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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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einzige vernunftmäßige Art des Angriffs seyn würde,
begnügen sie sich damit, hin und wieder einzelne Sätze
aus dem Zusammenhange herauszureißen und sie aus
einem falschen Gesichtspuncte anzusehen; chronologische
und geographische Schwürigkeiten aufzusuchen; Ein-
würfe zu machen, die nur etwa das Bekenntniß dieser
oder jener Kirche, ja wohl gar nur einzelner Lehrer,
treffen; gewisse bibliche Aussprüche, oft nur nach den
Uebersetzungen geflissentlich falsch zu erklären; die Lehren
der Religion von einer lächerlichen Seite vorzustellen u.
s. w. Das alles ist dem leicht, der Luft dazu hat, und
dem es nicht an der Kunst fehlt, es auf eine einnehmende
Art vorzutragen; es macht Aufsehen und findet bey denen
Beyfall, deren Herz sich schon wider das Christenthum
erklärt hat: aber es beweist nichts, so lange der Grund
desselben nicht umgestürzt wird. Diese Art des Angriffs
kommt mir vor, als wenn sich jemand vorgenommen
hätte, ein festgebautes Haus über den Haufen zu wer-
fen, aber nun den Grund und die Verbindung desselben
unangetastet ließe, sondern nur hin und wieder eine Hand
voll Koth an die Mauer würfe, oder einige Fensterschei-
ben zerbräche, oder mit einem Federmesser an einigen
Stellen die Farbe abschabte. Der Bewohner des Hauses
würde sich deswegen nicht fürchten, daß es ihm über
den Kopf zusammenfallen möchte. Fände er es einmahl
der Mühe wehrt, so ließe er vielleicht die Flecken abwa-
schen, neue Fensterscheiben einsetzen, und den muhtwilli-
gen Beschädiger seines Hauses abstrafen.

Sie haben Recht, antwortete er, ich finde die
Sache so wie Sie sagen, und ich schäme mich es beken-
nen zu müssen, daß ich mich durch so nichts bedeutende
Einwürfe so lange von der Wahrheit habe entfernen
lassen. Nimmermehr hätte ich es geglaubt, daß so gute
Beweise für das Christenthum verhanden wären, und

daß
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einzige vernunftmaͤßige Art des Angriffs ſeyn wuͤrde,
begnuͤgen ſie ſich damit, hin und wieder einzelne Saͤtze
aus dem Zuſammenhange herauszureißen und ſie aus
einem falſchen Geſichtspuncte anzuſehen; chronologiſche
und geographiſche Schwuͤrigkeiten aufzuſuchen; Ein-
wuͤrfe zu machen, die nur etwa das Bekenntniß dieſer
oder jener Kirche, ja wohl gar nur einzelner Lehrer,
treffen; gewiſſe bibliche Ausſpruͤche, oft nur nach den
Ueberſetzungen gefliſſentlich falſch zu erklaͤren; die Lehren
der Religion von einer laͤcherlichen Seite vorzuſtellen u.
ſ. w. Das alles iſt dem leicht, der Luft dazu hat, und
dem es nicht an der Kunſt fehlt, es auf eine einnehmende
Art vorzutragen; es macht Aufſehen und findet bey denen
Beyfall, deren Herz ſich ſchon wider das Chriſtenthum
erklaͤrt hat: aber es beweiſt nichts, ſo lange der Grund
deſſelben nicht umgeſtuͤrzt wird. Dieſe Art des Angriffs
kommt mir vor, als wenn ſich jemand vorgenommen
haͤtte, ein feſtgebautes Haus uͤber den Haufen zu wer-
fen, aber nun den Grund und die Verbindung deſſelben
unangetaſtet ließe, ſondern nur hin und wieder eine Hand
voll Koth an die Mauer wuͤrfe, oder einige Fenſterſchei-
ben zerbraͤche, oder mit einem Federmeſſer an einigen
Stellen die Farbe abſchabte. Der Bewohner des Hauſes
wuͤrde ſich deswegen nicht fuͤrchten, daß es ihm uͤber
den Kopf zuſammenfallen moͤchte. Faͤnde er es einmahl
der Muͤhe wehrt, ſo ließe er vielleicht die Flecken abwa-
ſchen, neue Fenſterſcheiben einſetzen, und den muhtwilli-
gen Beſchaͤdiger ſeines Hauſes abſtrafen.

Sie haben Recht, antwortete er, ich finde die
Sache ſo wie Sie ſagen, und ich ſchaͤme mich es beken-
nen zu muͤſſen, daß ich mich durch ſo nichts bedeutende
Einwuͤrfe ſo lange von der Wahrheit habe entfernen
laſſen. Nimmermehr haͤtte ich es geglaubt, daß ſo gute
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[121/0133] einzige vernunftmaͤßige Art des Angriffs ſeyn wuͤrde, begnuͤgen ſie ſich damit, hin und wieder einzelne Saͤtze aus dem Zuſammenhange herauszureißen und ſie aus einem falſchen Geſichtspuncte anzuſehen; chronologiſche und geographiſche Schwuͤrigkeiten aufzuſuchen; Ein- wuͤrfe zu machen, die nur etwa das Bekenntniß dieſer oder jener Kirche, ja wohl gar nur einzelner Lehrer, treffen; gewiſſe bibliche Ausſpruͤche, oft nur nach den Ueberſetzungen gefliſſentlich falſch zu erklaͤren; die Lehren der Religion von einer laͤcherlichen Seite vorzuſtellen u. ſ. w. Das alles iſt dem leicht, der Luft dazu hat, und dem es nicht an der Kunſt fehlt, es auf eine einnehmende Art vorzutragen; es macht Aufſehen und findet bey denen Beyfall, deren Herz ſich ſchon wider das Chriſtenthum erklaͤrt hat: aber es beweiſt nichts, ſo lange der Grund deſſelben nicht umgeſtuͤrzt wird. Dieſe Art des Angriffs kommt mir vor, als wenn ſich jemand vorgenommen haͤtte, ein feſtgebautes Haus uͤber den Haufen zu wer- fen, aber nun den Grund und die Verbindung deſſelben unangetaſtet ließe, ſondern nur hin und wieder eine Hand voll Koth an die Mauer wuͤrfe, oder einige Fenſterſchei- ben zerbraͤche, oder mit einem Federmeſſer an einigen Stellen die Farbe abſchabte. Der Bewohner des Hauſes wuͤrde ſich deswegen nicht fuͤrchten, daß es ihm uͤber den Kopf zuſammenfallen moͤchte. Faͤnde er es einmahl der Muͤhe wehrt, ſo ließe er vielleicht die Flecken abwa- ſchen, neue Fenſterſcheiben einſetzen, und den muhtwilli- gen Beſchaͤdiger ſeines Hauſes abſtrafen. Sie haben Recht, antwortete er, ich finde die Sache ſo wie Sie ſagen, und ich ſchaͤme mich es beken- nen zu muͤſſen, daß ich mich durch ſo nichts bedeutende Einwuͤrfe ſo lange von der Wahrheit habe entfernen laſſen. Nimmermehr haͤtte ich es geglaubt, daß ſo gute Beweiſe fuͤr das Chriſtenthum verhanden waͤren, und daß H 5

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/133>, abgerufen am 24.11.2024.