Was wollen Sie denn nun thun? Der Wahr- heit ferne widerstreben und alle meine Bemühungen um Jhr Heil vergeblich machen? So ist Jhnen mein Raht unnütz, und Jhre Verantwortung vor Gott, dem Va- ter der Wahrheit und Tugend, wird Jhnen desto schwe- rer werden. Jhren falschen verführerischen Satz fahren lassen? So will ich für Sie Gott danken, und mich mehr freuen, als ich sagen kann, daß ich einen Schein von Hoffnung habe, Sie in der Zukunft noch glücklich zu sehen.
Liebster Herr Graf, ihre Tage sind abgekürzt und abgezählt. Jhrer sind nur noch sehr wenige. Eilen Sie und erretten Jhre Seele! Dieß ist es, warum ich Sie so sehnlich bitte, daß ich vor dem Gedanken zittre, Sie möchten mir vielleicht meine Bitte abschlagen. -- --
Er unterbrach mich während dieses Vortrages selten, hörte mich mit vieler Aufmerksamkeit an, und gestand, daß er genau auf die Art, die ich angegeben hätte, zur Annehmung seiner Meynung gekommen sey. Nach einer kurzen Pause von beyden Seiten, während welcher er als in einem tiefen Nachdenken saß, rief er aus: O ich hoffe und wünsche itzt die Unsterblichkeit. Jch vermuthete gleich, daß Jerusalem ihn so weit ge- bracht hätte. Er sagte es bald darauf selbst: Es ist unmöglich durch das Buch nicht gewonnen zu werden.
Da er nun die Unsterblichkeit hoffte und wünschte, so hielt ich es nicht für nöthig mich auf weitläuftigen Un- tersuchungen über das Daseyn der Seele, ihre Natur und Unsterblichkeit einzulassen. Jch befürchtete auch, die spe- culativischen Wahrheiten möchten uns zu lange aufhalten, und uns auf mancherley das Herz nicht bessernde Spitz- fündigkeiten führen. Mir war es genug, daß er itzt
wenig-
Was wollen Sie denn nun thun? Der Wahr- heit ferne widerſtreben und alle meine Bemuͤhungen um Jhr Heil vergeblich machen? So iſt Jhnen mein Raht unnuͤtz, und Jhre Verantwortung vor Gott, dem Va- ter der Wahrheit und Tugend, wird Jhnen deſto ſchwe- rer werden. Jhren falſchen verfuͤhreriſchen Satz fahren laſſen? So will ich fuͤr Sie Gott danken, und mich mehr freuen, als ich ſagen kann, daß ich einen Schein von Hoffnung habe, Sie in der Zukunft noch gluͤcklich zu ſehen.
Liebſter Herr Graf, ihre Tage ſind abgekuͤrzt und abgezaͤhlt. Jhrer ſind nur noch ſehr wenige. Eilen Sie und erretten Jhre Seele! Dieß iſt es, warum ich Sie ſo ſehnlich bitte, daß ich vor dem Gedanken zittre, Sie moͤchten mir vielleicht meine Bitte abſchlagen. — —
Er unterbrach mich waͤhrend dieſes Vortrages ſelten, hoͤrte mich mit vieler Aufmerkſamkeit an, und geſtand, daß er genau auf die Art, die ich angegeben haͤtte, zur Annehmung ſeiner Meynung gekommen ſey. Nach einer kurzen Pauſe von beyden Seiten, waͤhrend welcher er als in einem tiefen Nachdenken ſaß, rief er aus: O ich hoffe und wuͤnſche itzt die Unſterblichkeit. Jch vermuthete gleich, daß Jeruſalem ihn ſo weit ge- bracht haͤtte. Er ſagte es bald darauf ſelbſt: Es iſt unmoͤglich durch das Buch nicht gewonnen zu werden.
Da er nun die Unſterblichkeit hoffte und wuͤnſchte, ſo hielt ich es nicht fuͤr noͤthig mich auf weitlaͤuftigen Un- terſuchungen uͤber das Daſeyn der Seele, ihre Natur und Unſterblichkeit einzulaſſen. Jch befuͤrchtete auch, die ſpe- culativiſchen Wahrheiten moͤchten uns zu lange aufhalten, und uns auf mancherley das Herz nicht beſſernde Spitz- fuͤndigkeiten fuͤhren. Mir war es genug, daß er itzt
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Was wollen Sie denn nun thun? Der Wahr-
heit ferne widerſtreben und alle meine Bemuͤhungen um
Jhr Heil vergeblich machen? So iſt Jhnen mein Raht
unnuͤtz, und Jhre Verantwortung vor Gott, dem Va-
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rer werden. Jhren falſchen verfuͤhreriſchen Satz fahren
laſſen? So will ich fuͤr Sie Gott danken, und mich mehr
freuen, als ich ſagen kann, daß ich einen Schein von
Hoffnung habe, Sie in der Zukunft noch gluͤcklich zu
ſehen.
Liebſter Herr Graf, ihre Tage ſind abgekuͤrzt
und abgezaͤhlt. Jhrer ſind nur noch ſehr wenige. Eilen
Sie und erretten Jhre Seele! Dieß iſt es, warum ich
Sie ſo ſehnlich bitte, daß ich vor dem Gedanken zittre,
Sie moͤchten mir vielleicht meine Bitte abſchlagen. — —
Er unterbrach mich waͤhrend dieſes Vortrages
ſelten, hoͤrte mich mit vieler Aufmerkſamkeit an, und
geſtand, daß er genau auf die Art, die ich angegeben
haͤtte, zur Annehmung ſeiner Meynung gekommen ſey.
Nach einer kurzen Pauſe von beyden Seiten, waͤhrend
welcher er als in einem tiefen Nachdenken ſaß, rief er
aus: O ich hoffe und wuͤnſche itzt die Unſterblichkeit.
Jch vermuthete gleich, daß Jeruſalem ihn ſo weit ge-
bracht haͤtte. Er ſagte es bald darauf ſelbſt: Es iſt
unmoͤglich durch das Buch nicht gewonnen zu werden.
Da er nun die Unſterblichkeit hoffte und wuͤnſchte,
ſo hielt ich es nicht fuͤr noͤthig mich auf weitlaͤuftigen Un-
terſuchungen uͤber das Daſeyn der Seele, ihre Natur und
Unſterblichkeit einzulaſſen. Jch befuͤrchtete auch, die ſpe-
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und uns auf mancherley das Herz nicht beſſernde Spitz-
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/42>, abgerufen am 28.07.2024.
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