nichtsbedeutende Einwürfe und Spöttereyen, als die Freygeister diesen Beweisen entgegensetzen, gegen das Christenthum einnehmen zu lassen.
So kommt es also nun, fuhr ich fort, zur völli- gen Beruhigung Jhres Gewissens noch darauf an, daß Sie auch thun, was Jhnen Gott durch Christum befielt, und Jhre Gesinnungen durch das Evangelium nach dem Wohlgefallen Gottes bessern lassen, so viel es nach Jhrer Zeit und Jhren Umständen möglich ist. Jch muß Jhnen nun zeigen, was in dieser Absicht Jhre Pflicht ist, und wir würden beyde Ursache haben uns zu freuen, wenn wir wahrnehmen sollten, daß Sie schon in einigen Stücken den Vorschriften des Evangelii gemäß gehandelt hätten.
Die Gnade, die uns Gott in Christo Jesu erwei- set, ist eine völlig freye Gnade. Dieß gilt von allen Wohlthaten Gottes, auch von denen, die zur Erhaltung unsres Lebens nöthig sind. Aber wir haben doch einigen Grund diese von Gott zu erwarten, wenn er uns einmahl das Leben gegeben hat, und will, daß wir dasselbe bis zu einem gewissen Ziele fortsetzen sollen. Die Gnade der Erlösung, besonders durch die Aufopferung seines Soh- nes, hätten wir nie erwarten können, und Gott würde darum doch der Allgütige geblieben seyn, wenn er sie uns auch nicht bewilligt hätte. -- Eine solche freye Gnade müssen wir also auch mit Freyheit annehmen. Dazu ge- hört, daß wir uns um Erkenntniß der Lehren und Vor- schriften des Christenthums, und um Ueberzeugung von der Wahrheit und Göttlichkeit desselben bemühen: wobey es sich aber von selbst versteht, daß Gott von niemand mehr Nachdenken und Prüfung fordern wird, als seine Fähigkeiten und Umstände verstatten. Ohne diese Unter- suchung ist die Annahme des Christenthums ein blinder, träger Glaube, ohne Vernunft und Freyheit.
Jch
M
nichtsbedeutende Einwuͤrfe und Spoͤttereyen, als die Freygeiſter dieſen Beweiſen entgegenſetzen, gegen das Chriſtenthum einnehmen zu laſſen.
So kommt es alſo nun, fuhr ich fort, zur voͤlli- gen Beruhigung Jhres Gewiſſens noch darauf an, daß Sie auch thun, was Jhnen Gott durch Chriſtum befielt, und Jhre Geſinnungen durch das Evangelium nach dem Wohlgefallen Gottes beſſern laſſen, ſo viel es nach Jhrer Zeit und Jhren Umſtaͤnden moͤglich iſt. Jch muß Jhnen nun zeigen, was in dieſer Abſicht Jhre Pflicht iſt, und wir wuͤrden beyde Urſache haben uns zu freuen, wenn wir wahrnehmen ſollten, daß Sie ſchon in einigen Stuͤcken den Vorſchriften des Evangelii gemaͤß gehandelt haͤtten.
Die Gnade, die uns Gott in Chriſto Jeſu erwei- ſet, iſt eine voͤllig freye Gnade. Dieß gilt von allen Wohlthaten Gottes, auch von denen, die zur Erhaltung unſres Lebens noͤthig ſind. Aber wir haben doch einigen Grund dieſe von Gott zu erwarten, wenn er uns einmahl das Leben gegeben hat, und will, daß wir daſſelbe bis zu einem gewiſſen Ziele fortſetzen ſollen. Die Gnade der Erloͤſung, beſonders durch die Aufopferung ſeines Soh- nes, haͤtten wir nie erwarten koͤnnen, und Gott wuͤrde darum doch der Allguͤtige geblieben ſeyn, wenn er ſie uns auch nicht bewilligt haͤtte. — Eine ſolche freye Gnade muͤſſen wir alſo auch mit Freyheit annehmen. Dazu ge- hoͤrt, daß wir uns um Erkenntniß der Lehren und Vor- ſchriften des Chriſtenthums, und um Ueberzeugung von der Wahrheit und Goͤttlichkeit deſſelben bemuͤhen: wobey es ſich aber von ſelbſt verſteht, daß Gott von niemand mehr Nachdenken und Pruͤfung fordern wird, als ſeine Faͤhigkeiten und Umſtaͤnde verſtatten. Ohne dieſe Unter- ſuchung iſt die Annahme des Chriſtenthums ein blinder, traͤger Glaube, ohne Vernunft und Freyheit.
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nichtsbedeutende Einwuͤrfe und Spoͤttereyen, als die
Freygeiſter dieſen Beweiſen entgegenſetzen, gegen das
Chriſtenthum einnehmen zu laſſen.
So kommt es alſo nun, fuhr ich fort, zur voͤlli-
gen Beruhigung Jhres Gewiſſens noch darauf an, daß
Sie auch thun, was Jhnen Gott durch Chriſtum befielt,
und Jhre Geſinnungen durch das Evangelium nach dem
Wohlgefallen Gottes beſſern laſſen, ſo viel es nach Jhrer
Zeit und Jhren Umſtaͤnden moͤglich iſt. Jch muß Jhnen
nun zeigen, was in dieſer Abſicht Jhre Pflicht iſt, und
wir wuͤrden beyde Urſache haben uns zu freuen, wenn
wir wahrnehmen ſollten, daß Sie ſchon in einigen Stuͤcken
den Vorſchriften des Evangelii gemaͤß gehandelt haͤtten.
Die Gnade, die uns Gott in Chriſto Jeſu erwei-
ſet, iſt eine voͤllig freye Gnade. Dieß gilt von allen
Wohlthaten Gottes, auch von denen, die zur Erhaltung
unſres Lebens noͤthig ſind. Aber wir haben doch einigen
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das Leben gegeben hat, und will, daß wir daſſelbe bis
zu einem gewiſſen Ziele fortſetzen ſollen. Die Gnade der
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nes, haͤtten wir nie erwarten koͤnnen, und Gott wuͤrde
darum doch der Allguͤtige geblieben ſeyn, wenn er ſie uns
auch nicht bewilligt haͤtte. — Eine ſolche freye Gnade
muͤſſen wir alſo auch mit Freyheit annehmen. Dazu ge-
hoͤrt, daß wir uns um Erkenntniß der Lehren und Vor-
ſchriften des Chriſtenthums, und um Ueberzeugung von
der Wahrheit und Goͤttlichkeit deſſelben bemuͤhen: wobey
es ſich aber von ſelbſt verſteht, daß Gott von niemand
mehr Nachdenken und Pruͤfung fordern wird, als ſeine
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/189>, abgerufen am 06.07.2024.
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