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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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Babylons zum Voraus, und zwar mit eben den Um-
ständen, unter welchen diese große Stadt durch den
Cyrus eingenommen ward. Und ihre gänzliche Zerstö-
rung, in welcher sie nun seit einer langen Reihe von Jahr-
hunderten liegt, ist der Beschreibung, die die Propheten
davon machen, auch in den kleinsten Umständen gemäß.
Eben so verhält es sich mit der Weißagung Ezechiels
wider Tyrus. Jch will einen bloßen Fels aus ihr ma-
chen, sagt Gott bey diesem Propheten, und ein Wehrd
im Meer, darauf man die Fischgarne ausspannet. Und
die neuern Reisebeschreiber erzählen uns, daß dieß bis
auf diesen Tag erfüllt werde. Lesen Sie ferner die
Weißagungen Mosis über die Juden, so werden Sie
ihre Erfüllung in den besondern Schicksalen dieses Volk,
seiner Zerstreuung über den ganzen Erdboden, seiner
Verachtung und Separation von allen den Völkern, unter
denen es zerstreut ist, mit Jhren Augen sehen. Andere
Weißagungen können in Erfüllung gegangen seyn, ob
man es gleich nicht vollständig beweisen kann, weil etwa
die Begebenheiten, die sie vorhersagten, in der alten
Geschichte, so weit wir sie haben, nicht aufbehalten wor-
den sind. Noch andere werden ohne Zweifel zu ihrer
Zeit noch durch den Erfolg wahr befunden werden. Dieß
ist vornemlich von denen zu erwarten, die noch nicht ein-
getroffene Schicksale des jüdischen Volks verkündigen.
Unstreitig ist es wenigstens, daß Gott diese Nation nicht,
ohne Absichten mit ihr zu haben, auf eine so wunderbare
Art erhalte, und verhindere, daß sie sich nicht unter den
Völkern verliere, unter denen sie wohnt und von welchen
sie unterdrückt wird.

Die Worte Jesu, Matth. 13, 13., waren dem
Grafen aufgefallen. Jch erklärte sie ihm in Beziehung
auf Jes. 6, 9. 10. und befriedigte ihn dadurch. Bey
dieser Gelegenheit bat ich ihn die Evangelisten in Ver-

gleichung
J 4



Babylons zum Voraus, und zwar mit eben den Um-
ſtaͤnden, unter welchen dieſe große Stadt durch den
Cyrus eingenommen ward. Und ihre gaͤnzliche Zerſtoͤ-
rung, in welcher ſie nun ſeit einer langen Reihe von Jahr-
hunderten liegt, iſt der Beſchreibung, die die Propheten
davon machen, auch in den kleinſten Umſtaͤnden gemaͤß.
Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Weißagung Ezechiels
wider Tyrus. Jch will einen bloßen Fels aus ihr ma-
chen, ſagt Gott bey dieſem Propheten, und ein Wehrd
im Meer, darauf man die Fiſchgarne ausſpannet. Und
die neuern Reiſebeſchreiber erzaͤhlen uns, daß dieß bis
auf dieſen Tag erfuͤllt werde. Leſen Sie ferner die
Weißagungen Moſis uͤber die Juden, ſo werden Sie
ihre Erfuͤllung in den beſondern Schickſalen dieſes Volk,
ſeiner Zerſtreuung uͤber den ganzen Erdboden, ſeiner
Verachtung und Separation von allen den Voͤlkern, unter
denen es zerſtreut iſt, mit Jhren Augen ſehen. Andere
Weißagungen koͤnnen in Erfuͤllung gegangen ſeyn, ob
man es gleich nicht vollſtaͤndig beweiſen kann, weil etwa
die Begebenheiten, die ſie vorherſagten, in der alten
Geſchichte, ſo weit wir ſie haben, nicht aufbehalten wor-
den ſind. Noch andere werden ohne Zweifel zu ihrer
Zeit noch durch den Erfolg wahr befunden werden. Dieß
iſt vornemlich von denen zu erwarten, die noch nicht ein-
getroffene Schickſale des juͤdiſchen Volks verkuͤndigen.
Unſtreitig iſt es wenigſtens, daß Gott dieſe Nation nicht,
ohne Abſichten mit ihr zu haben, auf eine ſo wunderbare
Art erhalte, und verhindere, daß ſie ſich nicht unter den
Voͤlkern verliere, unter denen ſie wohnt und von welchen
ſie unterdruͤckt wird.

Die Worte Jeſu, Matth. 13, 13., waren dem
Grafen aufgefallen. Jch erklaͤrte ſie ihm in Beziehung
auf Jeſ. 6, 9. 10. und befriedigte ihn dadurch. Bey
dieſer Gelegenheit bat ich ihn die Evangeliſten in Ver-

gleichung
J 4
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[135/0147] Babylons zum Voraus, und zwar mit eben den Um- ſtaͤnden, unter welchen dieſe große Stadt durch den Cyrus eingenommen ward. Und ihre gaͤnzliche Zerſtoͤ- rung, in welcher ſie nun ſeit einer langen Reihe von Jahr- hunderten liegt, iſt der Beſchreibung, die die Propheten davon machen, auch in den kleinſten Umſtaͤnden gemaͤß. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Weißagung Ezechiels wider Tyrus. Jch will einen bloßen Fels aus ihr ma- chen, ſagt Gott bey dieſem Propheten, und ein Wehrd im Meer, darauf man die Fiſchgarne ausſpannet. Und die neuern Reiſebeſchreiber erzaͤhlen uns, daß dieß bis auf dieſen Tag erfuͤllt werde. Leſen Sie ferner die Weißagungen Moſis uͤber die Juden, ſo werden Sie ihre Erfuͤllung in den beſondern Schickſalen dieſes Volk, ſeiner Zerſtreuung uͤber den ganzen Erdboden, ſeiner Verachtung und Separation von allen den Voͤlkern, unter denen es zerſtreut iſt, mit Jhren Augen ſehen. Andere Weißagungen koͤnnen in Erfuͤllung gegangen ſeyn, ob man es gleich nicht vollſtaͤndig beweiſen kann, weil etwa die Begebenheiten, die ſie vorherſagten, in der alten Geſchichte, ſo weit wir ſie haben, nicht aufbehalten wor- den ſind. Noch andere werden ohne Zweifel zu ihrer Zeit noch durch den Erfolg wahr befunden werden. Dieß iſt vornemlich von denen zu erwarten, die noch nicht ein- getroffene Schickſale des juͤdiſchen Volks verkuͤndigen. Unſtreitig iſt es wenigſtens, daß Gott dieſe Nation nicht, ohne Abſichten mit ihr zu haben, auf eine ſo wunderbare Art erhalte, und verhindere, daß ſie ſich nicht unter den Voͤlkern verliere, unter denen ſie wohnt und von welchen ſie unterdruͤckt wird. Die Worte Jeſu, Matth. 13, 13., waren dem Grafen aufgefallen. Jch erklaͤrte ſie ihm in Beziehung auf Jeſ. 6, 9. 10. und befriedigte ihn dadurch. Bey dieſer Gelegenheit bat ich ihn die Evangeliſten in Ver- gleichung J 4

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/147>, abgerufen am 24.11.2024.