Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Was für gewaltsame und gefährliche Anstalten Vielleicht sind Sie auch, um Jhre Pracht hoch Auf welch einen gefährlichen Posten haben Sie Wie
Was fuͤr gewaltſame und gefaͤhrliche Anſtalten Vielleicht ſind Sie auch, um Jhre Pracht hoch Auf welch einen gefaͤhrlichen Poſten haben Sie Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0080" n="68"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Was fuͤr gewaltſame und gefaͤhrliche Anſtalten<lb/> haben Sie gemacht, um ſich in Jhrer Groͤße zu erhal-<lb/> ten? — Wie haben Sie dadurch die Unterthanen des<lb/> Koͤnigs, beſonders in der Hauptſtadt, in Gefahr geſetzt?<lb/> “Er habe ſich freylich zu erhalten und zu befeſtigen ge-<lb/> ſucht, und deswegen dieſe Verfuͤgungen getroffen. Daß<lb/> ſie aber gefaͤhrlich werden koͤnnten, habe er ſich nicht<lb/> vorgeſtellt, weil ihm Beyſpiele bekannt geweſen, daß<lb/> bloß durch den Anblick ſolcher Anſtalten oft drohende Un-<lb/> ruhen unterdruͤckt worden waͤren. Nun, da er die Um-<lb/> ſtaͤnde genauer uͤberlegt haͤtte, ſaͤhe er wohl ein, daß da-<lb/> durch viel Ungluͤck haͤtte verurſacht werden koͤnnen.„</p><lb/> <p>Vielleicht ſind Sie auch, um Jhre Pracht hoch<lb/> zu treiben, Jhre Parthie zu vermehren, ſich vor kuͤnfti-<lb/> gen Faͤllen in Sicherheit zu ſetzen, mit dem Vermoͤgen<lb/> des Staats nicht gewiſſenhaft umgegangen. — Welchen<lb/> Stolz, welche Haͤrte haben Sie, zumahl in der letzten<lb/> Zeit, gegen diejenigen bewieſen, die beſonders von Jh-<lb/> nen abhiengen! — Was fuͤr Veranſtaltungen zur Pracht<lb/> machten Sie zuletzt, und wie unſchicklich war dieſe fuͤr<lb/> den Mann, der immer ſo ſehr gegen den Luͤxe declamirte,<lb/> und andere ſo bitter tadelte, die nicht aus dem Vermoͤ-<lb/> gen des Staats ſondern aus ihren eigenen Mitteln Auf-<lb/> wand gemacht hatten!</p><lb/> <p>Auf welch einen gefaͤhrlichen Poſten haben Sie<lb/> ſich geſetzt, und welch eine geſetzwidrige und der Conſti-<lb/> tution des Reichs nachtheilige Gewalt ſich angemaßt! —<lb/> Wie ſehr ſich durch Jhren Ehrgeiz verblenden laſſen, die<lb/> Gefahr, in der Sie ſich befanden, entweder nicht zu<lb/> ſehen, oder nicht zu achten! — Wie ſehr die wahre er-<lb/> laubte Ehrliebe verkannt, die die aͤußerliche Ehre nicht<lb/> um ihrer ſelbſt willen, als eine Abſicht, ſondern in ſo<lb/> ferne ſie eine Folge des Verdienſtes und der Tugend iſt,<lb/> zu erlangen ſucht! —</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [68/0080]
Was fuͤr gewaltſame und gefaͤhrliche Anſtalten
haben Sie gemacht, um ſich in Jhrer Groͤße zu erhal-
ten? — Wie haben Sie dadurch die Unterthanen des
Koͤnigs, beſonders in der Hauptſtadt, in Gefahr geſetzt?
“Er habe ſich freylich zu erhalten und zu befeſtigen ge-
ſucht, und deswegen dieſe Verfuͤgungen getroffen. Daß
ſie aber gefaͤhrlich werden koͤnnten, habe er ſich nicht
vorgeſtellt, weil ihm Beyſpiele bekannt geweſen, daß
bloß durch den Anblick ſolcher Anſtalten oft drohende Un-
ruhen unterdruͤckt worden waͤren. Nun, da er die Um-
ſtaͤnde genauer uͤberlegt haͤtte, ſaͤhe er wohl ein, daß da-
durch viel Ungluͤck haͤtte verurſacht werden koͤnnen.„
Vielleicht ſind Sie auch, um Jhre Pracht hoch
zu treiben, Jhre Parthie zu vermehren, ſich vor kuͤnfti-
gen Faͤllen in Sicherheit zu ſetzen, mit dem Vermoͤgen
des Staats nicht gewiſſenhaft umgegangen. — Welchen
Stolz, welche Haͤrte haben Sie, zumahl in der letzten
Zeit, gegen diejenigen bewieſen, die beſonders von Jh-
nen abhiengen! — Was fuͤr Veranſtaltungen zur Pracht
machten Sie zuletzt, und wie unſchicklich war dieſe fuͤr
den Mann, der immer ſo ſehr gegen den Luͤxe declamirte,
und andere ſo bitter tadelte, die nicht aus dem Vermoͤ-
gen des Staats ſondern aus ihren eigenen Mitteln Auf-
wand gemacht hatten!
Auf welch einen gefaͤhrlichen Poſten haben Sie
ſich geſetzt, und welch eine geſetzwidrige und der Conſti-
tution des Reichs nachtheilige Gewalt ſich angemaßt! —
Wie ſehr ſich durch Jhren Ehrgeiz verblenden laſſen, die
Gefahr, in der Sie ſich befanden, entweder nicht zu
ſehen, oder nicht zu achten! — Wie ſehr die wahre er-
laubte Ehrliebe verkannt, die die aͤußerliche Ehre nicht
um ihrer ſelbſt willen, als eine Abſicht, ſondern in ſo
ferne ſie eine Folge des Verdienſtes und der Tugend iſt,
zu erlangen ſucht! —
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