wir sieben verloren, und jetzt ist die Zeit da, da sie wieder kommen wird, um auch unsere letzte Tochter zu holen". Als Susano das hörte, fragte er den alten Mann: "Willst du mir deine Tochter zum Weibe geben, wenn ich sie von der Schlange errette?" Als nun der Alte mit Freuden zusagte, befahl ihm der Gott, starken Sake (Reisbranntwein) zu brauen. Als der Sake fertig war, füllten sie ihn in acht Krüge und stellten dieselben hin. Kaum war das gethan, als die Schlange auch schon erschien. Als sie den Sake roch, steckte sie in jeden Krug einen Kopf und trank den Sake aus. Dann legte sie sich, berauscht wie sie war, nieder zum Schlafen. Da ergriff der Gott sein Schwert und hieb die Schlange in Stücke. Als er an den Schwanz kam, stieß er auf etwas Hartes und als er nachschaute, fand er ein großes kostbares Schwert, welches er herausnahm. Darnach baute sich Susano einen Palast, in welchem er mit seiner Gattin glücklich und zufrieden lebte, und Söhne und Töchter wurden ihm geboren.
Als sich aber die Menschen, oder vielmehr die "Erdgötter" auf der Erde vermehrten, beschloß Ama- terasu, ihren Enkel Ninigi hinabzusenden, daß er über sie herrsche. Bei seinem Abschied vom Himmel übergab sie ihm die Edelsteinschnur und den Spiegel, womit die Götter sie einst aus der Höhle gelockt hatten, und das Schwert, das Susano im Schwanz der Schlange ge- funden hatte 1). Sie befahl ihm an, den Spiegel als
1) Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelstein, deren symbolische Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewiesen werden konnte (der Spiegel ist vermutlich das Abbild der Sonne und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz besondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die Herrschergewalt darstellt und so mit den Tugenden der Loyalität
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wir ſieben verloren, und jetzt iſt die Zeit da, da ſie wieder kommen wird, um auch unſere letzte Tochter zu holen“. Als Suſano das hörte, fragte er den alten Mann: „Willſt du mir deine Tochter zum Weibe geben, wenn ich ſie von der Schlange errette?“ Als nun der Alte mit Freuden zuſagte, befahl ihm der Gott, ſtarken Sake (Reisbranntwein) zu brauen. Als der Sake fertig war, füllten ſie ihn in acht Krüge und ſtellten dieſelben hin. Kaum war das gethan, als die Schlange auch ſchon erſchien. Als ſie den Sake roch, ſteckte ſie in jeden Krug einen Kopf und trank den Sake aus. Dann legte ſie ſich, berauſcht wie ſie war, nieder zum Schlafen. Da ergriff der Gott ſein Schwert und hieb die Schlange in Stücke. Als er an den Schwanz kam, ſtieß er auf etwas Hartes und als er nachſchaute, fand er ein großes koſtbares Schwert, welches er herausnahm. Darnach baute ſich Suſano einen Palaſt, in welchem er mit ſeiner Gattin glücklich und zufrieden lebte, und Söhne und Töchter wurden ihm geboren.
Als ſich aber die Menſchen, oder vielmehr die „Erdgötter“ auf der Erde vermehrten, beſchloß Ama- teraſu, ihren Enkel Ninigi hinabzuſenden, daß er über ſie herrſche. Bei ſeinem Abſchied vom Himmel übergab ſie ihm die Edelſteinſchnur und den Spiegel, womit die Götter ſie einſt aus der Höhle gelockt hatten, und das Schwert, das Suſano im Schwanz der Schlange ge- funden hatte 1). Sie befahl ihm an, den Spiegel als
1) Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelſtein, deren ſymboliſche Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewieſen werden konnte (der Spiegel iſt vermutlich das Abbild der Sonne und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz beſondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die Herrſchergewalt darſtellt und ſo mit den Tugenden der Loyalität
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wir ſieben verloren, und jetzt iſt die Zeit da, da ſie
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holen“. Als Suſano das hörte, fragte er den alten
Mann: „Willſt du mir deine Tochter zum Weibe geben,
wenn ich ſie von der Schlange errette?“ Als nun der
Alte mit Freuden zuſagte, befahl ihm der Gott, ſtarken
Sake (Reisbranntwein) zu brauen. Als der Sake fertig
war, füllten ſie ihn in acht Krüge und ſtellten dieſelben
hin. Kaum war das gethan, als die Schlange auch
ſchon erſchien. Als ſie den Sake roch, ſteckte ſie in jeden
Krug einen Kopf und trank den Sake aus. Dann legte
ſie ſich, berauſcht wie ſie war, nieder zum Schlafen.
Da ergriff der Gott ſein Schwert und hieb die Schlange
in Stücke. Als er an den Schwanz kam, ſtieß er auf
etwas Hartes und als er nachſchaute, fand er ein großes
koſtbares Schwert, welches er herausnahm. Darnach
baute ſich Suſano einen Palaſt, in welchem er mit ſeiner
Gattin glücklich und zufrieden lebte, und Söhne und
Töchter wurden ihm geboren.
Als ſich aber die Menſchen, oder vielmehr die
„Erdgötter“ auf der Erde vermehrten, beſchloß Ama-
teraſu, ihren Enkel Ninigi hinabzuſenden, daß er über
ſie herrſche. Bei ſeinem Abſchied vom Himmel übergab
ſie ihm die Edelſteinſchnur und den Spiegel, womit die
Götter ſie einſt aus der Höhle gelockt hatten, und das
Schwert, das Suſano im Schwanz der Schlange ge-
funden hatte 1). Sie befahl ihm an, den Spiegel als
1) Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelſtein, deren
ſymboliſche Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewieſen
werden konnte (der Spiegel iſt vermutlich das Abbild der Sonne
und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz
beſondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die
Herrſchergewalt darſtellt und ſo mit den Tugenden der Loyalität
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/209>, abgerufen am 28.07.2024.
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