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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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auch wohl in Jhren besondern Amtspflichten gemacht?
"Auf Gott habe ich meine Gedanken wenig gerichtet,
auch nicht geglaubt ihm sonst etwas als eine allgemeine
Dankbarkeit für mein Daseyn schuldig zu seyn. Meine
besondern Amtspflichten kann ich freylich wohl oft um des
Vergnügens willen versäumt haben. Doch habe ich zu
andrer Zeit als Arzt mich meiner Kranken ernstlich ange-
nommen."

Wie haben Sie durch den beständigen Genuß der
Wollust Jhre Einbildungskraft erhitzt und mit schmutzigen
Bildern angefüllt, von denen Sie vielleicht itzt noch beun-
ruhigt, und am ernsten Nachdenken verhindert werden? --

Jn welchem Taumel der Begierden haben Sie
gelebt, und nicht gelebt, sondern geträumt? "Wenn
er itzt zurückdenke, so finde er allerdings, daß sein Leben
ein bloßer Traum gewesen sey. Er wisse sich an wenig
Gutes zu erinnern, das er gethan, und woran er wissen
könne, daß er würklich gelebt habe."

Wie leer ist dadurch Jhr Leben von guten Tha-
ten, und Jhr Herz von guten Gesinnungen geworden?
-- Wie leichtsinnig haben Sie dadurch über Jhre Be-
stimmung in der Welt, über Religion, Tugend und Gott
denken gelernt, und was hat das für andre sowohl als
für Sie selbst, für traurige Folgen gehabt? Jch erinner-
te ihn hier wieder an seine durch seine Schuld unglücklich
gewordenen Freunde.

Wie sehr haben Sie durch die Wollust Jhre mensch-
liche Würde verläugnet, und sich zu den Thieren, deren
Vergnügen bloß das sinnliche ist, herabgesetzt? "Jch
hielt mich auch, antwortete er, für nichts mehr als ein
Thier, und glaubte nicht der Art, sondern nur dem
Grade nach, von ihnen verschieden zu seyn."

Wie
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auch wohl in Jhren beſondern Amtspflichten gemacht?
“Auf Gott habe ich meine Gedanken wenig gerichtet,
auch nicht geglaubt ihm ſonſt etwas als eine allgemeine
Dankbarkeit fuͤr mein Daſeyn ſchuldig zu ſeyn. Meine
beſondern Amtspflichten kann ich freylich wohl oft um des
Vergnuͤgens willen verſaͤumt haben. Doch habe ich zu
andrer Zeit als Arzt mich meiner Kranken ernſtlich ange-
nommen.„

Wie haben Sie durch den beſtaͤndigen Genuß der
Wolluſt Jhre Einbildungskraft erhitzt und mit ſchmutzigen
Bildern angefuͤllt, von denen Sie vielleicht itzt noch beun-
ruhigt, und am ernſten Nachdenken verhindert werden? —

Jn welchem Taumel der Begierden haben Sie
gelebt, und nicht gelebt, ſondern getraͤumt? “Wenn
er itzt zuruͤckdenke, ſo finde er allerdings, daß ſein Leben
ein bloßer Traum geweſen ſey. Er wiſſe ſich an wenig
Gutes zu erinnern, das er gethan, und woran er wiſſen
koͤnne, daß er wuͤrklich gelebt habe.„

Wie leer iſt dadurch Jhr Leben von guten Tha-
ten, und Jhr Herz von guten Geſinnungen geworden?
— Wie leichtſinnig haben Sie dadurch uͤber Jhre Be-
ſtimmung in der Welt, uͤber Religion, Tugend und Gott
denken gelernt, und was hat das fuͤr andre ſowohl als
fuͤr Sie ſelbſt, fuͤr traurige Folgen gehabt? Jch erinner-
te ihn hier wieder an ſeine durch ſeine Schuld ungluͤcklich
gewordenen Freunde.

Wie ſehr haben Sie durch die Wolluſt Jhre menſch-
liche Wuͤrde verlaͤugnet, und ſich zu den Thieren, deren
Vergnuͤgen bloß das ſinnliche iſt, herabgeſetzt? “Jch
hielt mich auch, antwortete er, fuͤr nichts mehr als ein
Thier, und glaubte nicht der Art, ſondern nur dem
Grade nach, von ihnen verſchieden zu ſeyn.„

Wie
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[57/0069] auch wohl in Jhren beſondern Amtspflichten gemacht? “Auf Gott habe ich meine Gedanken wenig gerichtet, auch nicht geglaubt ihm ſonſt etwas als eine allgemeine Dankbarkeit fuͤr mein Daſeyn ſchuldig zu ſeyn. Meine beſondern Amtspflichten kann ich freylich wohl oft um des Vergnuͤgens willen verſaͤumt haben. Doch habe ich zu andrer Zeit als Arzt mich meiner Kranken ernſtlich ange- nommen.„ Wie haben Sie durch den beſtaͤndigen Genuß der Wolluſt Jhre Einbildungskraft erhitzt und mit ſchmutzigen Bildern angefuͤllt, von denen Sie vielleicht itzt noch beun- ruhigt, und am ernſten Nachdenken verhindert werden? — Jn welchem Taumel der Begierden haben Sie gelebt, und nicht gelebt, ſondern getraͤumt? “Wenn er itzt zuruͤckdenke, ſo finde er allerdings, daß ſein Leben ein bloßer Traum geweſen ſey. Er wiſſe ſich an wenig Gutes zu erinnern, das er gethan, und woran er wiſſen koͤnne, daß er wuͤrklich gelebt habe.„ Wie leer iſt dadurch Jhr Leben von guten Tha- ten, und Jhr Herz von guten Geſinnungen geworden? — Wie leichtſinnig haben Sie dadurch uͤber Jhre Be- ſtimmung in der Welt, uͤber Religion, Tugend und Gott denken gelernt, und was hat das fuͤr andre ſowohl als fuͤr Sie ſelbſt, fuͤr traurige Folgen gehabt? Jch erinner- te ihn hier wieder an ſeine durch ſeine Schuld ungluͤcklich gewordenen Freunde. Wie ſehr haben Sie durch die Wolluſt Jhre menſch- liche Wuͤrde verlaͤugnet, und ſich zu den Thieren, deren Vergnuͤgen bloß das ſinnliche iſt, herabgeſetzt? “Jch hielt mich auch, antwortete er, fuͤr nichts mehr als ein Thier, und glaubte nicht der Art, ſondern nur dem Grade nach, von ihnen verſchieden zu ſeyn.„ Wie D 5

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/69>, abgerufen am 23.11.2024.