papierſtreifen („Go-
hei“), über deren Bedeutung vollends keine Klarheit
herrſcht.
In dem Haiden verſehen des Tags über drei
Prieſter („Kannuſhi“) den Dienſt. Die Prieſter ſind,
im Gegenſatz zu den Buddhaprieſtern, verheiratet, und
das ganze Dorf Mitake beſteht ausſchließlich aus Prieſter-
familien. Das Amt erbt vom Vater auf den Sohn,
doch iſt ein Zwang durchaus nicht vorhanden; es ſteht
jedem frei, ſich einen andern Beruf zu wählen. Ihre
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1) von der Regierung angeordneten Neueinführung des Staats-
ſhintoismus, ändert ſich das mit einem Schlage. Alle buddhiſtiſchen
Abzeichen verſchwinden, die Toten führen auch im Grabe ihre
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/216>, abgerufen am 22.11.2024.
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