Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß diese Lehre wohlthätig und beruhigend für uns sey. Man läugne, sagte ich, von den drey Personen der Gottheit, welche man will, so ist in der Lehre von unsrer Versöh- nung, der Zusammenhang, die Zuverlässigkeit, der Trost und die Hoffnung nicht mehr, die wir itzt darin finden. Nun verlassen wir uns auf die Versicherung des Vaters, daß er uns um seines Sohns willen begnadigen wolle. Nun trösten wir uns der Leiden des Sohns, und sind gewiß, daß sie das Mittel unsrer Versöhnung sind. Nun kennen wir in dem heiligen Geist einen zuverlässigen Führer, der uns durch die Kraft der Wahrheit unter- richtet und bessert, und uns dadurch fähig macht, Ver- söhnte und Begnadigte Gottes zu seyn und zu bleiben. Warum sollten wir uns also wegern eine Lehre anzuneh- men, die zwar der Vernunft unbekannt, aber doch durch die göttliche Offenbahrung erwiesen, und in ihren Folgen für uns so vortheilhaft ist? --
Dieß war das wesentliche von demjenigen, was ich über das Geheimniß der Dreyeinigkeit zu sagen für nöthig hielt. Der Graf versicherte mich, daß er nun diese Lehre von einer Seite kenne, von der sie ihm höchst- ehrwürdig erschiene. Darüber bin ich gewiß, setzte er hinzu, daß ich nun mit völliger Ueberzeugung ein theore- tischer Christ bin. Wäre ich es nur eben so von der practischen! Jch wünsche Jhnen Glück dazu, antwortete ich, daß Sie nun völlig und von ganzem Herzen die Lehre Jesu angenommen haben. Verlieren Sie nun gleich Jhr Leben, so werden Sie doch in der Ewigkeit Jhren Scha- den überschwenglich ersetzt finden. Gewiß, sagte er, ich verliere nichts. Es würde vielmehr unersetzlicher Verlust für mich gewesen seyn, wenn ich in meiner vori- gen Situation geblieben wäre, denn so wäre ich nach aller Wahrscheinlichkeit nie ein Christ worden. Aber das
weiß
Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß dieſe Lehre wohlthaͤtig und beruhigend fuͤr uns ſey. Man laͤugne, ſagte ich, von den drey Perſonen der Gottheit, welche man will, ſo iſt in der Lehre von unſrer Verſoͤh- nung, der Zuſammenhang, die Zuverlaͤſſigkeit, der Troſt und die Hoffnung nicht mehr, die wir itzt darin finden. Nun verlaſſen wir uns auf die Verſicherung des Vaters, daß er uns um ſeines Sohns willen begnadigen wolle. Nun troͤſten wir uns der Leiden des Sohns, und ſind gewiß, daß ſie das Mittel unſrer Verſoͤhnung ſind. Nun kennen wir in dem heiligen Geiſt einen zuverlaͤſſigen Fuͤhrer, der uns durch die Kraft der Wahrheit unter- richtet und beſſert, und uns dadurch faͤhig macht, Ver- ſoͤhnte und Begnadigte Gottes zu ſeyn und zu bleiben. Warum ſollten wir uns alſo wegern eine Lehre anzuneh- men, die zwar der Vernunft unbekannt, aber doch durch die goͤttliche Offenbahrung erwieſen, und in ihren Folgen fuͤr uns ſo vortheilhaft iſt? —
Dieß war das weſentliche von demjenigen, was ich uͤber das Geheimniß der Dreyeinigkeit zu ſagen fuͤr noͤthig hielt. Der Graf verſicherte mich, daß er nun dieſe Lehre von einer Seite kenne, von der ſie ihm hoͤchſt- ehrwuͤrdig erſchiene. Daruͤber bin ich gewiß, ſetzte er hinzu, daß ich nun mit voͤlliger Ueberzeugung ein theore- tiſcher Chriſt bin. Waͤre ich es nur eben ſo von der practiſchen! Jch wuͤnſche Jhnen Gluͤck dazu, antwortete ich, daß Sie nun voͤllig und von ganzem Herzen die Lehre Jeſu angenommen haben. Verlieren Sie nun gleich Jhr Leben, ſo werden Sie doch in der Ewigkeit Jhren Scha- den uͤberſchwenglich erſetzt finden. Gewiß, ſagte er, ich verliere nichts. Es wuͤrde vielmehr unerſetzlicher Verluſt fuͤr mich geweſen ſeyn, wenn ich in meiner vori- gen Situation geblieben waͤre, denn ſo waͤre ich nach aller Wahrſcheinlichkeit nie ein Chriſt worden. Aber das
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Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß dieſe
Lehre wohlthaͤtig und beruhigend fuͤr uns ſey. Man
laͤugne, ſagte ich, von den drey Perſonen der Gottheit,
welche man will, ſo iſt in der Lehre von unſrer Verſoͤh-
nung, der Zuſammenhang, die Zuverlaͤſſigkeit, der
Troſt und die Hoffnung nicht mehr, die wir itzt darin
finden. Nun verlaſſen wir uns auf die Verſicherung des
Vaters, daß er uns um ſeines Sohns willen begnadigen
wolle. Nun troͤſten wir uns der Leiden des Sohns, und
ſind gewiß, daß ſie das Mittel unſrer Verſoͤhnung ſind.
Nun kennen wir in dem heiligen Geiſt einen zuverlaͤſſigen
Fuͤhrer, der uns durch die Kraft der Wahrheit unter-
richtet und beſſert, und uns dadurch faͤhig macht, Ver-
ſoͤhnte und Begnadigte Gottes zu ſeyn und zu bleiben.
Warum ſollten wir uns alſo wegern eine Lehre anzuneh-
men, die zwar der Vernunft unbekannt, aber doch durch
die goͤttliche Offenbahrung erwieſen, und in ihren Folgen
fuͤr uns ſo vortheilhaft iſt? —
Dieß war das weſentliche von demjenigen, was
ich uͤber das Geheimniß der Dreyeinigkeit zu ſagen fuͤr
noͤthig hielt. Der Graf verſicherte mich, daß er nun
dieſe Lehre von einer Seite kenne, von der ſie ihm hoͤchſt-
ehrwuͤrdig erſchiene. Daruͤber bin ich gewiß, ſetzte er
hinzu, daß ich nun mit voͤlliger Ueberzeugung ein theore-
tiſcher Chriſt bin. Waͤre ich es nur eben ſo von der
practiſchen! Jch wuͤnſche Jhnen Gluͤck dazu, antwortete
ich, daß Sie nun voͤllig und von ganzem Herzen die Lehre
Jeſu angenommen haben. Verlieren Sie nun gleich Jhr
Leben, ſo werden Sie doch in der Ewigkeit Jhren Scha-
den uͤberſchwenglich erſetzt finden. Gewiß, ſagte er,
ich verliere nichts. Es wuͤrde vielmehr unerſetzlicher
Verluſt fuͤr mich geweſen ſeyn, wenn ich in meiner vori-
gen Situation geblieben waͤre, denn ſo waͤre ich nach
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/183>, abgerufen am 16.02.2025.
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